Das Dampfroß
[105] Das Dampfroß.
Schnell! schnell, mein Schmidt! mit des Rosses Beschlag!
Derweil du zauderst, verstreicht der Tag. –
„Wie dampfet dein ungeheures Pferd!
Wo eilst du so hin, mein Ritter werth?“ –
Von Ost in West, wie die Schule beweist,
Der kommt, das hat er von seiner Müh’,
Ans Ziel um einen Tag zu früh.
Mein Dampfroß, Muster der Schnelligkeit,
Und nimmt’s zur Stunde nach Westen den Lauf,
Kommt’s gestern von Osten schon wieder herauf.
Ich habe der Zeit ihr Geheimniß geraubt,
Von gestern zu gestern zurück sie geschraubt,
Wie einst ich zu Adam gelangen mag.
Ich habe die Mutter, sonderbar!
In der Stunde besucht, da sie mich gebar,
Ich selber stand der Kreißenden bei,
Viel tausend Mal, der Sonne voran,
Vollbracht’ ich im Fluge noch meine Bahn,
Bis heut’ ich hier zu besuchen kam
Großvater als glücklichen Bräutigam.
Die je mit Augen ich noch erschaut;
Er aber, grämlich, zu eifern geneigt,
Hat ohne Weit’res die Thür mir gezeigt.
Schnell! schnell, mein Schmidt! mich ekelt schier,
Zurück hindurch! es verlangt mich schon
Zu sehen den Kaiser Napoleon.
Ich sprech’ ihn zuerst auf Helena,
Den Gruß der Nachwelt bring’ ich ihm da;
Und warn’ ihn, – o hielt’ er die Warnung fest!
Bist fertig, mein Schmidt? nimm deinen Sold,
Ein Tausend Neunhundert geprägtes Gold.
Zu Roß! Hurrah! nach Westen gejagt,
„Mein Ritter, mein Ritter, du kommst daher,
Wohin wir gehen, erzähle noch mehr;
Du weißt, o sag’ es, ob fällt, ob steigt
Der Cours, der jetzt so schwankend sich zeigt?
Ist’s weis’ auf Rothschild Häuser zu bau’n?“ –
Schon hatte der Reiter die Feder gedrückt,
Das Dampfroß fern ihn den Augen entrückt.