Das Fräulein von Windeck

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Textdaten
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Autor: Georg Rapp
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Titel: Das Fräulein von Windeck
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 154–155
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
Themenseite: Bühl (Baden)
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[154]
8) Das Fräulein von Windeck.[1]

Hoch auf dem granitnen Thurme
Schaut der Jungfrau Geist zu Thal,
Nicht im Dunkel, nicht im Sturme:
In des Maitags erstem Strahl;

5
Eine Himmelsblume, glänzend

In des Frühlings Blüthenrund,
Ihren Goldpokal kredenzend
Jedem frohen Menschenmund.

„Weil ein Maitag mich entnommen

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In den Mai der Ewigkeit,

Lockt es mich herab zu kommen
Mit der frohen Blumenzeit.
Keiner Engel Hymnen schallen,
Keine Palmen lohnen hier,

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Aber meine Nachtigallen,

Meine Rosen blieben mir!“

Sinnend schaut sie in die Tiefen:
„Viele kehrten bei mir ein,
Die mit mir zum Heil entschliefen,

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Sangen hell durch Thal und Hain;
[155]

Tranken Jubel sich und Stärke,
Wenn ich mit dem Becher kam,
Lebten nur der Lust, dem Werke,
Ließen keine Zeit dem Gram.

25
„Aber einsam steh’ ich oben

Mit dem alten Grafentrank;
Niemand kommt mehr, ihn zu loben. –
Seyd zu stolz ihr für den Dank,
Für die Freude schon zu weise,

30
Für den Frühling schon zu alt,

Für ein herzlich Lied zu leise,
Für die Liebe schon zu kalt?

„Fahret hin, ihr Freudenlosen,
Bittet ab euch jede Lust,

35
Uebersehet meine Rosen,

Meiner Sänger kleine Brust.
Daß sie nicht vergebens leben,
Nicht umsonst ihr Lied erwacht,
Muß ein Geist vom Himmel schweben,
Huldigen der frommen Pracht.

Georg Rapp.

  1. [155] Vergleiche mit dieser Romanze „Das Burgfräulein von Windeck“ von Al. Schreiber, Seite 151 ff.