Hugo von Windeck
„Sieh, was steht auf Windecks Thurme,
Da noch kaum der Morgen graut?
Fast erscheint es wie ein Ritter,
Der ins Thal herniederschaut.“
Auf die Trümmer oft zurück,
Nach dem Rheine, nach dem Münster
Wendet er den feuchten Blick.
Herrlich hier auf diesen Bergen
Hugo war von edler Sitte,
Kühn, doch menschlich im Gefecht.
Von den Frauen Straßburg’s reichte
Ihm die Schönste ihre Hand,
Sehnend nach dem Heimathland.
Manche Stunde sah sie traurig
Nach dem schönen, hehren Dom,
Welchen Erwins Hand gegründet
Hugo sprach mit süßen Worten:
„Komm ins Abendroth hinaus,
Komm und sieh die Rehlein springen
In des Waldes grünem Haus.
Wandelst gern im Blumenduft;
Komm und laß den Falken steigen
Fröhlich in die blaue Luft!“
Aber Hugo’s Worte lullen
Immer schaut sie nach dem Münster,
Immer schaut sie nach dem Rhein.
Einst sieht sie des Thurmes Spitze
Herrlich schimmern durch die Nacht;
Der Beleuchtung hohe Pracht.
Und sie fleht zum Gatten weinend:
„Morgen ist ein heil’ger Tag;
Gönne mir, daß ich ihn drüben
Hugo giebt ihr treue Diener
Auf die Betfahrt zum Geleit,
Und die Meß’ im Dom zu hören
Kommt sie noch zu rechter Zeit.
Weht sie an ein kalter Hauch,
Als die Kerzen nun erlöschen,
Da verlischt ihr Leben auch.
In dem Münster liegt sie Abends,
Wie am Thurme gestern, brennen
Lampen heut um ihre Bahr’. –
Hugo hört die Trauerkunde,
Doch sein Herz erträgt es nicht,
Nimmermehr sieht man ihn lächeln,
Bis sein Aug’ im Tode bricht.
Auf die Trümmer seiner Veste
Kehrt sein Geist noch oft zurück,
Blickt dahin zum grauen Münster,
Wo begraben liegt sein Glück.