Das Grab des heiligen Dionysius

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Autor: Knöner
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Titel: Das Grab des heiligen Dionysius
Untertitel:
aus: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden: Noch lebende Volkssagen und Legenden, S. 213–214
Herausgeber: Friedrich Köster
Auflage: 2. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: In Commision bei A. Pockwitz
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Erscheinungsort: Stade
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Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung: Aus dem Amte Lehe
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3. Das Grab des heiligen Dionysius.[1]

Südöstlich von Lehe, nahe an der Chaussee, die von Lehe über die Geestebrücke nach Geestendorf bis Bremen führt, liegt der Klushof, der früher als Armenkirchhof benutzt wurde, seit Anlegung des neuen Kirchhofes im Jahre 1827 aber nur noch als Grasplatz jährlich zum Besten der Armen vermiethet wird. Hier stand in alten Zeiten das erste christliche Gebäude in dieser Gegend, die Capelle zum heiligen Kreuz. Fromme Mönche verkündigten hier zuerst das Evangelium den heidnischen Sachsen; in welchen Jahren dies geschah, kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden. Wahrscheinlich war es kurz vor oder nach der Zeit, [214] als Karl der Große das Bisthum Verden stiftete, also etwa um das Jahr 776 nach Christi Geburt. Während der blutigen Kriege, die Karl der Große mit den Sachsen führte, geschah es, als er eben in Spanien gegen die Mauren kämpfte, daß die Sachsen unter Anführung ihres Herzogs Wittekind blutige Rache übten an allen christlichen Sendboten des Evangeliums, die unter ihnen lehrten, sie tödteten und ihre kirchlichen Gebäude zerstörten.

Dieses Loos traf auch den Friedensboten, der hier in der Capelle auf dem Klushof lehrte. Es war der heilige Dionysius aus Frankreich. Dionysius sieht seinen Tod als unvermeidlich an. Um aber der Lehre und dem Herrn, in dessen Namen er das Wort der Wahrheit verkündigt hatte, auch im Sterben noch einen Dienst zu erzeigen und seinen Mördern mit seinem gewaltsamen Tode zu nützen, sagt er zu ihnen: „Ihr glaubt nicht an dieses Wort, das ich euch verkündigt habe, aber es ist gewiß wahr; und zum Beweise, daß es Wahrheit ist, sollt ihr mir, wenn ihr mich enthauptet habt, meinen Kopf unter meinen Arm geben und ich will mit ihm noch eine Strecke Weges fortlaufen. Da, wo ich niederfallen werde, sollt ihr mich begraben.“ Dieses Wunder reizte seine rohen Mörder gar zu sehr, als daß sie ihm das Leben gelassen hätten. Sie gingen die Bedingung ein, schlugen ihm den Kopf ab, gaben ihm denselben unter seinen linken Arm und der Enthauptete lief mit ihm von dem Klushof gegen den Büttel bis zu der Stelle, wo man noch jedem Fremden sein Grab zeigt, der es sehen will. Von einem Grabe ist hier freilich nichts zu sehen; früher hat da aber ein aufgeworfener Hügel gelegen mit einem darauf stehenden Kreuze, jetzt ist es ein Rasenplatz, ein paar Ruthen groß, am östlichen Ende eines Stückes Ackerland, dessen Besitzer sich aber wohl zu hüten hat, diesem Platze mit dem Pfluge zu nahe zu kommen. Pilger aus Italien und Frankreich sind früher hier hergekommen und haben diese Grabstätte besucht, von ihrer Erde mitgenommen und sich beides von dem damaligen Beamten schriftlich beglaubigen lassen. Das hiesige Kirchensiegel stellt den heiligen Dionysius dar, wie er seinen Kopf unter dem linken Arme trägt.


  1. Vergl. Pratje Altes und Neues X. 10. Uebrigens ist dieser Dionysius, welcher für den ersten Apostel von Gallien angesehn wird, von dem Areopagiten wohl zu unterscheiden.
    K.