Das Hausgesinde (1815)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Brüder Grimm
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Hausgesinde
Untertitel:
aus: Kinder- und Haus-Märchen Band 2, Große Ausgabe.
S. 268–269
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1815
Verlag: Realschulbuchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: old.grimms.de = Commons
Kurzbeschreibung:
seit 1815: KHM 140
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
Begriffsklärung Andere Ausgaben unter diesem Titel siehe unter: Das Hausgesinde.


[268]
54.
Das Hausgesinde.

„Wo wust du henne?“ – „Nah Walpe!“ – „Ick nah Walpe, du nah Walpe; sam, sam, goh wie dann!“

„Häst du auck ’n Mann? wie hedd din Menn?“ – „Cham!“ – „Min Mann Cham, din Mann Cham; ick nah Walpe, du nah Walpe; sam, sam, goh wie dann!“

„Häst du auck ’n Kind? wie hedd din Kind?“ – „Grind!“ – „Min Kind Grind, din Kind Grind; min Mann Cham, din Mann Cham; ick nah Walpe, du nah Walpe; sam, sam, goh wie dann!“

„Häst du auck ’n Weige? wie hedd dine Weige?“ – „Hippodeige!“ – „Mine Weige Hippodeige, dine Weige Hippodeige; min Kind Grind, din Kind Grind; min Mann Cham, din Mann Cham; ick nah Walpe, du nah Walpe; sam, sam, goh wie dann!“

„Häst du auck ’n Knecht? wie hedd din Knecht?“ – „Mach mirs recht!“ – „Min Knecht Mach mirs recht, din Knecht [269] Mach mirs recht; mine Weige Hippodeige, dine Weige Hippodeige; min Kind Grind, din Kind Grind; min Mann Cham, din Mann Cham; ick nah Walpe, du nah Walpe; sam sam, goh wie dann!“

Anhang

[XL]
54.
Das Märchen vom Hausgesinde.

(Aus dem Paderbörn.) Die vielerlei Abweichungen dieses uralten Märchens (gleichsam ein Gespräch mit dem Widerhall) anzuführen, würde hier zu weitläuftig seyn und noch unpassender die meistentheils in die alte Sprache und Fabel reichenden, immer sehr poetischen Namen zu erklären. Der Hel (Hölle) Saal heißet Eliud, ihr Tisch Hungur, ihr Messer Sultur, ihr Knecht Gangläti, ihre Magd Ganglöt, ihre Schwelle Fallandi-forrad, ihr Bett Kaur, ihre Decke Blikandi-baul, ihr Acker Hnipinn. In der Gothreks Saga sind andere bedeutsame Familiennamen, der Vater Skapnartungur, die 3 Söhne: Fiolmodi, Ymsigull [XLI] Gillingr, die Mutter sammt den drei Töchtern: Dotra, Snotra, Hiotra, Fiotra und in einer andern Sage der Mann Stedie, die Frau Brynia, die Tochter Smidia, der Sohn Thöllur; man findet in den mythischen Geschlechtsnamen lauter Verwandtschaften. So zählt Vidrich im Lied von Riese Langbein 18. 19. 20. die Namen von Vater, Mutter, Schild, Hehn, Schwert und Pferd auf. In einem altdeutschen Gedicht vom Hausrath heißt der Hund Grin, die Katze Zise, der Knecht Wise, das Pferd Kerne, die Magd Metze. Musäns (Volksm. V. 130.) hat aus einem Volkspilgerlied folgende schöne Stelle aufbehalten: aus welcher Gegend kommt ihr? „von Sonnenaufgang.“ wohin gedenkt ihr? „nach Sonnenniedergang.“ in welches Reich? „in die Heimath.“ wo ist die? „hundert Meil ins Land hinein.“ Wie heißest du? „Springiusfeld grüßt mich die Welt, Ehrenwerth heißt mein Schwert, Zeitvertreib nennt sich mein Weib, Spätestagt ruft sie die Magd, Schlechtundrecht nennt sich der Knecht, Sausewind tauft ich mein Kind, Knochenfaul schalt ich den Gaul, Sporenklang heißt sein Gang, Höllenschlund lock ich den Hund, Wettermann kräht (heißt) mein Hahn, Hupf ins Stroh heißt mein Floh. Nun kennst du mich mit Weib und Kind und allem meinem Hausgesind.“

Schütze im hollst. Id. 2. 117. und 4. 136. führt an: Hebberecht so heet min Knecht, Snakfordan so heet min Mann, Tiedvördrif so heet min Wif, Luusebung so heet min Jung. In den Kinderliedern, Anhang zum Wunderhorn S. 41. – 43. Bibberlein heißt mein armes Hühnelein, Enteauentlein die Ente, Wackelschwänzlein die Gans, Schmortopf das Schwein, Klipperbein die Ziege, Gutemuh die Kuh, Guckheraus das Haus; Kegelbahn der Mann, Goldenring das Kind, Hatergsagt die Magd, Haberecht der Knecht, Wettermann der Hahn, Hüpf ins Stroh der Floh. – Stilling in s. Leben I.S. 62. führt nur eine Zeile an: „Gerberli hieß mein Hüneli,“ und holländ. Volkslied beginnt: koekeloery heet myn haan, prys heer [XLII] myn hennetjen. Wenn der Tannhäuser II. 67. sein Gesinde Zadel, Zweifel, Schade und Unbereit nennt, so ist das schon der Uebergang der epischen Namen in die bewußte Allegorie, wie z.B. in dem Spruch: Vielborgen hat eine Stiefmutter, heißt: Verkaufdeingut, die gebiert eine Tochter heißt: Gibswohlfeil, dieselbige Tochter hat ein Bruder der heißt: zum Thorhinaus. In der Mitte steht noch das bekannte: „Sparebrot (Vater) ist tod, Schmalhans heißt der Küchenmeister“ Einzelne Namen, wie der des Weibes Zeitvertreib und Leidvertreib lassen sich in vielen alten Beyspielen darthun, z.B. Morolf 159. 1145. Auch der „Ruprecht mein Knecht“ aus dem Wartburger Krieg gehört hierher. Vergl. die Namen, die in der schönen Katrinelje vorkommen.