Das Kauen als Heilmittel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Textdaten
<<< >>>
Autor: *
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Kauen als Heilmittel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 292
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[292] Das Kauen als Heilmittel. Gut gekaut ist halb verdaut – sagt ein altes Sprichwort, und dieses gehört zu den „goldenen“, die eine auf Erfahrung gestützte wahre Erkenntnis enthalten. Mit dem Kauen wird es aber bei der modernen Menschheit immer schlimmer bestellt; mürbe, fein, weich, zerkleinert kommen die Speisen auf den Tisch, und da wird man der „Arbeit“ des Kauens überhoben. Wie sehr wird dadurch die Gesundheit geschädigt! Infolge der mangelhaften Uebung und Benutzung entartet zunächst das Gebiß, die Zähne werden schwach und schlecht – und die zahnarme Menschheit kaut erst recht mangelhaft, verschlingt die weich zubereiteten Gerichte. Die Unterlassung des Kauens bringt aber noch andere Schäden mit sich. Das Kauen regt die Speicheldrüsen an; wer fleißig kaut, der erzeugt viel Speichel, und dieser ist zur Verdauung unbedingt nötig. Ein englischer Arzt, Wright, hat versuchsweise nach jeder Mahlzeit den Speichel nicht verschluckt,sondern ausgespuckt – und siehe da, in kürzester Zeit litt er an Verdauungsbeschwerden, das bekannte Sodbrennen stellte sich bei ihm ein. Die Erklärung dieser Erscheinung ist leicht – der Speichel ist alkalisch, d. h. er hat eine chemische Zusammensetzung, welche der Säure entgegenwirkt, dieselbe aufhebt oder bindet, und der Speichel ist in der Oekonomie des menschlichen Körpers berufen, dafür zu sorgen, daß der Mageninhalt nicht zu sauer wird. Bei unserer heutigen verfeinerten Lebensweise wird aber der Magen nur zu oft übersäuert und die Magensäure ist die Ursache so vieler Beschwerden, die sich als Sodbrennen, Magenschmerzcn und selbst Magenkrämpfe kund geben. Seit langer Zeit sucht man diese Erscheinungen durch Verabreichung von Heilmitteln zu beseitigen, welche die Säure binden, wie z. B. das doppeltkohlensaure Natron. Aber diese Heilmittel haben ihre Schattenseiten, die Salze greifen die Magenschleimhaut an und blähen durch Entwicklung der Kohlensäure den Magen übermäßig auf. Da ist ein Arzt, Dr. J. Bergmann (Worms), auf den Gedanken gekommen, die Uebersäuerung des Magens auf natürlichem Wege zu heilen indem er die darniederliegende Speichelabsonderung zu heben suchte. Er erreichte dies dadurch, daß er die Kranken während und nach der Mahlzeit fleißig kauen ließ. Der Erfolg blieb auch nicht aus. Durch dieses einfache Mittel wurde die Uebersäuerung des Magens behoben. Dr. Bergmann hat für derartige Magenkranke in der Kronenapotheke von S. Radlauer in Berlin besondere Kautabletten herstellen lassen, an denen man lange genug herumkauen kann. – Wir erwähnen jedoch diese Thatsache darum, um auch dem Gesunden die Wichtigkeit des Kauaktes vor Augen zu führen. Gut gekaut ist halb verdaut – das sollte jedermann beherzigen, und die Mütter sollten ihre Kinder zum fleißigen Kauen anhalten; denn es ist nicht nur ein Heilmittel gegen übermäßige Magensäure, sondern auch, was wichtiger erscheint, ein Mittel zur Erhaltung der Gesundheit der Zähne. *