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Das Liebesorakel

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Textdaten
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Titel: Das Liebesorakel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 792–793, 804
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[792–793]

Das Liebesorakel.
Nach einem Gemälde von P. Piatti.

[804] Das Liebesorakel. (Zu dem Bilde S. 792 u. 793.) In der Säulenhalle eines antiken Hauses sehen wir Frauen mit einem Spiel beschäftigt, welches der Kunst des Alterthums zu verschiedenen hübschen Darstellungen Anlaß gegeben hat. Es ist das Knöchelspiel oder das Spiel mit den Astragaloi.

Das Hazardspiel war in Rom zur verderblichsten Sucht geworden und alle Strenge wiederholter gesetzlicher Bestimmungen konnte nicht verhindern, daß im geheimen das verführerische Würfelspiel vieler Glück und Vermögen zu Grunde richtete. Es gab zwei Sorten Würfel: die „Tali“ oder „Astragaloi“, wie der griechische Name lautete, ursprünglich aus Thierknöcheln gefertigt, später aus sehr verschiedenem Material, hatten nur vier ebene Flächen; zwei einander gegenüberstehende waren uneben oder gerundet, so daß auf ihnen der Würfel nicht leicht zu stehen kommen konnte. Die vier ebenen Flächen waren mit Punkten oder Strichen bezeichnet, so daß auf zwei sich entgegenstehenden Seiten 1 und 6, auf den andern 3 und 4 sich befanden. Die Zahlen 2 und 5 fehlten ganz. Mit vier solchen Würfeln wurde gespielt. Der glücklichste Wurf, der den stolz klingenden Namen „Venus“ führte, war, wenn alle vier Würfel verschiedene Zahlen zeigten, der schlechteste Wurf, wenn alle vier dieselbe Zahl und zwar die Eins zeigten.

Die zweite Art Würfel, die „Tesserae“, entsprachen den auch bei uns gebräuchlichen. Ihre sechs Seiten waren mit 1 bis 6 bezeichnet, so daß stets die einander gegenüberstehenden Seiten zusammen sieben Augen zählten, ganz wie bei uns. Von diesen Würfeln wurden beim Spielen nur drei oder zwei gebraucht.

Daß man das Würfelspiel auch zu einem Würfelorakel benutzen konnte, so daß je nach dem Falle der Steine irgend ein glücklicher oder unglücklicher Ausgang eines Unternehmens, das Eintreffen oder Ausbleiben eines gewünschten Ereignisses verkündigt wurde, ist wohl fraglos, und da Fragen der Liebe und Heirath bei den Frauen aller Zeiten in erster Linie standen, so darf man wohl auch annehmen, daß die Schönen auf dem Bilde von Piatti das Orakel der Würfel in einer Herzensangelegenheit befragt haben. Von den beiden vorzugsweise betheiligten Schönen, die sich zum Würfelspiel hingelagert haben, ist die eine offenbar eben im Begriff, einen entscheidenden Wurf zu thun. Noch wiegt sie zögernd die Knöchelchen auf dem Rücken der schöngeformten Hand. Mit geringerer oder größerer Theilnahme verfolgen drei andere den Verlauf des Glücksspiels, und die Kunst des Malers zeigt sich besonders darin, daß er den verschiedenen Grad dieser Theilnahme in ausdrucksvoller Weise zur Anschauung gebracht hat. †