Der Cotta’sche Musenalmanach für 1894
[804] Der Cotta’sche Musenalmanach für 1894. Würdig schließt sich der neue Almanach seinen Vorgängern an. In vornehmer Ausstattung, begleitet vom Schmuck stimmungsvoller Bilder nach Meistern wie H. Baisch, H. Kaulbach, R. Püttner, tritt uns der Inhalt dieses poetischen Sammelbuches entgegen. An der Spitze steht eine Prosadichtung von Paul Heyse, „Donna Lionarda“; sie schildert in kurzen feinen Strichen ein Menschenschicksal von melancholischem Reiz. Zwei Erzählungen in Versen schließen sich an. In der ersten läßt Ernst Ziel aus des Meeres und der Liebe Wellen, „Zwischen Felsen und Klippen“, ein anmuthiges Idyll entstehen; die zweite, die Stephan Milow zum Verfasser hat, malt uns das wechselvolle Los einer „Grafentochter“, das am Ende harmonisch ausklingt in tröstlicher Entsagung. Diese Dichtungen führen uns hinüber zu den kleineren Beiträgen, in denen Otto Braun, der feinsinnige Herausgeber, die besten Namen, alte und junge Talente versammelt hat. Eckstein, J. G. Fischer, Gottschall, Heyse, Jensen, Lingg, Paulus, Rittershaus, Roquette, Karl Weitbrecht und andere lassen sich da in den verschiedensten Weisen, aber immer in künstlerischen Formen vernehmen. So enthält auch dieser neue Band des Musenalmanachs nicht wenig des Schönen, er wird jedem Freund edler Poesie willkommen sein.