Das Münchener Kunstgewerbe auf der Ausstellung in Chicago

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Titel: Das Münchener Kunstgewerbe auf der Ausstellung in Chicago
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 199
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[199] Das Münchener Kunstgewerbe auf der Ausstellung in Chicago. „Es darf sich sehen lassen!“ das sagte mit Befriedigung jeder, der diesen Winter trotz der grimmigen Kälte vor den Fenstern des Kunstgewerbevereins zu München verweilte. Allmählich tauchten dort immer mehr Prachtstücke auf mit großen Zetteln, auf denen zu lesen stand: „Für Chicago“. Keine deutsche Stadt, Berlin mit einbegriffen, besitzt eine permanente Ausstellung von solchem künstlerischen Glanze, weil nirgends sonst Kunst und Handwerk so tief und innig verbunden sind wie in München. Die ersten dekorativen Künstler, zum großen Theil Handwerkersöhne, bringen aus der väterlichen Werkstatt eine natürliche Geschicklichkeit und Findigkeit mit, die dann ihren Werken das kraftvolle, grnndoriginelle Gepräge verleiht, das sich neben den elegantesten französischen Luxusgeräthen zu behaupten weiß. Ein Prachtstück dieser Art z. B. entzückte alle Kenner, ein kaum meterlanges „Piratenschiff“ vom Bildhauer C. Fischer, als Saalzierde von der Decke hängend gedacht, mit einem bösartigen drohenden Schiffsschnabel, trotzigem Balken- und Eisenwerk, Ketten statt Tauen, blutrothen Drachensegeln und schwerbeschlagenen Seiten, ein Stück echter Seeräuberromantik, wie aus den Novellen des Cervantes herausgeschnitten. Daneben hing ein hochgetakeltes „holländisches Vollschiff aus dem 17. Jahrhundert“, bis ins kleinste einer jener pomphaften Prachtfregatten mit vergoldetem Bugspriet und stockwerkhohen Wänden nachgebildet. Diese beiden Stücke dürften wohl den Weg in einen amerikanischen Prunksaal finden. An die Deutschen drüben wendet sich dafür ausschließlich ein sehr schöner Wandschirm von Professor Louis Braun, dessen fünf Felder von fünf kraft- und charaktervollen Kürassiergestalten ausgefüllt sind. Der Pappenheimer aus dem Dreißigjährigen Kriege macht den Anfang, ihm folgt ein österreichischer Kürassier aus der Türkenzeit, ein preußischer aus dem Siebenjährigen ein bayerischer aus dem Befreiungskrieg, und den Beschluß macht ein junger Hüne in der Uniform des preußischen Garde-Kürassierregiments. – Der sonstige Reichthum an Prachtspiegeln und Büsten, Zimmereinrichtungen, Schnitz- und Juwelierarbeiten, auch an wunderschönen Stickereien von künstlerisch geschulten Damen, alles dies und unendlich viel mehr vereinigt sich zu einem Ganzen, an welchem sicherlich unsere deutschen Landsleute drüben ihre stolze Freude haben werden. Sie seien hiermit im voraus darauf aufmerksam gemacht!