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Das Megaphon, eine vermuthlich deutsche Erfindung des siebenzehnten Jahrhunderts

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Das Megaphon, eine vermuthlich deutsche Erfindung des siebenzehnten Jahrhunderts
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 56
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[56] Das Megaphon, eine vermuthlich deutsche Erfindung des siebenzehnten Jahrhunderts. Die Tagesblätter Amerikas und der übrigen Welt treiben gegenwärtig den größten Mißbrauch mit dem Namen Edison. Bald soll er erfunden haben, wie man dem Niagarafall alle Handarbeit der Vereinigten Staaten aufbürden könne, bald die Vertheilung des elektrischen Lichtes auf beliebig viele Lämpchen – ein, nebenbei gesagt, bis zu einem gewissen Grade längst gelöstes Problem –, dann wieder eine neue Blindenschrift, die, mit einer chemischen Auflösung hergestellt, reliefartig aus dem Papiere emporwächst, und sonstige wünschenswerthe Dinge. So hatte man denn auch in Betreff des Megaphons, des „schallenden Opernglases“, noch ehe man wußte, wie es construirt sei, einen ungeheueren Lärm gemacht (vgl. „Gartenlaube“ Nr. 34, 1878), und nun zeigt es sich, daß dasselbe gar nichts weiter als ein gewöhnliches, in etwas größeren Dimensionen ausgeführtes Höhrrohr vorstellt. Dasselbe besteht einfach aus zwei gegen sieben Fuß langen und am offenen Ende siebenundzwanzig Zoll weiten Trichtern aus starkem Papier, die auf einem drehbaren Stativ befestigt sind und den Schall mittelst eines biegsamen, engen Kautschukröhrchens in je ein Ohr leiten. Man hat sich einfach mit zwei riesigen Ohrmuscheln versehen, die sich beide direct nach derselben Richtung stellen lassen, um damit leises Flüstern auf etwa tausend Schritt, lautes Sprechen auf eine viertel Meile verstehen zu können. Es ist also von keiner Verstärkung des Schalles, wie beim Mikrophon, die Rede. Allem Anscheine nach hat schon der berühmte Verfasser des „Simplicissimus“, Christoph von Grimmelshausen, sich ein solches Hörrohr hergestellt gehabt, und das ist in keiner Weise zu verwundern, denn gerade im siebenzehnten Jahrhundert hat man unzählige Versuche über die beste Form der Sprach- und Hörrohre angestellt. Der abenteuerliche „Simplicissimus“ erzählt im ersten Capitel des dritten Buches seiner Lebensbeschreibung:

„Darneben erdachte ich ein Instrument, mit welchem ich bei Nacht, wann es Windstill war, eine Trompete auf drey Stundwegs[WS 1] von mir blasen, ein Pferd auf zwo Stund schreyen oder Hunde bellen, und auf eine Stunde weit die Menschen reden hören konte, welche Kunst ich sehr geheim hielt und mir damit ein Ansehen machte, weil es bey jedermann unmöglich zu seyn schien. Bei Tag war mir besagtes Instrument (welches ich gemeiniglich neben einem Perspektiv im Hosensack trug) nicht viel nutz, es wäre dann an einem einsamen stillen Ort gewesen; dann man mußte von den Pferden und dem Rindvieh an bis auf den geringsten Vogel in der Luft oder Frosch im Wasser alles hören, was sich in der gantzen Gegend nur regte und eine Stimme von sich gab. … Ich wil einen Menschen bei Nacht, der nur so laut redet, als seine Gewohnheit ist, durch ein solches Instrument erkennen, er sey gleich so weit von mir als ihn einer durch ein Perspektiv bei Tag an den Kleidern erkennen mag. Ich kan aber keinen verdenken, wenn er mir nicht glaubet, was ich jetzund schreibe, dann es wollte mir keiner glauben von denjenigen, die mit ihren Augen sahen, als ich mehrbedeut Instrument gebrauchte und ihnen sagte: Ich höre Reuter reiten, dann die Pferde seyn beschlagen; ich höre Bauern kommen, dann die Pferde gehen barfuß … es ist ein Dorff um diese oder jene Gegend, ich höre die Hanen krähen u. s. w. … Meine eigenen Cameraden hielten anfangs diese Reden vor Bossen, Thorheften und Aufschneyderey, und als sie im Werck befanden, daß ich jeder Zeit waarsagte, muste alles Zauberey, und mir, was ich ihnen gesaget, vom Teuffel und seiner Mutter offenbaret worden seyn.“

Ohne Zweifel ist also das Megaphon schon im Dreißigjährigen Kriege gebraucht worden. Auch Edison hebt hervor, daß man vermittelst desselben eine tausend und mehr Schritt entfernte Person im Grase gehen höre. Um sich gegenseitig mit diesem Instrumente auf größere Entfernungen, z. B. für Seezwecke, mündlich verständigen zu können, hat Edison noch ein in der Mitte auf dem Stativ befindliches Sprachrohr von ähnlichen Dimensionen, aber mit weiterem Mundstück hinzugefügt; die Correspondenten müssen beide diese drei Trichter zur Verfügung haben.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Stunbwegs