Das Neujahrsblasen der Berliner Postillone

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Titel: Das Neujahrsblasen der Berliner Postillone
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 881, 893
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[881]

Das Neujahrsblasen der Berliner Postillone.
Nach einer Zeichnung von Werner Zehme.

[893] Das Neujahrsblasen der Berliner Postillone. (Zu dem Bilde S. 881.) Zur Zeit der Jahreswende, wenn überall die Geschäftsleute ausruhen von der Arbeit, die das Weihnachtsfest gebracht hat, schwillt die Thätigkeit der Mannen Stephans zu wahrhaft unheimlicher Höhe an und erfordert zu ihrer Bewältigung die ganze Lust und Liebe und zugleich die selbstlose Pflichttreue aller der Personen, die zu der Postarmee gehören und deren Leistungsfähigkeit wir zu bewundern schon so oft Gelegenheit hatten.

Am lebhaftesten und angestrengtesten geht es in dieser Nacht im Berliner Hauptpostgebäude zu. Wagen auf Wagen rollen in die Höfe ein, und sie liefern immer neue, endlose Berge von Packeten, Briefen und Karten ab, die von Hunderten von Beamten nach den auswärtigen Ortschaften, dann nach den Stadtgegenden Berlins und schließlich nach den einzelnen Postanstalten auseinandergelesen und letzteren sofort wieder durch Eilposten überliefert werden. So geht es Stunde auf Stunde; immer mehr wächst die Arbeit, statt abzunehmen, und scheint kurz vor Mitternacht überhaupt jeder rechtzeitigen Bewältigung zu spotten. Da, hoch vom Rathhausthurm dröhnt der erste der zwölf Schläge, und in demselben Augenblick verkünden Postillone mit lauten Trompetenstößen in jedem Saal, daß das neue Jahr begonnen und die Arbeit für eine kurze Zeit zu ruhen hat.

Die leitenden Beamten halten kurze Ansprachen, Erfrischungen werden herumgereicht, und nun ertönen auch draußen auf dem Posthofe die friedlichen, zu Herzen gehenden Klänge eines von Postillonen geblasenen Chorals, dessen stimmungsvolle Weisen die Vorübergehenden von den Straßen heranlocken.

Nach einer viertelstündigen hochwillkommenen Pause wird die ruhende Arbeit mit fiebernder Hast wieder aufgenommen und derart gefördert, daß sie in ihren wichtigsten Theilen fast immer beendet ist, wenn die Neujahrsschwärmer noch in den Federn liegen und von all dem Herrlichen träumen, was das neue Jahr in seinem Schoße für sie birgt.