Das Reh im Steinwäldchen
Ein Jüngling ging zu jagen
Mit seinem Hund allein,
Als es begann zu tagen,
Tief in den Wald hinein.
Vorüber fliegt ein Reh,
An Weiße zu vergleichen
Dem frischgefallnen Schnee.
Und husch! mit Windesschnelle
Bis es an einer Quelle
Fast trutzig stille stund.
Doch, wie gelähmt die Glieder,
Der Jäger inne hält,
Ihm Pfeil und Bogen fällt.
Denn an des Brünnleins Rande
Im frischen, kühlen Gras,
Im silbernen Gewande,
Die schlanke Hindin strecket
Sich ihr zur Seite hin,
Und schmeichelt ihr und lecket
Die Hand der Schützerin.
An ihres Herren Fuß,
Ein höhres Wesen witternd,
Dem sie sich beugen muß.
Die Maid, mit sanfter Frage
„Was hat, o Jüngling, sage,
Dir dieses Thier gethan?“
Der Waidmann bebt und wendet
Beschämt die Blicke ab,
Der ihr Gesicht umgab.
Und als er wieder schauet,
Da ist die Stätte leer;
Der Jüngling flieht, ihm grauet,
Doch immer zieht’s ihn, immer
An diesen Ort zurück,
Die Jungfrau sieht er nimmer, –
Verschwunden ist sein Glück.