Das Teufelsloch

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Das Teufelsloch
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 448–450
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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[448]
Das Teufelsloch.

Ohngefähr auf dem halben Wege zwischen Mannheim und Feudenheim führte von der Heidelberger Heerstraße [449] rechtsabwerts ein einsamer Feldweg, an dem Schützenhäuschen vorüber, durch die menschenleere Flur. Schwermüthige Stille umgibt den Wanderer; nur zuweilen noch tönt der Knall einer Peitsche von der Straße herüber, bald aber verliert sich auch diese Spur des Lebens in der schauerlichen Einöde. Der Wanderer überläßt sich ernster Betrachtung. Plötzlich weckt ihn ein Geräusch; er wendet die Augen rechts, ein Schwarm aufgescheuchter Staare schwirrt kreischend aus rauschendem Schilfe und hier ist das Teufelsloch, eine grauenvolle, sumpfige Tiefe, von Unken bewohnt und scheußlichen Molchen. Durch den Nebel der Vorzeit lispelt die geheimnißvolle Sage.

In dem Dorfe Dornheim, welches mit dem benachbarten Mannheim zur Burg Rheinhausen gehörte, wohnten einst drei wohlhabende Brüder, die sich theils vom Fischfang, theils vom Ackerbau nährten. Sie besaßen, fast am Ende der Gemarkung, ein großes Stück Ackerland, auf das sie, seiner Fruchtbarkeit wegen, besonderen Fleiß verwendeten. Sie wünschten, da es ihnen an Wasser fehlte, dort einen Brunnen zu haben und begannen auch einen solchen zu graben. Durch vereinte Anstrengung gelangten sie bald in bedeutende Tiefe, doch fanden sie, seltsamer Weise, keine Spur von Wasser. Ueberdies begegneten ihnen bei dieser Arbeit allerlei Unfälle. Oefters rollte die aufgegrabene Erde wieder hinunter und verschüttete die Tiefe; zuweilen zerbrachen ihre Schaufeln in lockerem Sande; ja einmal setzten sich zahllose Raben rings um die Grube und krächzten aufs Wildeste; ein andermal als die Brüder gerade zur Arbeit kamen, sahen sie eine weiße Frau in der Grube schweben, u. s. w. doch ließen sie sich durch Alles das nicht abhalten, weiter zu graben. Endlich stießen sie mit ihren Spaten auf eine große, eiserne Platte; die Schläge darauf mit der Hacke widerhallen dumpf; nur um so emsiger schürften die Brüder, aber die Erde wurde so schwer und dicht, daß die Geschirre fast bei jeder Anstrengung brachen. Angstschweis rollte von den Stirnen der Brüder; sie konnten die Arbeit unmöglich weiter fördern. Der Jüngste von ihnen eilte in das Dorf, um Hülfe zu holen, indessen die beiden Andern sich wieder an’s Werk machten. Da war’s ihnen plötzlich, als hörten sie dumpfes Donnerrollen tief im Innern der Erde. Erschrocken hielten sie eine geraume [450] Weile ein, aber Alles war wieder stille geworden. Der jüngste Bruder kehrte nun mit Helfershelfern und allerlei Werkzeugen zurück und die Arbeit begann aufs Neue. Den vielen Händen gelang es endlich, nach unsäglicher Mühe, die eiserne Platte zu heben; wie staunten sie aber, als sie darunter einen großen Sarg von blankem Silber erblickten, der eine prächtige Inschrift trug. Es drängten sich Alle herbei, um ihre Lesung zu versuchen, da hörte man plötzlich wieder den unterirdischen Donner, der Sarg wankte, ein gewaltiger Wasserstrom brach aus der Tiefe hervor und füllte die ganze Grube aus. Nur Wenige konnten sich retten, die Meisten wurden die Beute des Todes, die Erde sank ringsum in die Tiefe hinab und begrub auch die Brüder auf ewig.

Die Wenigen, die sich zu retten vermocht, flohen nach Dornheim zurück und erzählten die gräßliche Geschichte. Alt und Jung eilte hinaus an die Stelle: ein tiefer Teich war daraus entstanden, dessen finsteres Wasser alle Hoffnung und Neugier und Habsucht für immer verschlang.

Das Dorf Dornheim ist spurlos untergegangen im Strom der Zeit, auch die Burg Rheinhausen besteht nicht mehr; jenen Teich aber sehen wir heute noch und sein Namen allein schon füllt die Seele mit Schauer.

(Siehe Mannheimer Stadt- und Landbote v. J. 1834. Nr. 40.)
(Ohne Namen des Verfassers.)