Das Viergespann auf dem Brandenburger Thore

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Titel: Das Viergespann auf dem Brandenburger Thore
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aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 467
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[467] Das Viergespann auf dem Brandenburger Thore. Wir haben vor kurzem in Nr. 25 unserer Zeitschrift der Siegesgöttin auf diesem Thore gedacht. Wie viele haben sich an derselben erfreut und wie wenige wissen Näheres über Entstehung und Schicksale derselben!

Nach einer handgroßen Skizze von J. G. Schadow und nach einem Pferdemodell von Holz der Gebrüder Wohler hat der Hofkupferschmied Wilhelm Ernst Emanuel Jury im Jahre 1794 das Werk in Kupfer getrieben. Werke solcher Skulptur in Edelmetallen kannte das griechische Alterthum; auch von Benvenuto Cellini finden sich einige solche Kunstwerke. Doch in neuester Zeit überwiegt fast ausschließlich der Erzguß; die kunstreichen Hämmerer der Quadriga stehen in der Kunstgeschichte fast einzig da; nichts Aehnliches giebt es in so kolossalem Maßstabe und zugleich von solcher Formenschönheit, wie die Gruppe des Brandenburger Thores. Und wie interessant sind die Schicksale dieser Gruppe! Nach der Niederlage von Jena war Preußen den Franzosen preisgegeben; diese rückten in Berlin ein und der Kaiser Napoleon I., der sich sehr auf den Kunstfreund herausspielte und eine Menge kostbarer Kunstschätze nach Paris senden ließ, fand auch die Viktoria des Brandenburger Thores mitnehmenswerth, er befahl dem General Daru,[WS 1] den die Franzosen selbst „notre Voleur à la suite de la grande Armée“ (unser Dieb im Gefolge der großen Armee) nannten, die Quadriga von dem Thore abzunehmen und sie nach Paris zu bringen. Dies machte den tiefsten Eindruck auf das Volk, welches dieser Viktoria eine symbolische Bedeutung gab; es nährte den patriotischen Ingrimm für den Rachekrieg der Zukunft. Meilenweit begleitete das Volk unter Schluchzen und Thränen das unter der Eskorte französischer Dragoner fortgeschleppte Kunstwerk. Uebrigens ist das preußische Palladium in Paris nicht enthüllt, nicht den Blicken des profanen Volks gezeigt worden.

Nach der Einnahme von Paris im Jahre 1814 kehrte die Quadriga nach Berlin zurück, und zwar feierte die Trophäe einen Triumphzug von der Seine nach der Spree. Ueberall heftete das Volk dem Wagen seiner Göttin Inschriften nebst Blumen, Bändern und Kränzen an. Ein Buch dieser Inschriften, in der Bibliothek des Prinzen Alexander von Preußen befindlich, enthält 60 enggedruckte Oktavseiten, Kern- und Sinnsprüche, Ergüsse in Prosa und Versen. Auf sechs Wagen, deren größter mit 9 Pferden bespannt war, wurde die Siegesgöttin durch französische Fuhrleute unter Bedeckung von etwa 30 preußischen Kriegern wieder nach Berlin geführt. Wir entnehmen diese Mittheilungen einem mit romanhaften Elementen reichversetzten historischen Gemälde „Die Quadriga, ihre Zeit und ihre Meister“ von Elise Schmidt (Berlin, 1888), in welchem der Kupferbildner Jury, seine Familie und Schadow selbst die Hauptrolle in der theils geschichtlich überlieferten, theils freierfundenen Handlung spielen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vermutlich Pierre Daru (1767–1829), französischer Schriftsteller, Historiker, Militär- und Staatsbeamter