Das Waldhorn in Gahlkow

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Waldhorn in Gahlkow
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 303–304
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[303]
255. Das Waldhorn zu Gahlkow.

In dem Herrenhause des Hofes Gahlkow am Greifswalder Bodden, welcher gegenwärtig der Familie von Wahl zugehört, spukt es schon seit langen Zeiten auf eine gar sonderbare Weise. Man hört nämlich oft, besonders in stillen Nächten, ganz deutlich den Ton eines Waldhorns, welches die Melodie des geistlichen Bußliedes bläst: Herr, an dir hab’ ich gesündigt! Dies Blasen geht manchmal durch das ganze Haus, meistentheils ist es aber oben auf dem Boden. Von der Entstehung desselben erzählt man sich folgende Geschichte: Vor vielen Jahren, als das Gut noch bei einer anderen Familie war, lebte zu Gahlkow einmal ein Herr, der ein sehr ausschweifendes Leben führte. Wie der eines Abends in der Abenddämmerung mit seinem Kutscher von Greifswald zurückgefahren kam, da sah er am Wege ein Frauenzimmer stehen, die schön von Gliedern und Angesicht und mit herrlichen Kleidern angethan war. Der Gutsherr ließ geschwinde halten, und begab sich mit der Fremden in ein Gespräch; er sagte ihr [304] viel Schönes und Liebes, und sie war sehr freundlich gegen ihn, so daß er in heißem Verlangen zu ihr immer mehr entbrannte. Was er aber in seiner Liebeshitze nicht bemerkte, das ersah auf einmal der Kutscher, nämlich daß das Frauenzimmer einen Pferdefuß und ein Hühnerbein hatte, und also der Teufel selbst war, der den Herrn auf solche Weise sich zu eigen zu machen gedachte. Der Knecht kreuzte und segnete sich, und rief in großer Angst seinem Herrn zu, was er gesehen hatte. Darauf erkannte auch dieser den Teufel, und er entsetzte sich dermaßen, daß er vor Schreck kaum wieder in seinen Wagen zurück konnte. Der Teufel lachte ihm höhnisch nach. Von der Zeit an hatte der Gutsherr keine Ruhe mehr. Sein einziger Trost war nur, wenn er auf seinem Waldhorne, dessen er ein großer Freund war, die Melodie des Liedes blasen konnte: Herr, an dir hab’ ich gesündigt! – Das Lied hörte man seitdem jeden Abend und jede Nacht, denn auch nach seinem Tode muß er nun umgehen, und es blasen.

Mündlich.