Das hereingefallene Publikum

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Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Das hereingefallene Publikum
Untertitel:
aus: Das Buch für Alle, Illustrierte Familienzeitung, Jahrgang 1914, Heft 15, S. 341
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Commons
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[341] Das hereingefallene Publikum. – Im Breslauer Theater hatte eines Abends der beliebte Schauspieler Mevius in dem französischen Lustspiel „Die Drillinge“ einen jungen Neger darzustellen. Mevius, der zu spät gekommen war, fand nicht mehr genügend Zeit, um sich auch die Hände dunkel zu schminken und mußte daher, als der Vorhang hochging, mit weißen Händen die Szene betreten. Das erregte bei einem Teile der Zuschauer mißfallen. Man zischte, und Mevius wußte sich schließlich nicht anders zu helfen, als die Hände ständig auf dem Rücken zu halten, wodurch gerade die lustigsten Situationen des ersten Aktes sehr verloren.

Zum höchsten Unwillen des Publikums erschien der junge Mohr jedoch auch im zweiten Akt wieder mit weißen Händen. Allgemein wurde dies als eine Brüskierung der Zuschauer aufgefaßt, und es kam daher zu den lautesten Mißfallensäußerungen.

Allein kaltblütig spielte Mevius seine Rolle weiter. Als er dann an die Stelle gelangte, wo er zu seinem Herrn und Gebieter zu äußern hatte, er finde es heute sehr heiß, fügte er als Improvisation hinzu: „Ja, Herr, sogar so heiß, daß ich mir doch lieber meine Handschuhe ausziehen will.“ Und gleichzeitig streifte er die fleischfarbenen Handschuhe, die er sich in der Pause besorgt hatte, von den Fingern, so daß nun die glänzend schwarzen, inzwischen ebenfalls geschminkten Mohrenhände zum Vorschein kamen, die er sich dann, dicht an die Rampe tretend, aufmerksam betrachtete, indem er weitet improvisierte: „So, jetzt ist mir wohler und vielen anderen auch!“

Sofort schlug die Stimmung im Publikum um. Mevius hatte die Lacher auf seiner Seite und erntete reichen Beifall für diese witzige kleine Rache.

W. K.