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Das neue Landtagsgebäude in Berlin

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Das neue Landtagsgebäude in Berlin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 65, 68
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[65]

Das neue Landtagsgebäude in Berlin.
Nach einer Photographie von Jul. Richter in Berlin.

[68] Das neue Landtagsgebäude in Berlin. (Zu dem Bilde S. 65.) Als dem Reichstag in Berlin durch den Wallotschen Prachtbau ein neues Heim geschaffen war, wurde es endlich auch möglich, langgehegte Pläne für den Neubau der preußischen Landtagsgebäude zur Ausführung zu bringen. Das weite Grundstück, dessen Front nach der Leipzigerstraße der alte Reichstag und das Herrenhaus einnahmen und das sich bis nach der Prinz Albrechtstraße durchzieht, sollte Raum gewähren für beide Häuser des Landtags. Während man auf der einen Seite das alte Reichstagsgebäude und das alte Herrenhaus abbrach, wuchs an der Prinz Albrechtstraße, gegenüber dem Renaissancebau des Kunstgewerbemuseums, das neue Landtagsgebäude empor. Jetzt ist es vollendet. Die säulengeschmückte statuengekrönte Fassade, welche unser Bild zeigt, ist hinter die Straßenflucht weit zurückgerückt. Durch mächtige schmiedeeiserne Thorflügel betritt man eine weite Vorhalle, von der links das Postamt, rechts die Portierloge liegt. Dann öffnet sich ein Oberlichtsaal, ganz in Weiß gehalten, in den zu beiden Seiten die Treppen einmünden, geschmückt mit vier großen allegorischen Statuen in getriebenem Kupfer von Stark: Weisheit, Vaterlandsliebe, Gerechtigkeit, Beredsamkeit als Haupttugenden eines guten Volksvertreters darstellend. Steigt man hinauf, so kommt man in das Hauptgeschoß, in dem auch der Sitzungssaal des Landtags sich befindet. Er liegt im Mittelflügel, um ihn gruppieren sich die übrigen Räume. Er ist in schlichter aber würdiger Holzarchitektur gehalten, das Licht fällt von oben durch eine gemalte Glasdecke. Zwischen dem Sitzungssaal und dem Oberlichtsaal befindet sich die Wandelhalle für die Abgeordneten, hoch gewölbt, in dunklen Tönen mit Gold und Bronze ornamentiert, wesentlich auf die Wirkung künstlicher Beleuchtung berechnet, die von der Decke aus mächtigen elektrischen Krystallschalen niederflutet. Nach der Straße zu liegen auf beiden Seiten des Eingangs Gesellschaftsräume: Handbibliothek, Lesezimmer für Raucher und Nichtraucher, ein Arbeitssalon mit einer Reihe von Schreibtischen und jenseits wieder ein Arbeitssalon, an den sich die Restaurationssäle anschließen. Hinter dem Sitzungssaal befindet sich noch eine kleine Wandelhalle für die Minister und das Präsidium; den übrigen Teil des Hauptgeschosses nehmen Zimmer für die einzelnen Beamten und Würdenträger ein. In den weiteren Stockwerken sind die Kommissions- und Fraktionssitzungssäle verteilt, nebst den Räumen für Verwaltung und Presse. Die Bibliothek, auf dem Gebiete der Staatswissenschaften eine der reichhaltigsten, die wir besitzen, hat einen besonderen Flügel für sich, den sie vom Souterrain bis unter das Dach einnimmt. Die Pläne und Entwürfe zu dem Bau, vom Geh. Baurat Schulze im Ministerium der öffentlichen Arbeiten hergestellt, stammen schon aus dem Jahre 1883. Aber erst 1892 konnte mit der Ausführung begonnen werden. Die Bauleitung lag in den Händen des Regierungsbaumeisters Fischer.