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Das schnellste Schiff der Welt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Bw.
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Titel: Das schnellste Schiff der Welt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 323
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[323] Das schnellste Schiff der Welt. Wenn bisher unter den Schiffen die Torpedoboote die Palme der Schnelligkeit hielten und darin selbst den gefeiertsten Passagierschnelldampfern der Weltmeere um 20 bis 25% vorausblieben, so hat neuerdings eine andere Klasse von Fahrzeugen den kleinen Meerespiraten den Rang abgelaufen, nämlich die sog. Torpedobootjäger, deren jüngster im letzten Jahre die Werft von Thornycroft u. Komp. in Chiswick verlassen hat. Wie lange dieser bei etwa 250 Tonnen Gehalt rund 56 m messende Dampfer den Ruhm des schnellsten Schiffes behalten wird, kann man angesichts der schnellen Fortschritte auf dem Gebiete des Schiffsbaues nicht wissen, aber vorläufig ist er mit seiner auf den ersten drei Fahrten erzielten Durchschnittsgeschwindigkeit von 28,6 Knoten – zeitweilig bis 29,27 Knoten – in dieser Hinsicht die bedeutendste Leistung der Schiffsbaukunst. Zum Vergleich möge dienen, daß die schnellsten Passagierdampfer der nordamerikanischen Route um mehr als 6 Knoten hinter dem „Daring“, so heißt der neue Torpedojäger, zurückbleiben, und daß letzterer die Oceanfahrt von England nach New York, welche heute noch 5 bis 51/2 Tage dauert, in der That in 4 Tagen 5 Stunden machen könnte, wenn seine geringen Kohlenvorräte das erlaubten. In der That würde die Höchstgeschwindigkeit des „Daring“ und seiner Schwesterschiffe sich nur wenige Stunden, jedenfalls aber nicht für den Zeitraum eines vollen Tages, unterhalten lassen, denn dieser Schnelligkeit steht ein so unverhältnismäßiger Aufwand von Dampfkraft gegenüber, daß das Fahrzeug, selbst wenn es eben völlig mit Kohlen gefüllt wäre, doch schon in 10 bis 15 Stunden die Vorräte verbraucht haben würde. Ueberhaupt ist ja die Frage des Kohlenverbrauches und der kolossalen Maschinen der heikelste Punkt beim Bau geschwinder Dampfer und gern würde man, wenigstens bei den Schnellschiffen der Kriegsmarine, die Dampf- zu Gunsten der elektrischen Maschine ganz verlassen, wenn das bei größeren Schiffen möglich wäre. Aber der „Daring“ z. B. würde, sollte er anstatt durch Dampf durch Elektricität aus mitgeführten Accumulatoren getrieben werden, für seine 4800 Pferdekräfte – selbst wenn diese Höchstleistung nur 2 Stunden andauern sollte – das Vierfache seines Gesamtgewichtes in Accumulatoren mitführen müssen, was natürlich nicht möglich wäre. Wenn auf großen, bereits sehr kostspielig arbeitenden Oceanschnelldampfern etwa 1,5 Pferdekräfte auf jede Tonne Schiffsinhalt kommen, so sind es bei den Torpedobootsjägern, sofern sie mit voller Kraft arbeiten, zehnmal soviel! Auf längeren Reisen laufen daher auch diese Fahrzeuge stets nur mit mäßiger, höchstens 1/5 bis 1/10 ihrer Maschinenkraft erfordernder Schnelligkeit. Bw.