Das verlassene Mägdlein
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[385]
[388] Das verlassene Mägdlein. (Zu dem Bilde S. 385.) Es ist ein herzergreifendes Gedicht Eduard Mörikes, das unsrem Künstler die Anregung zu seinem Bilde gegeben hat, ein Gedicht, in welchem Mörike den keuschen Reiz des Volkslieds mit künstlerisch vollendeter Form zu einem köstlichen Ganzen zu verbinden gewußt hat. Wir lassen die Strophen hier folgen:
„Früh, wann die Hähne krähn,
Eh’ die Sternlein verschwinden,
Muß ich am Herde stehn,
Muß Feuer zünden.
Schön ist der Flammen Schein,
Es springen die Funken;
Ich schaue so drein,
In Leid versunken.
Plötzlich, da kommt es mir,
Treuloser Knabe,
Daß ich die Nacht von dir
Geträumet habe.
Thräne auf Thräne dann
Stürzet hernieder;
So kommt der Tag heran
O ging’ er wieder!“