17. Die Geschlechter im quadratischen Körper und ihre Charakterensysteme.
§ 64.
Das Symbol
.
Bei der weiteren Entwickelung der Theorie der quadratischen Körper, insbesondere behufs einer gewissen Einteilung der Idealklassen eines und desselben Körpers, bedienen wir uns eines neuen Symbols. Sind
,
ganze rationale Zahlen, dabei
nicht Quadratzahl, und ist
eine beliebige rationale Primzahl, so bezeichne das Symbol
den Wert
, sobald die Zahl
mit der Norm einer ganzen Zahl des durch
bestimmten quadratischen Körpers
kongruent ist nach der Primzahl
, und sobald außerdem auch für jede höhere Potenz von
eine ganze Zahl in
existiert, deren Norm der Zahl
nach jener Potenz von
kongruent ist; in jedem anderen Falle setzen wir
. Diejenigen ganzen rationalen Zahlen
, für
welche
ist, sollen Normenreste des Körpers
nach
diejenigen Zahlen
, für welche
ist, Normennichtreste des Körpers
nach
heißen. Ist
eine Quadratzahl, so werde unter
stets
verstanden. Über die zur Berechnung dienenden Eigenschaften des
Symbols
gibt der folgende Satz Aufschluß:
Satz 98. Bedeuten
und
ganze rationale, nicht durch
teilbare Zahlen, so gelten folgende Regeln:
für ungerade Primzahlen
wird
|
|
;
|
|
für
wird
,
|
|
.
|
|
Ferner gelten allgemein für beliebige ganze rationale Zahlen
,
,
,
und in bezug auf jede Primzahl
die Formeln:
,
|
|
,
|
|
|
|
.
|
|
Beweis. Zunächst ist folgende Tatsache selbstverständlich: Wenn
selbst Norm einer ganzen Zahl im Körper
ist, so gilt
. Da insbesondere
die Norm von
ist, so folgt daraus die Richtigkeit der Formel
. Sind ferner
und
zwei ganze rationale Zahlen
, deren Quotient die Norm einer ganzen oder gebrochenen Zahl in
ist, so folgt
aus der Definition dieser Symbole. Ist der Quotient
das Quadrat einer rationalen Zahl, so ergibt sich insbesondere die einfache
Tatsache, daß der Wert des Symbols
ungeändert bleibt, wenn man in
eine Quadratzahl als Faktor zusetzt oder einen darin vielleicht vorhandenen solchen Faktor unterdrückt. Wir nehmen im folgenden der Einfachheit halber an, daß weder
noch
durch das Quadrat einer Primzahl teilbar ist.
Um die Richtigkeit des ganzen Formelsystems zu erkennen, behandeln
wir der Reihe nach die folgenden drei Fälle:
1. Es sei
eine ungerade, in
aufgehende Primzahl.
Ist
nicht auch durch
teilbar, so wird offenbar die Kongruenz
bez. , ,
|
(22)
|
in ganzen rationalen Zahlen
,
dann und nur dann lösbar sein, wenn
ist. Umgekehrt, wenn die letztere Bedingung statthat, so ist die Kongruenz
auch nach jeder Potenz von
lösbar, und mithin gilt das nämliche offenbar von der Kongruenz (22). Unter den gemachten Annahmen ist daher
.
Wird andererseits auch
teilbar durch
vorausgesetzt, so folgt:
|
.
|
2. Es sei
eine ungerade, in
nicht aufgehende Primzahl.
Ist auch
nicht durch
teilbar, so hat die Kongruenz
nach
stets Lösungen. Denn die rechte Seite dieser Kongruenz ergibt für die Systeme
,
, …,
,
sämtliche quadratischen Reste und im Falle
|
|
für die Systeme
,
,
, …,
sämtliche quadratischen Nichtreste nach
. Hat man dagegen
, und ist etwa
der kleinste positive quadratische Nichtrest für die Primzahl
, so sei
eine Wurzel der alsdann gewiß lösbaren Kongruenz
nach
; wegen
nach
stellt dann die Form
für
,
, …,
die sämtlichen quadratischen Nichtreste nach
dar. Aus der Lösbarkeit der Kongruenz
nach
folgt leicht, daß diese Kongruenz auch nach jeder Potenz von
lösbar ist, d. h. es wird unter den gegenwärtigen Annahmen
|
.
|
Setzen wir andererseits
durch
teilbar voraus, aber der anfänglichen Festsetzung zufolge nicht teilbar durch
, so würde eine Auflösung der Kongruenz
nach
in
eine solche ganze Zahl des Körpers
darbieten, für welche die Norm
nur
, aber nicht
als Faktor enthielte, d. h.
zerfiele im Körper
in zwei voneinander verschiedene Primideale
und
; die notwendige Bedingung hierfür ist nach
Satz 97:
. Umgekehrt, wenn diese Bedingung erfüllt ist, so ist in der Tat
im Körper
ein Produkt
zweier verschiedener Primideale. Bezeichnet dann
eine ganze Zahl in
, welche durch
, aber weder durch
noch durch
teilbar ist, so folgt:
|
.
|
Damit ist bewiesen, daß unter der gegenwärtigen Annahme stets
ist.
Die bisher gewonnenen Resultate lassen unmittelbar die Richtigkeit der Formeln
‚
erkennen; ferner ergeben sie für ungerade Primzahlen
vollständig die Formeln
‚
‚ wenn man der Reihe nach die verschiedenen möglichen Fälle in Hinsicht auf Teilbarkeit oder Nichtteilbarkeit der Zahlen
,
,
durch
in Betracht zieht.
3. Im Falle
stellen wir zunächst folgende Betrachtung an: Es sei
eine ganzzahlige homogene Funktion zweiten Grades von
,
und
eine ungerade ganze rationale Zahl; wenn die Kongruenz
nach
durch ganze rationale Zahlen
,
lösbar ist, so ist diese Kongruenz auch nach jeder höheren Potenz
lösbar. Wir beweisen dies durch einen
Schluß von
auf
. Es seien
,
zwei ganze rationale Zahlen, für welche
nach
gilt, wobei der Exponent
sei. Ist dann nicht auch zugleich
nach
, sondern vielmehr
nach
, so bestimmen wir, was wegen
angängig ist, eine ganze rationale Zahl
derart, daß
nach
ist; dann wird
|
,
|
und hiermit ist die Behauptung bewiesen.
Um nun zunächst für ein ungerades
das Symbol
zu bestimmen, müssen wir untersuchen, für welche zusammengehörigen Werte von
und
die Kongruenzen
|
(23)
|
lösbar sind. Eine kurze Rechnung liefert folgende Tabelle, in welcher unter der Rubrik
die sechs hier in Frage kommenden Reste von
nach
und unter der Rubrik
diejenigen ungeraden Reste von
nach
verzeichnet stehen, für welche jedesmal die zugehörige Kongruenz (23) nach
lösbar ist.
 |
|
1 |
1, 3, 5, 7
|
2 |
1, 7
|
3 |
1, 5
|
5 |
1, 3, 5, 7
|
6 |
1, 3
|
7 |
1, 5
|
Diese Tabelle lehrt für den Fall, daß
,
ungerade sind, die Richtigkeit der Gleichung
; und für den Fall, daß
ungerade und
gerade,
, ist, entspringt aus ihr:
.
|
|
Ist andererseits
gerade,
‚ und
ungerade, so haben wir die beiden Fälle
und
nach
zu unterscheiden. Im ersteren Falle muß die Zahl
im Körper
jedenfalls das Produkt zweier verschiedener Primideale sein, sobald
Normenrest nach 2 in
sein soll, d. h. es muß
sein. Ist diese Bedingung erfüllt, so kann man stets in
eine Zahl
finden, für welche die Norm
durch
, aber nicht durch
teilbar ist; dann folgt:
|
,
|
und dieses letztere Symbol ist nach Formel
gleich
; mithin gilt in diesem Falle die Formel:
|
.
|
In dem anderen Falle,

nach

, hängt der Wert des fraglichen Symbols von der Lösbarkeit der Kongruenz

nach beliebig hohen Potenzen

ab, und jede solche Kongruenz ist, wie man leicht sieht, dann und nur dann lösbar, wenn die Kongruenz

nach der nämlichen Potenz

lösbar ist; also findet man hier:
.
|
|
Sind endlich die Zahlen
und
beide durch
teilbar, und ist
und
, so gilt die Formel:
.
|
|
Aus den gewonnenen Resultaten folgt unmittelbar die Formel (b″); zugleich erkennen wir, daß die Formeln (c″)‚ (c⁗) auch für
gültig sind.
Die Formel (c⁗) folgt allgemein durch Verbindung von (c‴) mit (c″). Damit
ist der Beweis des Satzes 98 in allen Teilen erbracht.
Aus den Formeln (a′), (a″)‚ (b′), (b″) in Satz 98 läßt sich folgende Tatsache ableiten:
Wenn man ein vollständiges System zu
primer und nach
inkongruenter
Zahlen ins Auge faßt, wo
und im Falle
sogar
sei, so sind entweder alle diese Zahlen Normenreste des quadratischen Körpers
nach
oder nur die Hälfte, je nachdem
zu der Diskriminante von
prim ist oder nicht.
§ 65. Das Charakterensystem eines Ideals.
Wir bezeichnen die verschiedenen in der Diskriminante des Körpers
aufgehenden rationalen Primzahlen, deren Anzahl
sei, mit
, …,
. Zu einer
jeden beliebigen ganzen rationalen Zahl
gehören dann ganz bestimmte Werte
(
oder
) der
einzelnen Symbole
, …, ,
|
|
deren Bedeutung aus dem vorigen Paragraphen zu ersehen ist; diese
Einheiten
sollen das Charakterensystem der Zahl
im Körper
heißen.
Um auch einem jeden Ideal
des Körpers
in bestimmter Weise ein
Charakterensystem zuzuordnen, unterscheiden wir die zwei Fälle, ob
ein
imaginärer oder ein reeller Körper ist. Im ersteren Falle sind die Normen von
Zahlen in
stets positiv; wir setzen
,
und bezeichnen
die
Einheiten
, …,
|
(24)
|
als das
Charakterensystem des Ideals 
; dasselbe ist durch das Ideal

völlig eindeutig bestimmt. Im zweiten Falle bilden wir zunächst das Charakterensystem der Zahl

:
, …, .
|
(25)
|
Fallen diese
Einheiten sämtlich gleich
aus, so setzen wir wie im ersteren Falle
,
und bezeichnen wieder die
Einheiten (24) als das Charakterensystem des Ideals
. Kommt dagegen unter den
Charakteren (25) die Einheit
vor, so nehmen wir an, es sei etwa
, und setzen
und
mit solchem Vorzeichen
, daß
wird, und nennen die bei dieser Annahme von
und
entspringenden
Einheiten (24) das Charakterensystem des Ideals
. Bei den so getroffenen Festsetzungen wird der folgende Satz 99 sich ergeben.
§ 66. Das Charakterensystem einer Idealklasse und der Begriff des Geschlechts.
Satz 99. Die Ideale einer und derselben Klasse im Körper
besitzen alle dasselbe Charakterensystem.
Beweis. Gehören die Ideale
und
in
zu einer und derselben Idealklasse, so existiert eine ganze oder gebrochene Zahl
in
von der Art, daß
wird. Alsdann ist
, wo
das Vorzeichen von
bedeutet, und es wird daher:
|
|
für
. Mit Rücksicht auf die Festsetzungen in § 65 erhält man sogleich den Satz 99.
Auf diese Weise ist einer jeden Idealklasse ein bestimmtes Charakterensystem zugeordnet. Wir rechnen nun alle diejenigen Idealklassen, welche ein und dasselbe Charakterensystem besitzen, in ein Geschlecht und definieren insbesondere das Hauptgeschlecht als die Gesamtheit aller derjenigen Klassen, deren Charakterensystem aus lauter positiven Einheiten besteht. Da das Charakterensystem der Hauptklasse offenbar von der letzteren Eigenschaft ist, so gehört die Hauptklasse stets zum Hauptgeschlecht. Aus der Formel (c‴) auf S. 162 entnehmen wir leicht die Tatsache, daß die Multiplikation der Idealklassen zweier Geschlechter die Idealklassen eines Geschlechtes liefert, dessen Charakterensystem durch Multiplikation der entsprechenden Charaktere beider Geschlechter erhalten wird. Im besonderen folgt, daß das Charakterensystem des Quadrates einer Idealklasse aus einem ganz beliebigen Geschlecht stets aus lauter positiven Einheiten besteht und mithin das Quadrat einer jeden Idealklasse stets dem Hauptgeschlecht angehört.
Jedes Geschlecht enthält offenbar gleich viel Klassen.
§ 67. Der Fundamentalsatz über die Geschlechter des quadratischen Körpers.
Es entsteht nun die Frage, ob ein jedes beliebige System von
Einheiten
das Charakterensystem eines Geschlechtes des Körpers
sein kann. Die Beantwortung dieser Frage ist für die Theorie der quadratischen Körper von grundlegender Bedeutung; sie ist in folgendem Satz enthalten, dessen Beweis uns bis zum § 78 beschäftigen wird:
Satz 100. Ein beliebig vorgelegtes System von
Einheiten
ist dann und nur dann Charakterensystem eines Geschlechtes des Körpers
‚ wenn das Produkt der sämtlichen
Einheiten
ist. Die Anzahl der im Körper
vorhandenen Geschlechter ist daher gleich
[Gauss (1[1])].
§ 68. Ein Hilfssatz über diejenigen quadratischen Körper, deren Diskriminanten nur durch eine einzige Primzahl teilbar sind.
Um uns dem durch den Satz 100 gesteckten Ziele zu nähern, beweisen wir zunächst folgenden Hilfssatz:
Hilfssatz 13. Wenn in der Diskriminante eines quadratischen Körpers
nur eine einzige rationale Primzahl
aufgeht, so ist die Anzahl der Idealklassen in
ungerade. Das Charakterensystem besteht für den Körper
aus dem einen, auf die Primzahl
bezüglichen Charakter; dieser Charakter ist stets
, d. h. es gibt im Körper
nur ein Geschlecht: das Hauptgeschlecht.
Beweis. Wir bezeichnen mit
diejenige Substitution für die Zahlen des Körpers
, welche aus ihnen die Konjugierten entstehen läßt. Es bedeute im Falle
wieder
eine Grundeinheit des Körpers
, eine ebensolche Einheit stellen
vor; wir beweisen dann zunächst, daß bei der im Hilfssatze gemachten Voraussetzung notwendig
ausfallen muß. In der Tat, nehmen wir an, es wäre
, so könnte man nach Satz 90 eine ganze Zahl
des Körpers
finden derart, daß man
hätte; dann folgt
, d. h. jeder in
aufgehende ideale Primfaktor ginge auch in
auf. Da für
unter der im Hilfssatze gemachten Voraussetzung
der einzige, seinem konjugierten gleiche und nicht zugleich rationale Primfaktor in
ist, so muß entweder
oder
sein, wo
eine Einheit und
eine ganze rationale positive oder negative Zahl bedeutet; hieraus würde
hervorgehen, und dies widerspräche der Annahme, daß
eine Grundeinheit des Körpers
ist.
Nunmehr gehen wir dazu über, den ersten Teil des Hilfssatzes zu beweisen. Wäre für den Körper
die Klassenanzahl
eine gerade Zahl, so müßte es nach Satz 57 in
ein nicht zur Hauptklasse gehöriges Ideal
geben derart, daß
ist; wegen
würde hieraus
folgen. Setzen wir
oder
, so ist
eine Zahl in
, deren Norm
sein muß. Im Falle, daß hier das positive Vorzeichen statthätte, setze man
; der andere Fall ist von vornherein nur bei einem reellen Körper denkbar; wir setzen dann
, wo
, wie vorhin, die Grundeinheit in
bedeutet. Unter den getroffenen Festsetzungen hätte man jedesmal
, und mithin wäre nach Satz 90 stets
, wo
eine ganze Zahl in
bezeichnet. Aus
entstünde dann
, d. h.
, und hieraus würde, ähnlich wie vorhin, folgen, daß das Ideal
entweder
oder
sein muß, wo
eine ganze rationale Zahl und
den einzigen in
vorhandenen, seinem Konjugierten gleichen und nicht zugleich rationalen Primfaktor bezeichnet. Nun ist für
dieser Primfaktor
und für
offenbar
, also stets
; somit würde
folgen, was der über
gemachten Annahme zuwiderläuft.
Ist
ein reeller Körper, so folgt zugleich aus
, daß
|
|
ist, und es besteht mithin gemäß § 65 in jedem Falle das Charakterensystem für ein Ideal
im Körper
aus der einen Einheit
; dieser eine Charakter ist für jedes Ideal
in
gleich
, da sonst die Gesamtheit der Idealklassen von
in zwei Geschlechter zerfiele und somit die Klassenanzahl
gerade sein müßte.
Der eben bewiesene Hilfssatz 13 zeigt die Richtigkeit des Fundamentalsatzes 100 im einfachsten Falle, nämlich für diejenigen quadratischen Körper, deren Diskriminante
nur eine einzige rationale Primzahl enthält.
§ 69.
Das Reziprozitätsgesetz für quadratische Reste. Ein Hilfssatz über das Symbol
.
Satz 101. Sind
,
rationale positive, voneinander verschiedene, ungerade Primzahlen, so gilt die Regel:
|
|
das sogenannte Reziprozitätsgesetz für quadratische Reste. Überdies gelten die folgenden Regeln:
, ,
|
|
die sogenannten Ergänzungssätze zum quadratischen Reziprozitätagesetz
[Gauss (1[1])].
Beweis. Ist
ein Körper, dessen Diskriminante nur eine Primzahl
enthält, und bedeutet
die Norm eines Ideals in diesem Körper
, so ist nach dem Hilfssatze 13 stets
. Nun ist nach Satz 96 oder 97 insbesondere jede positive ungerade und in
nicht aufgehende rationale Primzahl, von welcher
quadratischer Rest ist, Norm eines Ideals in
. Die Benutzung dieses Umstandes liefert uns die nachstehende Tabelle; in derselben bedeuten
,
irgend voneinander verschiedene positive rationale und der Zahl
nach
kongruente Primzahlen, und andererseits bedeuten
,
voneinander verschiedene positive rationale und der Zahl
nach
kongruente Primzahlen, während
eine positive rationale ungerade Primzahl bezeichnet, von welcher kein bestimmter Restcharakter nach
vorausgesetzt wird.
|
|
|
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Wenn: |
so ist:
|
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1. |
 |
 |
 |
 |
|
2. |
 |
 |
 |
 |
|
3. |
 |
 |
 |
 |
|
4. |
 |
 |
 |
 |
|
5. |
 |
 |
 |
 |
|
6. |
 |
 |
 |
 |
|
Nehmen wir die in einem Körper
aus
folgende Tatsache, daß
ist, zur Zeile 1 dieser Tabelle hinzu, so folgt allgemein
. Wenden wir ferner die am Eingange dieses Beweises genannte Tatsache auf die Primzahl
an, und berücksichtigen wir, daß die Zahl
stets gleich der Norm eines Ideals in
oder in
ist, sobald
, bezüglich
statthat, so folgt, daß unter der letzteren Voraussetzung stets
, bezüglich
ist, d. h.: wenn
ist, so ist
. Nehmen wir diese Tatsache zur Zeile 2 der obigen Tabelle hinzu, so folgt allgemein
. Aus dem Inhalte der Zeile 3 folgt
. Aus Zeile 4 und 5 folgt
; Zeile 6 ergibt nur, daß aus
auch
|
|
folgt.
Um allgemein das Reziprozitätsgesetz für zwei rationale Primzahlen
,
, die beide kongruent 3 nach 4 sind, nachzuweisen, betrachtet man am einfachsten den quadratischen Körper
. Da wegen
die Norm der Grundeinheiten
dieses Körpers jedenfalls gleich
sein muß, so gibt es nach Satz 90 eine ganze Zahl
in
von der Beschaffenheit, daß
wird, wo
die zu
konjugierte Zahl bedeutet, und hieraus schließen wir leicht, daß das in
enthaltene ambige Primideal
notwendig ein Hauptideal sein muß. Folglich ist bei geeigneter Wahl des Vorzeichens gleichzeitig
und ,
|
|
es ist daher in jedem Falle
|
|
das heißt mit Rücksicht auf die Formel (c') in Satz 98
|
|
Hilfssatz 14. Wenn
und
zwei beliebige ganze rationale Zahlen bedeuten, welche nicht beide negativ sind, so ist
|
|
wo das Produkt linker Hand über sämtliche rationale Primzahlen
zu erstrecken ist.
Beweis. Bedeuten
,
beliebige rationale ungerade, voneinander verschiedene Primzahlen, so folgen aus den Regeln (a’’), (b’), (b’’) in § 64 und aus Satz 101 leicht die Formeln:
|
|
mit Rücksicht auf die Regel (a’) in § 64 besteht danach der Hilfssatz 14 für den Fall, daß die Zahlen

,

gleich

sind oder nur einen Primzahlfaktor enthalten. Wegen der Formeln (c’’’) , (c’’’’) in § 64 gilt demnach der Hilfssatz 14 allgemein.
Zugleich folgt wegen
, daß, wenn die Zahlen
und
beide negativ angenommen werden, das entsprechende Produkt
den Wert
hat. Die im Hilfssatze 14 ausgesprochene und diese weitere Behauptung erhalten, wie man leicht erkennt, einen einheitlichen Ausdruck, wenn man sich des neuen Symbols
bedienen will, wo rechter Hand das positive oder das negative Vorzeichen gelten soll, je nachdem wenigstens eine der beiden Zahlen
,
positiv ist oder beide negativ ausfallen.
§ 70. Beweis der im Fundamentalsatz 100 ausgesprochenen Beziehung zwischen den sämtlichen Charakteren eines Geschlechts.
Der im § 69 bewiesene Hilfssatz 14 dient dazu, um den einen Teil unseres Fundamentalsatzes 100 zu beweisen. Bedeutet
irgendeine Idealklasse des Körpers
, ist dann
ein zu
und zu
primes Ideal der Klasse
, und wird
die mit dem betreffenden Vorzeichen gemäß § 65 versehene Norm des Ideals
‚ so ist das Produkt der sämtlichen Charaktere der Klasse
durch den Ausdruck:
|
|
gegeben. Da
die Norm eines Ideals ist, so muß eine jede in
zu ungerader Potenz vorkommende rationale Primzahl
im Körper
zerlegbar sein; es ist mithin nach Satz 96
von jeder solchen Primzahl
quadratischer Rest. Aus Hilfssatz 14 und unter Heranziehung der Formeln (c’’’), (a’)‚ (a’’) aus Satz 98 folgt daher:
|
|
wenn
alle in
enthaltenen ungeraden Primzahlen und die Primzahl
durchläuft.
Kommt nun in der Diskriminante
des Körpers
die Primzahl
vor, so ist schon hiermit bewiesen, daß für jede Klasse in
das Produkt sämtlicher Charaktere
ist.
Kommt dagegen die Primzahl
in
nicht vor, so hat man, wegen
nach
, stets
‚ und damit ist auch in diesem Falle der gewünschte Nachweis erbracht.
Durch den soeben geführten Nachweis, daß das Produkt aller Charaktere
ist, erkennen wir zugleich, daß die Anzahl der Geschlechter im quadratischen Körper
höchstens gleich der Hälfte aller an sich denkbaren Charakterensysteme, d. h. höchstens gleich
sein kann.