Der Blinde und der Lahme
Von ungefähr muß einen Blinden
Ein Lahmer auf der Straße finden,
Und jener hofft schon freudenvoll,
Daß ihn der andre leiten soll.
Ich armer Mann kann selbst nicht gehen;
Doch scheints, daß du zu einer Last
Noch sehr gesunde Schultern hast.
Entschließe dich, mich fortzutragen,
So wird dein starker Fuß mein Bein,
Mein helles Auge deines seyn.
Der Lahme hängt, mit seinen Krücken,
Sich auf des Blinden breiten Rücken.
Was einzeln keinem möglich war.
Du hast das nicht, was andre haben,
Und andern mangeln deine Gaben;
Aus dieser Unvollkommenheit
Die die Natur für mich erwählte:
So würd er nur für sich allein,
Und nicht für mich bekümmert seyn.
Der Vortheil, den sie dir versagen,
Und jenem schenken, wird gemein,
Wir dürfen nur gesellig seyn.