Der Bock von Bockau (Ziehnert)
Der Bock
von
Bockau.
[218] Bockau, Bergflecken im Kreisamte Schwarzenberg, ist durch seinen Arzneikräuterbau bekannt genug. Nacherzählte Sage, deren geschichtliche Grundlage wohl leicht zu erkennen ist, fällt wahrscheinlich in das 15. Jahrhundert.
Ein Hirte saß
im grünen Gras,
und eng an seiner Seite
gar hold und fein
im blauen Schäferkleide.
Sie küßten sich
so inniglich,
doch ohne Scherz und Lachen.
ein stummer Schmerz
und Kummer schwer zu machen.
Wohl war die Maid
gar gern bereit
doch ach, ein Bock
und Schäferrock
war seine ganze Habe.
Ihr galt das gleich,
jedoch ihr Vater wollte,
daß sie, als sein
lieb Töchterlein,
nach Reichthum freien sollte.
gar traurig: „Ach,
bald müssen wir uns meiden,
weil Gut und Geld
in dieser Welt
Gern gäb’ ich mich
ganz hin an dich,
wollt’ keinen Andern wählen;
doch würde dir
der Vatersegen fehlen!“
Die Beiden drauf
steh’n weinend auf,
die Maid, um heim zu gehen,
im nahen Thal
nach seinem Bock zu sehen.
Der Bock war fort,
nicht da, nicht dort,
Wehklagend irrt
der arme Hirt
in Feldern und in Gründen.
Der Abendstrahl
der Bock, ach! blieb verschwunden.
Der Hirte rief
ihn laut, und lief
die Füße sich voll Wunden.
da plötzlich schallt
ein Meckern. Voller Freude
lief er, und fand
am Waldesrand
„Was machst du hier,
du gutes Thier?
Hast du mich ganz vergessen?
Ei sieh, du hast
dich voll und satt gefressen!
Was ist denn das?
Ha, Sandriedgras!
und Alant, welche Länge!
dort Bergkamill’
und Engelswurz die Menge!
Dies Alles, ei!
giebt Arzenei,
Wie will ich gern
nun nah und fern
das ganze Land durchlaufen!
Er sinkt aufs Knie
„Ja, Gott, du hilfst dem Armen!
Ich danke dir,
daß du mit mir
hast gnädiges Erbarmen!
wie sie so reich,
brauch’ mich nicht mehr zu grämen!
Ihr Vater wird
den armen Hirt
Flink las er drauf
die Kräuter auf,
und band sie fest in Bunde,
belud damit
rasch aus dem Wiesengrunde.
Als Gärtnerssohn
wohl kannt’ er schon
von Jugend auf die Pflanzen,
im flinken Lauf
trug er sie nun im Ranzen.
Kaum ging ein Jahr
vorbei, da war
und obendrein
das Liebchen sein
mit ihres Vaters Segen.
Wie dies im Land
da bauten ihrer mehre
ein Städtlein dort,
das hieß sofort
Bockau, dem Bock zur Ehre.
durchzieh’n noch heut
das Land im Leinwandkittel,
in Reff und Sack
den Schnupftaback,