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Der Candidat

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Der Candidat
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Zweytes Buch. S. 174
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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[174]
Der Candidat.


Ein Candidat, der gern befördert werden wollte,
Lag einem sehr berühmten Mann,
Der viel vermocht, inständig an,
Daß er sein Glück ihm machen sollte,

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Und reichte, weil ein Platz im Rathstuhl offen war,

Dem Gönner eine Bittschrift dar.
Der Gönner las sie durch, und las sie mit Vergnügen.
Es kränkt mich, fieng er an, und nahm ihn bey der Hand,
Daß ich Sie eher nicht gekannt.

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Ich lieb und ehre den Verstand:

Sie sollen dieses Amt vor allen andern kriegen.

     Er sprach darauf mit ihm, und was der Jüngling sprach,
Verrieth den besten Geist, geschaffen zum Studiren,
Zum größten Amte nicht zu schwach,

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Und werth, die andern zu regieren.


     Ach! sprach der Gönner ganz erfreut,
Nun kenn ich Sie; das Amt ist Ihre,
Und in der größten Freundlichkeit
Gieng er mit ihm bis vor die Thüre.

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Hier bot der Jüngling ihm ein großes Goldstück an,

Um sichrer noch zu gehn. Nein, sprach der wackre Mann,
Nunmehr soll dieses Amt nicht Ihre;
Denn wer Geschenke giebt, nimmt sie auch wieder an;
Ihr Herz ist schlecht. Hier griff er nach der Thüre.