Noch völlig unter dem Einflusse seines großen Lehrers Gerhard Dow stehend, malte Franz van Mieris das Bild des Scholastikers, eine seiner frühesten selbständigen Arbeiten. In dem Mauerfenster, ganz in Dow’scher Manier mit einem zur Seite geschobenen Vorhange geziert, sitzt an einem, mit einem reichen Teppich behangenen Tische, ein bärtiger alter Mann vor einem aufgeschlagenen Buche und schneidet mit großer Aufmerksamkeit eine Feder. Der Gelehrte im Barett und mit dem Doctortalar bekleidet, ist sehr sicher und geistreich gezeichnet und sein Kopf ist von ungemeiner, charakteristischer Wahrheit, die Beleuchtung ist vorzüglich und die Malerei zeugt von dem ungewöhnlichsten Fleiße. Dennoch dürfte dieser Scholastiker mit dem Bilde des Schreibmeisters von Dow, welcher ebenfalls sich eine Feder schneidet, an frappantem Leben den Vergleich nicht aushalten.