Der Hain der Eumeniden

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Karl Philipp Conz
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Hain der Eumeniden
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 183–185
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1796
Verlag: Michaelis
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Neustrelitz
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar = Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[183]
Der Hain der Eumeniden.


Ein heilig Dunkel füllet den ernsten Hain:
Voll Andacht schweige, wer sich dem Haine naht,
     Dem unbetretnen stillverehrten,
          Daß nicht die Jungfraun des Haines zürnen!

5
Wer sind die schrecklichheiligen Jungfrauen?

Es sind die furchtbarblickenden, gnädigen
     Und strengen Eumeniden, sind die
          Töchter des Erebus und der Erde.

Sie walten hier, sie walten und schauen hin

10
Allgegenwärtig; hinter dem Frevler rauscht

     Ihr schneller Fittig, Mord und Unthat
          Spähn sie, gewafnet zum Strafgerichte.

[184]

Sie zürnen nur dem Bösen, ihr Rächerarm
Faßt nur das Laster; wär’ es dem Angesicht

15
     Der Welt verborgen, dennoch findet

          Auch das Verborgne gewiß ihr Auge.

Wer reine Hände hebt zu den Heiligen,
Ein reines Herz erhebt zu den Heiligen,
     Den Unbefleckten, o! dem lächelt

20
          Gnädig ihr segnendes Antlitz nieder.


Sie folgen ihm ins einsame Schlafgemach;
Sie wecken ihn dem kommenden Morgen auf,
     Und rüsten seine Hand zur guten
          Freudigen That, so die Pflicht gebietet.

25
Auch wenden sie vom reuigen Sünder weg

Ihr zürnend Auge; heiße Gebete, mehr
     Die Flucht des Lasters und der beßre
          Wandel versöhnen dich ihnen wieder.

[185]

Was scheuet ihr die Hehren, ihr Sterblichen?

30
Verehret sie, und lernt von den Göttinnen

     Die ewge Schrift in eurem Busen
          Achtend erkennen und fromm befolgen.

Ein heilig Dunkel füllet den ernsten Hain:
Voll Andacht schwelge wer sich dem Haine naht,

35
     Dem unbetretnen stillverehrten,

          Daß nicht die Jungfraun des Haines zürnen!

CONZ.