Der Hirsch, der sich über sein Schicksal beklagt

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Textdaten
Autor: Karl Wilhelm Ramler
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Titel: Der Hirsch, der sich über sein Schicksal beklagt
Untertitel:
aus: Fabellese. Band 3,
6. Buch, S. 26-27
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1790
Verlag: Weidmann
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Quelle: Djvu auf Commons
Kurzbeschreibung:
Lang-s + Rund-s wird zu ß
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[26]
XIV.
Der Hirsch, der sich über sein
Schicksal beklagt.

Muß ich denn, sprach ein Hirsch, allein
Ein Raub der Hund’ und Menschen seyn?
Vor stündlichen Gefahren beben?
Und länger noch als Andre leben?

5
Natur! so rief er jämmerlich,

Natur! o warum schufst du mich?

Ein Hase lief bey ihm vorbey.
„Du kleines Thier lebst sorgenfrey.
Wie leicht, wenn Jager uns entdecken,

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Kann solch ein Würmchen sich verstecken!“

Wo kam denn jüngst mein Weibchen hin,
Sprach dieser, wenn ich sicher bin?

Indessen trabt ein großer Bär
Tiefsinnig seinen Holzweg her.

15
Wär’ ich so stark, rief er von[1] neuen,

Wie sollten sich die Jäger scheuen!
Dich zog das Glück uns allen vor. –
Ja! sprach der Bär, das weiß mein Ohr.
[27]
Ein Rebhuhnflug schoß schwirrend auf.

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Was hilft mir, sprach der Hirsch, mein Lauf?

O könnt’ ich als ein Rebhuhn fliegen! ...
Thor! siehst du nicht den Spürhund liegen?
Rief eines fliehend: flieh, wie wir;
Der Jager zielt nach uns und dir.

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Ein Schuß geschah: der Hirsch entflieht.

Wenn nichts sich der Gefahr entzieht,
Was will ich denn durch stätes Grämen
Mir vor der Zeit das Leben nehmen?
So sprach der Hirsch. – Mich selber däucht,

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Was alle trifft, erträgt man leicht.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: vom. Siehe Druckfehlerberichtung S. [304]