Der Hirte von Teinach
Bei Teinach lag ein Hirte,
Und schlief im grünen Gras,
Derweil sein Heerdlein irrte,
Und frische Kräuter las;
Ein selt’ner Traum zurück,
Er stand und warf verwundert
In’s Dörflein seinen Blick.
Die Häuser, die er wachend
Sie standen jung und lachend
Mit rother Ziegelwand.
Und wo jetzt ist zu schauen
Das schöne Gotteshaus,
Und hieb den Grundstein aus.
Die Maurer waren fertig,
Sie ruhten aus vom Fleiß,
Und des Befehls gewärtig
Da kam ein Zug gegangen
In feierlicher Pracht,
Mit Federn, Mänteln, Spangen,
Nach jener Zeiten Tracht.
Ward’s ihm im Traume klar,
Daß der im gold’gen Kragen
Der Herzog selber war.
Das Neu’ste drein zu stiften
Mit blanken Münzen, Schriften,
Und neuem, edlem Wein.
Da wird erst von der Gabe
Ein hohes Glas gefüllt,
Der Herr den Durst sich stillt.
Und sieh’, da fällt dem Fürsten
Der Hirt’ in das Gesicht,
Er sieht ihm an sein Dürsten,
„Trink’, Freund! es ist der beste
Aus meinem Neckarthal,
Du kommst zu solchem Feste
Doch wohl nicht noch einmal.“
Der Hirte sich das Glas,
Und eben wollt’ er nippen, –
Da wacht er auf im Gras.
Er blickt um sich erschrocken,
Er fühlt den Mund sich trocken,
Und ach! es fehlt noch mehr!
Doch wie er träumet hier,
Der Heerde schönster Stier.
Er richtet sich mit Fluchen
Vom leeren Boden auf,
Den Flüchtigen zu suchen
Bis wo in Büschen stille
Sich birgt ein alt Gestein,
Von dort hört er Gebrülle,
Und mählig dringt er ein.
Er steht in einem Hohl,
Die Steine hangen nieder,
Das war ein Keller wohl!
Und hinten in der Ecken
Was mag sich dort verstecken?
Springt eine Quell’ herfür?
Fürwahr es ist die Quelle,
Von der du träumtest, Hirt!
Der das Gestein durchirrt.
Das Faß ist lang zerstoben,
Er selbst ward rings zu Stein,
Drinn’ er sich aufgehoben
Wie dir geträumet hat,
Liegt in dem hohlen Steine
Des Kirchengrunds der Stadt.
Daß du erwacht so bald;
Du hätt’st getrunken Neuen:
Jetzt ist er wunderalt!