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Der Jungbrunnen

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Textdaten
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Autor: Friedrich Lorentz
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Titel: Der Jungbrunnen
Untertitel:
aus: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei, S. 16–17
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1930
Verlag: Fuchs & Cie.
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Erscheinungsort: Danzig
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Quelle: Pomorska Digitale Bibliothek, Commons
Kurzbeschreibung:
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Der Jungbrunnen.

Ein alter Bauer war zur Stadt gegangen. Auf dem Rückwege verirrte er sich im Walde und kam an einen Brunnen, den er nicht kannte. Er war durstig und trank aus dem Brunnen. Sobald er getrunken hatte, wurde ihm viel leichter, er konnte schneller gehen und ihm war, als ob er vierzig Jahre jünger geworden wäre. Bald fand er den rechten Weg wieder und kam nach Hause. Als er den Hof betrat, kannte ihn niemand.

Er wunderte sich und sagte: „Ich bin doch der Vater!“ Aber keiner wollte es ihm glauben. Bei dem Bauern war ein alter Knecht, der ihm schon viele Jahre gedient hatte. Als der ihn sah, sagte er: „Ja, so sah der Bauer vor vierzig Jahren aus.“ Da war es gewiß, daß es der Bauer war [17] und daß er vierzig Jahre jünger geworden war, als er das Wasser aus dem Brunnen trank.

Als die alten Leute im Dorfe das hörten, gingen sie auch zu dem Brunnen und tranken das Wasser, und alle wurden jünger, der eine zehn Jahre, der andere fünfzehn oder zwanzig oder fünfzig Jahre, wie jeder wollte, denn je mehr Wasser einer trank, um so jünger wurde er.

Im Dorfe war eine Frau, die war schon achtzig Jahre alt. Das erstemal, als sie zum Brunnen ging, trank sie so viel Wasser, daß sie nur noch fünfzig Jahre alt war und jünger als ihre Tochter, die schon fünfundfünfzig Jahre alt war. Doch war ihr das nicht genug, und sie ging zum zweiten Male zum Brunnen und trank, da war sie nur noch dreißig Jahre alt und stand in demselben Alter wie die Tochter ihrer Tochter, denn die war auch dreißig Jahre alt. Aber sie fühlte sich noch nicht jung genug und ging zum dritten Male und trank, da wurde sie so klein wie ein neugeborenes Kind, und ihre Tochter mußte sie in die Wiege legen.