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Der Künstlerverein „Malkasten“ in Düsseldorf

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Textdaten
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Autor: Ed. Daelen
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Titel: Der Künstlerverein „Malkasten“ in Düsseldorf
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 437–438
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[420 e]

PARTIE AUS DEM GARTEN DES „MALKASTENS“ IN DÜSSELDORF
Nach dem Gemälde von W. Degode
.

[432]

Die Festaufführung des Düsseldorfer „Malkastens“ zu Ehren Kaiser Wilhelms I im Jahre 1877: Blüchers Rheinübergang bei Caub.
Nach dem Wandgemälde von Fritz Neuhaus im neuen Düsseldorfer Rathaussaal.

[437]

Der Künstlerverein „Malkasten“ in Düsseldorf.

Gedenkblatt zum fünfzigjährigen Jubiläum. Von Ed. Daelen.
(Hierzu die Kunstbeilage XIV und das Bild S. 432 u. 433.)


Alle guten Genien walteten über der Düsseldorfer Künstlerschaft, als diese sich vor fünfzig Jahren zusammenthat und zum Zwecke der geselligen Unterhaltung und Erholung der Künstler den „Malkasten“ ins Leben rief; nicht leicht ist ein Verein im Laufe der Zeit seiner ursprünglichen Bestimmung in vollkommenerer Weise gerecht geworden. Der „Malkasten“ hat sich stets als ein anziehendes Heim erwiesen, das den fruchtbarsten Boden für eine sprudelnd heitre Künstlerlaune, für eine nach ernstem Schaffen frisch anregende Geselligkeit bietet. Das ist und bleibt seine nächste Sorge. Aber auch den Fernerstehenden da draußen hat er jederzeit als liebenswürdiger Wirt mit Freuden seine traulichen Hallen geöffnet und mit der ihm eigenen zwanglosen, echt künstlerischen Fröhlichkeit an alle, die da zu ihm kamen, seine Gaben verteilt.

Und jetzt ladet er alle Freunde zu einem Fest, das die Herzen der Seinigen mit ganz besonders inniger Wonne und mit stolzer Erregung zu erfüllen geeignet ist – zur Jubiläumsfeier seines fünfzigjährigen Bestehens, die am 2. und 3. Juli stattfindet. Wohl verdient hat es der Jubilar, daß ihm an diesen sonnigen Tagen zu den bereits erworbenen Schätzen ein neues Lorbeerreis als Angebinde seinem goldenen Ruhmeskranze hinzugefügt werde. Auch die „Gartenlaube“ darf sich zu seinen Freunden zählen; sie hat des öfteren ihm ihr warmes Interesse bekundet. Schon einer der ältesten Malkästner, Wolfgang Müller von Königswinter, hat in früherer Zeit (1863) als poesievoller Führer den Lesern der „Gartenlaube“ die Bekanntschaft des Düsseldorfer Künstlervereins vermittelt; und später, 1877, 1885 sowie 1892, ist diese durch Bild und Schrift eingehend erneuert worden. So will sie denn auch heute in der langen Reihe der Glückwünschenden nicht zurückstehen und dem gefeierten Geburtstagskinde an seinem Ehrentage einen herzlichen Festgruß darbringen.

In ungeschwächter Jugendkraft blickt der Jubilar auf eine fünfzigjährige ereignisreiche Lebensbahn zurück. Zwar nicht gerade auf den 2. Juli fällt sein Stiftungstag, der eigentlich wie alljährlich am 6. August gefeiert werden müßte, aber diese Verschiebung um ungefähr einen Monat voraus hat ihren guten Grund; anfangs August sind in der Regel schon viele Vereinsmitglieder auf Studien- oder Erholungsreisen von Düsseldorf abwesend und bei seinem Jubelfeste möchte der „Malkasten“ gerne die Seinigen alle zugegen sehen.

Ein Rückblick auf die Vergangenheit, wie solche Erinnerungsfeste ihn heischen, kann an dieser Stelle um so kürzer gefaßt werden, als die „Gartenlaube“, wie schon erwähnt, der Geschichte des „Malkastens“ in ihren Spalten gerecht geworden ist. Nur zwei Höhepunkte, die sich als die lichtvollsten Stellen in der Malkastenchronik kennzeichnen und die zugleich auch durch die beigefügten Illustrationen eine weitere Erläuterung finden, mögen hier besonders hervorgehoben werden. Im ersten Viertelsäkulum

Im Garten des „Malkastens“ zu Düsseldorf.
Nach dem Gemälde von Ed. Daelen.

[438] war dieser Glanzpunkt in der bunten Kette freudiger Ereignisse die Erwerbung des alten Jacobischen Besitztums, des herrlichen Parks in Pempelfort. Es war ein Ereignis, das für den „Malkasten“, seine Blüte und sein Fortbestehen von der allerglücklichsten Bedeutung wurde. Denn er erwarb hiermit ein Eigentum, das ihn instand setzte, nicht nur seinen Mitgliedern ein Künstlerheim in des Wortes idealstem Sinn, ein wahres Tusculum zu schaffen, sondern auch die zahlreichste Festgesellschaft zu glänzenden Aufführungen in seinen Mauern zu Gaste zu laden. Zwei von unsern Bildern bringen Partien aus den Parkanlagen, die ein reizvoller Zauber umschwebt, zur Anschauung, das Bild von Degode (vgl. die Kunstbeilage) einen der traulichen Laubgänge an der fröhlich vorüberrauschenden Düssel, das Bild von Daelen S. 437 das schattige Plätzchen unter einer umgestürzten Ulme, das eine heitere Tischgesellschaft junger Künstler sich für die Sommermittage zum Lieblingssitze erkoren hat.

Aus dem Kranze der festlichen Veranstaltungen bezeichnet eine vor allen die glanzvollste Seite der ganzen „Malkasten“-Geschichte; diese Festlichkeit überbot alle übrigen sowohl an hoher freudiger Veranlassung wie an Umfang und Pracht und glücklichem Erfolge. Es war das Fest, das am 6. September 1877 dem „Malkasten“ zu begehen vergönnt war zu Ehren des siegreichen Begründers des neuen Deutschen Reiches: Kaiser Wilhelms des Ersten. Mit vollem Recht wurde dieses Kaiserfest nicht nur als der höchste Ehrentag des Vereins, sondern auch als ein wahrhaft historischer Tag für die ganze Stadt Düsseldorf betrachtet, und als zum Schmuck für ihren neuen Rathaussaal zu Motiven für die Wandbilder die hervorragendsten Momente in ihrer Geschichte gewählt wurden, da trat dieser Tag als das leuchtendste Ereignis der neueren Zeit in den Vordergrund. Mit glücklichem Griff wählte F. Neuhaus, dem die Ausführung dieses Bildes übertragen wurde, die Scene des Festspiels, welche auf der Bühne „Blüchers Rheinübergang bei Caub“ zur Darstellung brachte, weil sie den alten Kaiser als eine bedeutsame Erinnerung aus seiner eigenen Jugendzeit ganz besonders ergriffen hatte. Im großen Stile ist dieser Vorgang, der so beziehungsreiche Momente aus der deutschen Geschichte im engen Rahmen zusammenstellt, von dem Künstler in seinem Bilde, wie es unser Holzschnitt S. 432 und S. 433 zeigt, wiedergegeben worden.

Die linke Seite des Bildes nimmt die glänzende Schar der Zuschauer ein: zunächst auf goldenen Thronsesseln das Kaiserpaar, ihm zur Seite die Heldengestalt des Kronprinzen in Kürassieruniform, hinter diesem Prinz Friedrich Karl, daneben die Kronprinzessin und der Erbprinz von Hohenzollern nebst Gemahlin, einer geborenen Prinzessin von Portugal, ferner die Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin und von Sachsen-Weimar, der Fürst zu Wied und andere fürstliche Herrschaften. Aus dem zahlreichen Gefolge von hohen Würdenträgern der Armee und des Hofes ragt vor allen die ehrwürdige Greisengestalt des großen Schlachtendenkers Moltke hervor. Noch weiter links gruppieren sich die Künstler, welche die Ausführung des Festspiels leiteten; ganz im Vordergrunde interessiert vor allem der geistvolle Kopf Andreas Achenbachs, links von diesem sitzen Chr. Kröner und Wilh. Sohn und hinter ihnen steht der geniale Erfinder der herrlichen Festaufführung, Carl Hoff, während auf der anderen Seite vom Kaiserpaar als dessen Führer, durch die Festräume Wilh. Camphausen Aufstellung genommen hat.

In der Mitte des Bildes thront Germania in wallendem Purpurmantel, das schöne hoheitsvolle Haupt mit der strahlenden Kaiserkrone geschmückt. Sie ist umgeben von den lieblichen Mädchengestalten der neun Musen in leuchtenden Gewändern, im Vordergrunde steht die Leiterin des Spiels, die Kunst, die auf das eben sich entrollende Bild „Blüchers Uebergang bei Caub“ den Zuschauerkreis aufmerksam macht. – Heute nun hat der „Malkasten“ auch sein zweites Viertelsäkulum vollendet, mit Genugthuung kann er die zurückgelegte Wegstrecke überblicken und freudigen Herzens sein Jubelfest begehen. Dieses ist, dem jederzeit festgehaltenen Charakter entsprechend, für zwei Haupttage geplant: während der erste den Mitgliedern gewissermaßen ein Familienfest bietet, gilt der zweite den Gästen von nah und fern, die zu einem Gartenfest geladen werden.

Nachdem am Vorabend bei einem frischen fröhlichen Humpenschwingen die Begrüßung der eingetroffenen Ehrengäste stattgefunden hat, wird am folgenden Tag durch einen Redeakt im Vereinssaale die eigentliche Feier eröffnet. Dem dann sich anschließenden Festessen folgt eine Bühnenaufführung, welche in lebenden Bildern und begleitendem Text die lichtesten Tage aus der Vergangenheit des Jubilars vor den Zuschauern heraufbeschwört. Ein weit allgemeineres Gepräge trägt die festliche Veranstaltung des zweiten Tages. Nur symbolisch gelangt darin die Veranlassung der Feier in einer Weise zum Ausdruck, die hauptsächlich darauf Bedacht nimmt, in einem malerischen Schaugepränge allen Zuschauern ein heiteres farbenprächtiges Bild vor Augen zu führen. Zu solchem Zweck faßt der Festplan die Gründung des „Malkastens“ als eine hochzeitliche Verbindung auf, die der Vater Rhein mit der Kunst gefeiert hat. Dieses Jubelpaar begeht somit heute seine goldene Hochzeit, die nun zugleich, um die unverwüstliche Jugendlichkeit der Einigung anzudeuten, mit der Hochzeit des Ritters Humor und der Prinzessin Phantasie verbunden ist.

Die zahlreichste und glänzendste Hochzeitsgesellschaft hat sich eingefunden, um diesem freudigen Ereignis beizuwohnen. Auch ist davon aus aller Herren Ländern eine Menge Künstler, Kaufleute, Gaukler, Spielleute und fahrendes Volk angezogen worden. So hat sich im Garten das bunteste Kirmestreiben entfaltet; in malerischem Aufbau sind allerhand Sehenswürdigkeiten, vor allem eine humoristische Kunstausstellung, aber auch Cirkus, Panorama, Raritäten- und Geheimkabinett und noch manches derartige vereinigt; dabei fehlt es nicht an Volksbelustigungen wie Schifferstechen auf dem Venusteich, Zigeunerlager, Karussell, Spiel und Tanz in traulichen Schenkstuben und dergleichen Zauber mehr.

Da verkündet ein dreimaliger Fanfarenruf den Beginn der eigentlichen Festaufführung, deren erster Teil eine solenne Begrüßung der Hochzeitsgäste durch den „Major Domus“ einleitet. Im dunklen Versteck aber hat der „Griesgram“ einen verderblichen Plan geschmiedet und zur Ausführung desselben die ganze Hölle als Helfershelfer angeworben. Die heitere Festgesellschaft soll mit einem Schlage vernichtet werden. Kaum ist diese in die reichgeschmückte Halle eingezogen, da schleicht der grimmige Ränkeschmied mit seiner Rotte heran, doch wird er nach kurzem Kampfe von den Streitern des Lichts zurückgeschleudert, und nun hält freudestrahlend der Bräutigam „Humor“ seinen jubelnden Einzug. Die Hochzeitsfeierlichkeit nimmt ihren ungestörten Verlauf und gipfelt in einer Apotheose, die durch die Enthüllung eines lebenden Bildes „Albrecht Dürer, der Schutzpatron des ‚Malkastens‘, huldigt der Düsselnixe, von Germania gesegnet,“ ihren Mittelpunkt und wirkungsvollsten Abschluß findet. Mit einem Triumphzug durch den Garten bei Fackelbeleuchtung und unter den Klängen des „Malkastenmarsches“ endet das Festspiel.

Wie nun dieses Jubelfest eine frohbewegte und geschichtsreiche Epoche würdig beschließt, so möge es für den Jubilar zugleich den ersten Schritt in eine Zukunft bedeuten, die ihm eine gleiche nie erlahmende Fröhlichkeit und Jugendfrische bis in die fernsten Tage gewährt.