Zum Inhalt springen

Im süßen Traum, bei stiller Nacht

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
(Weitergeleitet von Der Kampf (Heine))
« Was treibt und tobt mein tolles Blut? Buch der Lieder (1827) Nun hast du das Kaufgeld, nun zögerst du doch? »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern) am linken Seitenrand.
« Die Hochzeit Gedichte (1822) Die Brautnacht »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern) am linken Seitenrand.
Textdaten
Autor: Heinrich Heine
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Im süßen Traum, bei stiller Nacht
Untertitel:
aus: Buch der Lieder, Junge Leiden, Traumbilder, S. 16–19
Herausgeber:
Auflage: 1
Entstehungsdatum: 1817–1821
Erscheinungsdatum: 1827
Verlag: Hoffmann und Campe
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans der Ausgabe 1827 auf den Commons
Kurzbeschreibung:
Auch unter dem Titel »Der Kampf« (»Traumbilder« zyklus, V) in Gedichte 1822 (S. 13-16)
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[16]

VI.

     Im süßen Traum, bei stiller Nacht,
Da kam zu mir, mit Zauberpracht,
Die lang ersehnte Liebste mein,
Und goß mir Gluth in’s Herz hinein.

5
     Und wie ich schau’, erglüh ich wild

Und wie ich schau, sie lächelt mild,
Und lächelt bis das Herz mir schwoll,
Und stürmisch kühn das Wort entquoll:

     „Nimm hin, nimm alles was da mein,

10
Mein Liebstes will ich gern dir weih’n,

Dürft’ ich dafür dein Buhle seyn,
Von Mitternacht bis Hahnenschrei’n.“

     Da staunt’ mich an gar seltsamlich,
So lieb, so weh, und inniglich,

15
Und sprach zu mir die schöne Maid:

So gieb mir deine Seligkeit.

     [17] „Mein Leben süß, mein junges Blut,
Gäb’ ich, mit Freud und wohlgemuth,
Für dich, o Mädchen engelgleich, –

20
Doch nimmermehr das Himmelreich.“


     Wohl braust hervor mein rasches Wort,
Doch blühet schöner immerfort,
Und immer spricht die schöne Maid:
O gieb mir deine Seligkeit!

25
     Dumpf dröhnt dieß Wort mir in’s Gehör,

Und schleudert mir ein Gluthenmeer
Wohl in den tiefsten Seelenraum;
Ich athme schwer, ich athme kaum. –

     Das waren weiße Engelein,

30
Die glänzten hell im Rosenschein;

Nun aber stürmte wild herauf
Ein gräulich schwarzer Koboldhauf’.

     Die rangen mit den Engelein,
Und drängten fort die Engelein;

35
Und endlich auch die schwarze Schaar

In Nebelduft zerronnen war. –

     [18] Ich aber wollt’ in Lust vergehn,
Ich hielt im Arm mein Liebchen schön;
Wie’n Rehlein süß umschmiegt sie mich,

40
Doch weint sie auch recht bitterlich.


     Feins Liebchen weint; ich weiß warum,
Und küß’ ihr Rosenmündlein stumm –
„O still’, feins Lieb, die Thränenfluth,
Gieb her, feins Liebchen nur Minnegluth.“

45
     „Ergieb dich meiner Minnegluth –“

Da plötzlich starr’t zu Eis mein Blut;
Laut bebet auf der Erde Grund,
Und öffnet gähnend seinen Schlund.

     Und aus dem Abgrund schwarz und graus

50
Stieg wild die schwarze Schaar heraus.

Aus meinen Armen schwand feins Lieb;
Ich ganz alleine stehen blieb.

     Da tanzt im Kreise wunderbar,
Um mich herum, die schwarze Schaar,

55
Und drängt heran, erfaßt mich bald,

Und gellend Hohngelächter schallt.

     [19] Und immer enger wird der Kreis,
Und immer summt die Schauerweis’:
Du gabest hin die Seligkeit,

60
Gehörst uns nun in Ewigkeit!