Der Kellergeist

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Autor: Gustav Schwab
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Titel: Der Kellergeist
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aus: Gedichte. 1. Band, S. 284–286
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Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[284]

Der Kellergeist.

„Was tritt da vor mein Bett zu Nacht
Duftneblige Gestalt?
Ich bin doch wahrlich ganz erwacht,
Ist das noch Traums Gewalt?“

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„Was drängst du dich so wüst hervor

Aus meiner öden Stirn,
Du ungefüges Träumechor,
Bleib drinne mir im Hirn!“

Doch nimmer weicht das dunkle Bild

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Scheint’s gleich nur Duft und Schaum,

Es winkt so hastig, blickt so wild:
O nein, das ist kein Traum!

Der Hausherr springt vom Lager auf,
Zerstoben ist’s, wie Spreu;

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Er wirft sich murrend wieder d’rauf,

Da gleich erscheint es neu.

Und wie es kommt zum drittenmal,
Wirft er sich in sein Kleid,
Er stellt sich mitten in den Saal

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Zu Schutz und Trutz bereit.


Auf Kettenklirren, Geisterschritt
Spitzt er sein horchend Ohr,
Doch aus der tiefen Stille tritt
Nur sachtes Pochen vor.

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Mit wunderlicher Gegenwart

Treibt’s ihn durch Saal und Flur,
Es tönt so leis, es tönt so zart,
Wer kommt ihm auf die Spur?

Im Hause wird nun Alles wach,

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Und Alles hört den Laut;

Sie geh’n dem stillen Geiste nach,
So arg es ihnen graut.

Zur Treppe führet sie der Lauf,
Und drunten sind sie schon,

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Da steiget von dem Keller auf

Vernehmlich ganz der Ton.

„Die Weine sind mir gar zu lieb,
Es soll mir keiner dran,
Geist oder Teufel sey der Dieb,

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Ich will ihn dennoch fahn!“


Und mit der Leuchte durch das Thor
Tritt keck der Hausherr ein,
Da stellt sich laut bei seinem Ohr
Das Musiciren ein.

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Das war das allergrößte Faß –

Da stand der Geist? o nein!
Nur war der Boden kühl und naß
Nur plätschernd rann der Wein.

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Ein schlimmer Wächter war der Hahn,
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Ganz offen stand er gar,

Und wie’s zu Boden tropfend rann,
Da tönt’ es warnend klar.

„Dem guten Kellergeist sey Dank,
Den ich am Bett gewahrt,

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Er hat den allerbesten Trank

Mir gnädiglich bewahrt!“

Wohl manchem sitzt er in den Kopf,
Den warnt er nimmermehr,
Er quält mit Durst den armen Tropf

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Bis seine Fässer leer.


Doch wen er lieb hat, tränkt er gern,
Und hält doch sich’re Wacht,
So that er noch an unserm Herrn
Dies Wunder jüngst zu Nacht.

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Und der besungen diesen Spaß,

Der kennt den Geist gar wohl,
Hätt’ er nur erst ein eigen Faß,
So füllte der’s ihm voll.