Der Krieg um Cuba

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Titel: Der Krieg um Cuba
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 387–388
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0387 2.jpg

Castillo del Morro am Eingang des Hafens von Havanna.

Der Krieg um Cuba. (Mit Abbildungen.) Nach der Vernichtung der spanischen Flotte bei Manila ist auf dem Kriegsschauplatze bei den Philippinen ein Stillstand in den Operationen eingetreten. Kommodore Dewey hat nicht genügend Landungstruppen zur Verfügung; er ist darum nicht in der Lage, seinen raschen Sieg auszunutzen, und es wird noch einige Zeit vergehen, bis die erforderlichen Truppen von den Vereinigten Staaten eintreffen. So werden die nächsten entscheidenden Kriegsereignisse voraussichtlich auf dem westindischen Kriegsschauplatze stattfinden. Die Stellung der Spanier auf Cuba selbst scheint ziemlich fest zu sein. Der Ausbruch des Krieges hat das Ansehen der Regierung im Lande selbst gestärkt. Es wurde durch ihn das spanische Nationalbewußtsein geweckt; die Scharen der Aufständischen haben sich nicht vermehrt, wohl aber schließt sich die Mehrzahl der Bevölkerung um so entschiedener an den General Blanco, der als Oberbefehlshaber die Verteidigung der Insel leitet. Gleich beim Beginn der Feindseligkeiten sind an der Küste Cubas amerikanische Kriegsschiffe, die Flotte unter Befehl des Kommodore Sampson, erschienen, aber es gelang ihnen zunächst nicht, nennenswerte Erfolge zu erzielen. Havanna, die Hauptstadt der Insel, mit etwa 200000 Einwohnern, hat einen wohlgeschützten Hafen. Er besteht in einer Bucht, die zunächst eine schmale Einfahrt aufweist und sich dann kleeblattartig erweitert. Auf der westlichen Halbinsel zwischen der Bucht und dem Meere liegt die Stadt, deren Gesamtansicht unser Bild S. 388 wiedergiebt. Die Einfahrt in den Hafen wird durch starke Festungswerke verteidigt. An der Spitze der östlichen Halbinsel erhebt sich das Castillo del Morro mit einem Leuchtturm; südöstlich davon zieht sich längs der Hafeneinfahrt das Castillo de la [388] Cabana. Auf dem gegenüberliegenden westlichen Ufer beherrscht das Castillo de la Punta die Einfahrt, während am Strande nach dem offenen Meere zu eine Reihe von Batterien errichtet ist. Diese Befestigungen schützen die Stadt vor einem Flottenangriff; auf der Landseite ist sie durch einige Forts, wie Atares, Principe und San Juan, gedeckt. Die nordamerikanische Flotte unter Kommodore Sampson hat versucht, Havanna zu blockieren und hat auch mit den Forts Schüsse gewechselt, aber sie verließ bald den Platz, um weiter östlich zu operieren.

Es wurden Versuche gemacht, in den Häfen Matanzas und Cardenas kleine Truppenabteilungen und Munition für die Aufständischen zu landen. Die Spanier wiesen aber die Angriffe zurück, bei Cardenas wurde sogar das amerikanische Torpedoboot „Winslow“ schwer beschädigt. Ohne wesentlichen Erfolg verlief auch die Beschießung der Forts von San Juan auf der spanischen Insel Portorico. Von Wichtigkeit waren neuerdings die Bewegungen der spanischen Flotte unter dem Admiral Cervera, die quer durch den Atlantischen Ocean nach Amerika segelte. Ueber die Absichten ihres Führers wurden verschiedene Nachrichten verbreitet. Die einen behaupteten, sie werde sich gegen die Ostküste der Vereinigten Staaten wenden und dort bedeutende Häfen wie Boston oder New York zu bombardieren suchen. Wahrscheinlicher war eine andere Meldung, daß Admiral Cervera Cuba anlaufen werde. Die Amerikaner hatten gegen diese Flotte zwei Geschwader entsendet. Das eine, das sogenannte fliegende Geschwader unter Kommodore Schley kreuzte nördlich von den Antillen, während das zweite unter Kommodore Sampson die Blockade von Havanna aufgab und sich westwärts wendete, um Cervera zu begegnen und ihn zu einer Schlacht zu zwingen. Diese konnte aber nicht stattfinden. Das spanische Geschwader hat den Atlantischen Ocean ohne Unfall durchkreuzt; es ist zuerst bei der Insel Martinique gesehen worden; dann haben Schiffe, die zu ihm gehören, in La Guaira, dem Hafen der venezuelanischen Hauptstadt Caracas, Kohlen eingenommen, und schließlich ist Cervera über Curaçao und zwischen Jamaica und Haiti in den Hafen Santiago de Cuba an der Südküste von Cuba eingelaufen. Inzwischen haben sich die beiden eben erwähnten amerikanischen Geschwader vereinigt und werden wohl mit Nachdruck zu einem entscheidenden Angriff auf die spanische Flotte schreiten. Die amerikanische Flotte ist sowohl an Zahl der Schiffe als auch in der Ausrüstung der spanischen überlegen; es ist somit zu erwarten, daß Cervera, durch die Niederlage Montojos bei Cavite belehrt, den offenen Kampf nicht ohne weiteres annehmen werde. Voraussichtlich wird er den Hafen von Havanna zu erreichen suchen, um hier, unter dem Schutze der Forts und Strandbatterien, den Angriffen der Amerikaner besser widerstehen zu können.