Der Mitbegründer der „Gartenlaube“ Ferdinand Stolle
[516] Der Mitbegründer der „Gartenlaube“ Ferdinand Stolle, der vor 42 Jahren die erste Ankündigung des Blattes neben Ernst Keil unterzeichnete und dessen Erzählung „Ein Mutterherz“ die erste Nummer des ersten Jahrgangs eröffnete, hat kürzlich sein wohlverdientes Denkmal erhalten. Dasselbe erhebt sich in der anheimelnden Gestalt, die unsere Abbildung zeigt, an einem schönen Aussichtspunkte im Stadtwalde von Grimma, gegenüber dem Gartenhause, in welchem Stolle in der fruchtbarsten Zeit seines Lebens gewohnt hat. Die nach der Stadt gerichtete Seite des von Waldesgrün umschatteten Obelisken trägt die Inschrift: „Diesem Denkmal gegenüber wohnte und wirkte Dr. Ferdinand Stolle, Schriftsteller und Menschenfreund, geb. 1806, gest. 1872.“ Der menschenfreundliche Sinn und die innige Gemütstiefe dieses echt deutschen Mannes gaben allem was er schrieb eine Volkstümlichkeit, die auch das heutige Geschlecht in seinen Romanen und kleineren Erzählungen – wir nennen hier nur „Die deutschen Pickwickier“ – herzerfrischend anmutet, sie ließen ihn auch jene herzgewinnenden Töne finden, die seiner politisch-humoristischen Wochenschrift „Der Dorfbarbier“ in den gährenden Zeiten um die Mitte des Jahrhunderts und seinen Gedichten und Ansprachen in unserem Volksblatt einen so weiten Wiederhall im deutschen Volke verliehen. Wir begrüßen die Errichtung seines Denkmals unter Wiederholung der Worte, mit welchen nach seinem Tode die damals noch von seinem Freunde Ernst Keil geleitete „Gartenlaube“ den Heimgang Stolles beklagte, „daß selten ein besseres Herz und ein begabterer Kopf mit größerer Bescheidenheit zusammen gelebt und gewirkt haben: glänzendere Schriftsteller hat die Nation viele gehabt, aber keinen Mann von höherer Seelengüte!“ Das Denkmal ist dem aus Dresden gebürtigen Dichter vom „Verschönerungsverein zu Grimma“ errichtet worden; die gehaltvolle Weiherede bei der Enthüllungsfeier hielt Seminaroberlehrer F. A. Püschmann.