Der Nixenquell
Ein Ritter zieht mit hohem Muth,
Wenn sich der Schatten längt,
Wohl an des Brunnens kühle Fluth,
Wo Liebchen ihn umfängt.
Auch nicht: wo gehst du hin?
Das macht ihm wenig Herzbeschwer,
Küßt sie nur traulich ihn.
Doch: wenn das Nachtgeläute schallt,
Ist sie verschwunden in dem Wald,
Er blickt ihr trauernd nach,
Denn länger hält sie nicht sein Flehn,
Sein dringendes, zurück:
Um unsrer Liebe Glück!“
Der Ritter nimmt ihr Wort in Acht,
Geschreckt von ihrem Droh’n;
Doch ach! in jeder Liebesnacht
Zum Glöckner eilt er drum und beut
Ihm Gold und grüne Flur,
Verschöb’ er heut sein Nachtgeläut
Ein halbes Stündchen nur.
Nimmt er sie fest in Arm,
Daß nimmer sie sich ihm entwand,
Und herzt und küßt sie warm.
Die Arme, die von Liebe glüht,
Doch am Gebirge blutig zieht
Der Vollmond schon herauf.
Und wie sie den Betrug verstand:
„Was hast du, Thor, gethan?
In blinder Liebe Wahn!“
Umsonst, daß er die Hände ringt,
Wie er auch fleht und thut,
Sein trautes Liebchen stöhnend schwingt