Der Psalmensänger

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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Der Psalmensänger
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aus: Zerstreute Blätter (Dritte Sammlung) S. 278-279
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Erscheinungsdatum: 1787
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
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Der Psalmensänger.


Der königliche Psalmensänger hatte seinem Erretter und Wohlthäter eben Eins der schönsten Lieder gesungen, und noch rauschte das heilige Lüftchen, das beim Aufgange der Sonne ihn durch den Klang seiner Harfe täglich weckte, nachhallend in ihren Saiten; als Satan gegen ihn stund und das Herz des Königes zum Stolz über seine Gesänge neigte. „Hast du, sprach er, Allmächtiger, unter allen deinen Geschöpfen Eins, das süßer als ich dich lobe?“

Siehe da flog im offnen Fenster, vor dem er seine Hände ausbreitete, eine Heuschrecke auf den Saum seines Kleides und fing ihren hellen Morgengesang an. Eine Menge Heuschrecken versammleten sich um sie her: die Nachtigall flog heran und alle Nachtigallen wetteiferten mit einander zum Preise des Schöpfers. Das Ohr des [279] Königes ward aufgethan, und er vernahm den Gesang der Vögel, die Stimme der Heuschrecke und aller Lebendigen, das Murmeln der Bäche, das Rauschen der Haine, den Klang des Morgensterns, den entzückenden Klang der aufgehenden Sonne. Verlohren im hohen Einklange der Stimmen, die unaufhörlich und unermüdet den Schöpfer loben, verstummete er und fand sich in seinen Gesängen selbst hinter der Heuschrecke, die noch auf dem Saum seines Kleides girrte. Demüthig ergriff er die Harfe und sang: lobet den Herrn, ihr alle seine Geschöpfe; lobe den Herrn auch du, mein Innerstes, du meine verstummende Seele.