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Der Reisende

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Der Reisende
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Erstes Buch. S. 74–75
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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Bearbeitungsstand
fertig
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[74]
Der Reisende.


Ein Wandrer bat den Gott der Götter,
Den Zevs, bey ungestümen Wetter,
Um stille Luft und Sonnenschein.
Umsonst! Zevs läßt sich nicht bewegen;

5
Der Himmel stürmt mit Wind und Regen;

Denn stürmisch sollt es heute seyn.

Der Wandrer setzt, mit bittrer Klage,
Daß Zevs mit Fleiß die Menschen plage,
Die saure Reise mühsam fort.

10
So oft ein neuer Sturmwind wütet,

Und schnell ihm, still zu stehn, gebietet;
So oft ertönt ein Lästerwort.

Ein naher Wald soll ihn beschirmen;
Er eilt, dem Regen und den Stürmen

15
In diesem Holze zu entgehn;

Doch eh der Wald ihn aufgenommen:
So sieht er einen Räuber kommen,
Und bleibt vor Furcht im Regen stehn.

20
Der Räuber greift nach seinem Bogen,

Den schon die Nässe schlaff gezogen;
Er zielt, und faßt den Pilger wohl;
Doch Wind und Regen sind zuwider;
Der Pfeil fällt matt vor dem danieder,

25
Dem er das Herz durchbohren soll.


[75]
O Thor! läßt Zeus sich zornig hören,

Wird dich der nahe Pfeil nun lehren,
Ob ich dem Sturm zu viel erlaubt?
Hätt ich dir Sonnenschein gegeben:

30
So hätte dir der Pfeil das Leben,

Das dir der Sturm erhielt, geraubt.