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Der Ruf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Otto Ernst
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Titel: Der Ruf
Untertitel:
aus: Siebzig Gedichte
S. 16
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1907
Verlag: L. Staackmann
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[16]
Der Ruf.


Schon trat aus ferner, tannendunkler Pforte
Der Schlaf hervor.
Schon raunte mir die ersten, leisen Worte
Der Traum ins Ohr.

5
Da klang von nahen Zweigen

Ein tiefer Freudenschall,
Und klang getrost und stark durch Nacht und Schweigen.
In meinen Traum sang eine Nachtigall.

Ich ritt durch flimmerdunkle Waldesräume

10
Im Traum, im Traum.

Nur fern, o fern, durch mitternächt’ge Bäume
Ein lichter Saum.
Doch horch: von jenen Röten
Ein süß geheimer Hall,

15
Ein weiches, tiefes, morgenstilles Flöten!

In meinen Traum sang eine Nachtigall.

Nun weiß ich auch, daß mir dieselbe Stimme
Von je erklang
Und mir das Herz in Kampf und Leidensgrimme

20
Voll Hoffnung sang.

Ein Land des Lichtes träumen
Wir armen Seelen all!
Ich aber höre Klang aus jenen Räumen:
In meinen Traum singt eine Nachtigall.