Der Satyr und meine Muse
Ein alter Satyr spukte
Um meine Muse, die
Umherzog und begukte
Durch eine Brille lüstern sie.
Bei Lunas bleichem Licht,
Schlich um ihr Tabernakel
Der arme spizgeöhrte Wicht,
Und trillte manches Liedel
Und strich auf seiner Fiedel
Wol manche fürchterliche Weis.
Und seine Augen schwollen
Von Thränen Nüsse groß,
Wie Lieder von Silenus Roß.
Die Muse saß und spielte
In ihrer Grotte drinn,
Sah grämlich aus, und schielte
Dich garstigen Pedanten!
Wer dich auch küssen soll!
Spielst du nicht den Galanten
Wie Meister Midas den Apoll?
Was ist scharmant an dir?
Schwarz bist du wie ein Neger,
Rauch bist du wie ein Zottenthier.
Mich liebt ein junger Sänger,
An ihn den Saitenschwinger
Knüpft mich ein ewig Liebesband.
Sie sprachs und husch! und wischet
Dem Räuber aus, er nach,
Und haschte sie und plerrt und sprach:
Halt an! Halt an! du Spröde!
Halt an und höre mich!
Dein Dichtergen, ich wette!
Schau dieses hübsche Dingel,
Zu melden ohne Ruhm
Auf manchem breiten Bengel,
Flog weidlich frisch das Dingel ’rum.
Und würzet seine Lehr,
Und macht dir derbe Säze
Auf Kapp und Stekengäulen her.
Das beste Lied gewinnet
Was von der Geisel rinnet,
Ist doch nichts mehr als – Narrenblut.
Die Geisel soll er haben,
Gibst du mir einen Schmaz,
Mamsell, zu deinem teutschen Schaz.
Die Muse, schlau besonnen,
Ging den Vertrag bald ein –
Der Satyr ist entronnen,
Und soll auch hier nicht feyren,
Das glaubt mir kek!
Die Küsse seiner Theuren
Schenkt man doch in den Tag nicht weg.
Doch Narren zünden nie!
Vor Würden soll die fromme Muse knieen,
Doch Würdenschänder geiselt sie.