Die Winternacht
Ade! Die liebe Herrgottssonne gehet,
Grad über tritt der Mond!
Ade! Mit schwarzem Rabenflügel wehet
Die stumme Nacht ums Erdenrund.
Als tief im Felsenloch
Die Murmelquell, und aus dem Wald das wilde
Geheul des Uhus hör ich noch.
Im Wasserbette ruhen alle Fische,
Das Hündchen schlummert sicher unterm Tische,
Mein Weibchen nikt im Schlafgemach.
Euch Brüderchen von meinen Bubentagen,
Mein herzliches Willkomm!
Um einen teutschen Krug herum.
Im hochgefüllten Deckelglase malet
Sich purpurfarb die Welt,
Und aus dem goldnen Traubenschaume stralet
Im Hintergrund vergangner Jahre findet
Nur Rosen euer Blik,
Leicht, wie die blaue Knasterwolke, schwindet
Der trübe Gram von euch zurük.
Stört ihr im Zeitbuch um,
Und zählt nunmehr mit federleichtem Mute
Schweißtropfen im Gymnasium.
Wie manchen Fluch – noch mögen unterm Boden
Terenz erpreßt, troz Herrn Minellis Noten,
Wie manch verzogen Maul gesehn.
Wie ungestüm dem grimmen Landexamen
Des Buben Herz geklopft;
Der helle Schweiß aufs Buch getropft –
Wohl redt man auch von einer –e– gewissen –
Die sich als Frau nun spreißt,
Und mancher will der Leker baß nun wissen,
Nun ligt diß all im Nebel hinterm Rüken,
Und Bube heißt nun Mann,
Und Fridrich schweigt der weiseren Perüken
Was einst der kleine Friz gethan –
Wohl gar – beim Regiment!
Und hat vielleicht – doch nicht zu früh, gerochen,
Daß Plane – Saifenblasen sind.
Hauch immer zu – und laß die Blasen springen;
Und bleibt mir nur – errungen mit Gesängen –
Zum Lohn ein teutscher Lorbeerkranz.