Der Schäfer und Kaiser Rothbart
Sein lustiges Lied auf einem Berg
Ein Schäfer sang, da trat ein Zwerg,
„Sa, sa! la, la, la, la!“
Da trat ein Zwerg flink vor ihn hin:
„Und laß die Schafe da!“ –
„Die Schaafe verlaufen sich mir zur Stund.“ –
„Die Schaafe, die hütet dir dein Hund,
Der Gang soll dich nicht reu’n!“ –
Er folgt dem Zwerg mit getrostem Muth
In eine Höl’ hinein.
Da saß, den Scepter in der Hand,
Ein Greis an den Marmeltisch gebannt,
Gewachsen war durch den Tisch der Bart,
Der wallt’ und wallete rothbehaart
Dem Kaiser bis zu den Füssen.
„Lang’ ihm des Goldes,“ sprach zum Zwerg
Die Raben noch stets dort oben?“
„Nicht lassen noch die Raben nach,
Und fliegen stets noch dort oben.“
Und fliegen stets die Raben noch,
So muß ich fort noch schlafen,
An hundert Jahr’, dann weicht die Nacht,
Dann herrsch’ ich wieder mit neuer Macht:
Der Schäfer trug den Schatz mit fort,
Und fand die Schaaf’ am alten Ort
Und sang: Sa, sa! la, la!
Er sann die Nacht wohl her und hin:
Das unterm Berg er sah.
Und als ihn weckt die Morgenluft,
Ein Adler zucket durch die Luft,
Ins Thal die Raben fliehn,
Kommst du? O komm doch, gute Zeit,
Und raff’ die Böse hin.