Der Schwarzwald (Schütt)
Lichtes Gegenbild.
Du wärst das Land, wo finstre Schrecken hausen,
Im Thalgrund immer feuchter Nebel thaut?
Kein Zephir kos’t, nur Nordens Stürme braußen,
Stets öd’ die Flur, stets trüb der Himmel graut?
Kein Strahl der Sonne, noch der Freude lacht?
Wo Bäche wild nur über Felsen schäumen,
Nur Schauer weht aus dunkler Föhren Nacht?
Nein, nein, das bist du nicht! Auf deinen Höhen,
Wo Lüfte rein wie Gottes Odem wehen,
Macht die Natur erst ihre Größe kund.
Seht! wie die Höh’n im blauen Aether ragen,
Umschirmet von der Tannen Immergrün!
Gold über sich die Morgenwolken glühn.
Hier weichet schnell des Lebens falber Schleier,
Die Haine grüßt der Sonne frühster Strahl,
Es dampft der Berg in stiller Morgenfeier,
Vom Thau gedrängt die fetten Matten schimmern,
Du trinkst der Fichte süßen Würzeduft,
Und rettest hin dich aus den dumpfen Zimmern,
Sobald der Vögel Chor durchjauchzt die Luft.
Wenn gleich bei uns der Traube Gold nicht glüht;
Tief wird die Freude, heiß die Lieb’ empfunden,
Im stillen Thal, wo Fleiß und Handel blüht.
Gewerbsamkeit fand hier das regste Bette,
Die Kunst erhebt sich eifernd um die Wette,
Und schickt ihr Werk nach allen Zonen hin.
Flieht nicht dies Land, wo fette Heerden weiden,
Und stolz der Hirsch durch hohe Forste streicht;
Das kaum der Alpen Zauberreizen weicht.
Wie sehnt sich nach den heimathlichen Gründen
Des Schwarzwalds Sohn aus fernem Land zurück!
Er fühlt es wohl, hier einzig kann er finden
Stühlingen im Schwarzwalde. | Schütt. |