Der Schwarzwald (Anonymus)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Anonymus
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Schwarzwald
Untertitel: Ein Nachtstück
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 426–427
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[426]
Der Schwarzwald.
(Zwei Gedichte von verschiedenen Verfassern.)
1.
Ein Nachtstück.

Seht ihr den Mond am schwarzen Wald erblassen,
Wo traurig sich die finstre Tanne nährt!
Dort starrt ein Land voll schroffer Felsenmassen,
Wo die Natur stets kreißt und nie gebärt;

5
Wo feuchter Dunst an kahlen Dorngestrüppen

Und an dem Moos verlaßner Haiden hängt,
Und ährenlos sich auf Granitgerippen
Der dürre Halm aus kalter Furche drängt.

Seht ihr den Berg, wo graue Nebel steifen?

10
Dort welkt und bricht der matte Blüthenbaum,

Nie wird euch dort die heitre Rebe reifen,
Dort keimt und grünt die rauhe Flechte kaum;
Dort weht kein Lenz; es hüllt nur Nacht und Trauer
Den schönen Tag in düstre Wolken ein;

15
Des Sommers Hauch, ein kalter Todtenschauer,

Rinnt fieberhaft durch Anger, Busch und Stein.
 
Seht ihr den Rand in weiter Fern düstern,
Den frühen Thau trinkt dort hin Morgenstrahl,
Nur einsam tönt, wo gelb Blätter flüstern,

20
Der Unken Ruf im freudeleeren Thal;

Der Auer nur falzt in des Forstes Mitte,
Wo traurig sich das morsche Mühlrad dreht;
Verlassen sieht des Landmanns arme Hütte,
Wie dort im Wald der braune Giftschwamm steht.

[427]
25
Seht dämmernd ihr die grauen Gipfel ragen

Am Horizont: dort tönt kein Erndtesang,
Nie schimmert dort der blonden Ceres Wagen,
Um den der Fleiß des starken Pflügers rang.
Dort jubeln nie des Herbstes frohe Lieder,

30
Kein Strom trägt dort des Handels reiche Fracht;

Von Klippen donnert dumpf der Waldbach nieder,
und wälzt sich grimmig durch des Thales Nacht.

Flieht jenes Land, wo rauh wie seine Eichen,
Durch Forst und Horst der scheue Wilddieb schleicht,

35
Wo Hirten nur durch magre Halden streichen,

Und Gottes Welt dem düstren Hades gleicht.
Nie senket dort ein Genius sich nieder
Mit goldnem Zauberstab und Segenshand;
Das Schrecken lähmt der Fantasie Gefieder,
Naht sich ihr Flug dem schwarzen Felsenland.

Schönau auf dem Schwarzwald. Anonymus.