Zum Inhalt springen

Der Seealpsee im Säntisgebirge

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Seealpsee im Säntisgebirge
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 196
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[196] Der Seealpsee im Säntisgebirge. (Mit Abbildung.) Inmitten der Riesen des Alpsteingebirges, das der Sprachgebrauch nach seiner höchstm Erhebung, dem Säntis, benennt, ist der kleine grüne Seealpsee gelegen, der von den Abflüssen des ewigen Schnees am Säntis gespeist wird. Ihm selbst entströmt die muntere krystallklare Sitter, die von hier, an Appenzell und St. Gallen vorbei, dem Bodensee zufließt. in dessen Nähe sie sich mit der Thur vereinigt. Von welcher Seite der aus Appenzell kommende Tourist den Säntis besteigt, ob über das Wildkirchli und die Ebenalp zur Rechten, oder über die Meglisalp zur Linken des Sees, immer wieder wird sein Blick aufs neue durch die Biegungen des Wegs zum Hinunterschauen auf den blauleuchtenden Wasserspiegel gemahnt, der tief unterhalb der steilen Felswände ruht. Nur wenige Fischerhütten liegen auf seinen waldumkränzten Ufern verstreut. Die Ruhe des abgrundtiefen Gewässers, seine einsame entlegene Lage inmitten der gewaltigen Hochlandsnatur geben einer Fahrt über seine Flut einen poetisch ergreifenden Zauber. Dieser Poesie konnte sich auch der Dichter des „Ekkehard“, Joseph Viktor Scheffel, nicht entziehen, als er sich im Jahre 1854 droben beim Aescherwirt auf der schwindelnden Höhe des Wildkirchli einnistete, um die letzten Kapitel seines Romans, die in dieser Gegend spielen sollten, zu schreiben. Den vielen Lesern der ergreifenden Erzählung, die das frühere Leben im Kloster St. Gallen und die schöne Alpennatur des Appenzeller Landes so farbenfrisch schildert, wird die Scene erinnerlich sein, in welcher der von Liebesqual gepeinigte Ekkehard zu nächtlicher Stunde vom Wildkirchli zum Gestade des Sees hinabeilt. Als könne dessen reine Flut ihm die Erinnerung an Frau Hadwig aus Herz und Hirn spülen, taucht er in das Wasser des Bergsees – „wohlthätig kühlend drang ihm dessen Frische durch Mark und Bein“. Die dort geschilderte Scenerie zeigt unser Bild: die spitzaufgipfelnde Bergwand in der Mitte ist die Roßmad, links und rechts davon sieht man im Hintergrund Altmann und Säntis. Jetzt führt ein gepflegter Pfad vom Wildkirchli hinunter zum See, und von dem beliebten Molken- und Luftkurort Weißbad, an welchem die Sitter so lustig vorbeischäumt, ist der zweistündige Weg zum forellenreichen See ein bequemer Spaziergang, an dessen mannigfachen Reizen sich die Sommergäste dankbar erfreuen.

Der Seealpsee.
Nach einer photographischen Aufnahme von C. Steiger-Stadelmann in Lachen bei St. Gallen.