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Kindersymphonie

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Textdaten
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Autor: Bn.
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Titel: Kindersymphonie
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 192, 195–196
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[192]

Kindersymphonie.
Nach einer Originalzeichnung von E. Wagner.

[195] Kindersymphonie. (Zu dem Bilde S. 192 und 193.) Alte fröhliche, ewig junge Symphonie des guten Vater Haydn! Ueber hundert Jahre sind es, daß ihm das Getöse eines Jahrmarkts mit seinem tollen Kinderlärm von Trompeten, Knarren und Rasseln den Gedanken der lustigen Komposition eingab. Er trug ein ganzes Septett der kostbaren Instrumente in den Rocktaschen heim, schrieb ein paar reizende Allegro- und Andantesätze für Cello und Violinen und verwebte alles hinein, was ihm auf dem Jahrmarkt in die Ohren gequiekt, geflötet und geklappert hatte. Sein kleines sonst so virtuoses Esterhazysches Orchester, das er ernsthaft zu „einer eiligen Probe“ hatte berufen lassen, konnte diese Komposition kaum spielen und warf wiederholt vor Lachen um; aber als die „Kindersymphonie“ in die Welt hinausging, erregte sie allgemeines Entzücken, und heute, nach einem ganzen Jahrhundert, ist sie ein Liebling der musikalischen Jugend. Wer von uns hätte sie nicht einmal gehört oder gar in glücklichen Jugendzeiten selbst dabei mitgewirkt, wie alle die hübschen Blond- und Braunköpfe hier, die uns der Künstler im festlich erleuchteten Gesellschaftsraume vor einer lauschenden Versammlung zeigt? Sie wenden die Blicke voll ängstlicher Achtsamkeit nach ihrem jugendlichen Kapellmeister, denn Triangel, Schellenbaum, Knarre, Wachtelschlag und Kuckucksruf sind doch sehr wichtige Bestandteile des Ganzen und dürfen beileibe nicht an unrechter Stelle ertönen! Die größeren Spieler handhaben ihre Geigen und Bratschen bereits mit Sicherheit, sie wissen, daß auf ihnen das Gelingen der Symphonie ruht, und haben soeben die schwerste Stelle glücklich überwunden. Zahllose Male hat der junge Dirigent, der talentvolle Sohn des Hauses, in den Proben an dieser Stelle abklopfen müssen; nun atmet er erleichtert auf und mit ihm sein Lehrer, der rechts dort an dem Pfeiler lehnt. Besteht das Publikum [196] auch durchgehends aus festlich und nachsichtig gestimmten Verwandten und Freunden, so wäre ein Umwerfen doch für den beiderseitigen Künstlerstolz recht fatal gewesen! .. Nun, davon kann keine Rede mehr sein; die muntere Schar der kleinen und großen Musiker hat ihre Sache wirklich gut gemacht; in rauschenden Klängen naht sich die Symphonie ihrem Ende und zum Schluß trillert, flötet, klingelt, schmettert und geigt alles im vollen Chor zusammen, bis der mächtige Schlußaccord erklingt und mit ihm zugleich ein allgemein ausbrechendes donnerndes Bravo die jugendlichen Künstler belohnt. Bn.