Der Tanz auf dem St. Martinskirchhofe
War einst ein Dorf, Kohlbeck genannt,
Gelegen im Magdeburger Land.
Auf dem Kirchhof St. Martin’s im Mondenglanz
Acht Paare dort drehten sich wild im Tanz.
Und achteten nicht den geweihten Ort:
Und achteten nicht die geweihte Zeit:
Des Herren Geburt so man feierte heut.
Da erschien der Priester Ruprecht gar
Die achtete nicht des Priesters Wort
Und tanzte und lobte in Einem fort.
Drob zürnte der Mann Gottes sehr
Und sprach zu des heiligen Martin’s Ehr’:
Auf derselbigen Stell’ ein ganzes Jahr!“
Und Dirn’ für Dirne, Mann für Mann
Erlag des zürnenden Priesters Bann;
All’ mußten, trotz Eis und Sonnengluth,
Meßopfer wurden nicht gespart,
Doch der heil’ge Martin blieb felsenhart.
Eine schmucke Dirn’, die der Bann mit traf,
Wollt’ Einer gewaltsam entziehen der Straf’:
Und folgt’ einarmig dem tollen Schwarm.
Bis an den Gürtel tanzten sie sich
In die Erd’ hinein, da der Boden wich;
Doch keine Sohle dünne sich rieb,
Und als sie getanzt ein ganzes Jahr,
Erlöst vom Banne stand Paar für Paar.
Doch die Glieder der Tänzer fortzuckten, bis daß
Der Tod macht’ ein Ende dem grausigen Spas.
K. Uschner.