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Der Tanz auf dem St. Martinskirchhofe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Karl Uschner
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Titel: Der Tanz auf dem St. Martinskirchhofe
Untertitel:
aus: Großer poetischer Sagenschatz des deutschen Volks. Band 1, S. 46
Herausgeber: Johannes Günther
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1844
Verlag: Mauke
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Erscheinungsort: Jena
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Die Mordgrube zu Freiberg
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Der Tanz auf dem St. Martinskirchhofe.


War einst ein Dorf, Kohlbeck genannt,
Gelegen im Magdeburger Land.

Auf dem Kirchhof St. Martin’s im Mondenglanz
Acht Paare dort drehten sich wild im Tanz.

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Und rastlos tanzten sie fort und fort,

Und achteten nicht den geweihten Ort:

Und achteten nicht die geweihte Zeit:
Des Herren Geburt so man feierte heut.

Da erschien der Priester Ruprecht gar

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Und mahnte zur Ruhe die wüste Schaar.


Die achtete nicht des Priesters Wort
Und tanzte und lobte in Einem fort.

Drob zürnte der Mann Gottes sehr
Und sprach zu des heiligen Martin’s Ehr’:

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„So tanze denn, du wüste Schaar,

Auf derselbigen Stell’ ein ganzes Jahr!“

Und Dirn’ für Dirne, Mann für Mann
Erlag des zürnenden Priesters Bann;

All’ mußten, trotz Eis und Sonnengluth,

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Forttanzen und toben in toller Wuth.


Meßopfer wurden nicht gespart,
Doch der heil’ge Martin blieb felsenhart.

Eine schmucke Dirn’, die der Bann mit traf,
Wollt’ Einer gewaltsam entziehen der Straf’:

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Er zog sie am Arm, sie ließ ihm den Arm

Und folgt’ einarmig dem tollen Schwarm.

Bis an den Gürtel tanzten sie sich
In die Erd’ hinein, da der Boden wich;

Doch keine Sohle dünne sich rieb,

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So toll auch die Tanzwuth ihr Wesen trieb.


Und als sie getanzt ein ganzes Jahr,
Erlöst vom Banne stand Paar für Paar.

Doch die Glieder der Tänzer fortzuckten, bis daß
Der Tod macht’ ein Ende dem grausigen Spas.

 K. Uschner.