Der Titisee

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Textdaten
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Autor: Bernhard Baader
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Titel: Der Titisee
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aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau S. 99-101
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
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Erscheinungsort: Freiburg
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Originalherkunft:
Quelle: UB Freiburg und Commons
Kurzbeschreibung:
Titisee aus: Badisches Sagen-Buch I
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Bearbeitungsstand
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56. Der Titisee.

Unterhalb der Seesteige stand in uralter Zeit eine reiche Stadt mit einem Kloster. Als die Ueppigkeit ihrer Bewohner so groß geworden war, daß sie Weißbrodlaibe aushöhlten, die Brosamen dem Vieh fütterten und in der Kruste wie in Schuhen umhergingen, versank die Stadt in die Erde, und an ihrer Stelle entstand der Titisee. In dessen Tiefe ist bei hellem Wetter die Thurmspitze des Klosters noch sichtbar, das, wenn jenes zu Friedenweiler versinkt, wieder aus dem Wasser emporsteigt.

Vor vielen Jahren fing der See an, auszubrechen. Da kam in der Nacht eine alte Frau, verstopfte unter zauberhaften Worten die Oeffnung mit ihrer weißen Haube und verhinderte dadurch den Ausfluß. Von der Haube verfault jedes Jahr ein Faden, und wenn der letzte verwesen ist, bricht der See aus und überschwemmt das ganze Dreisamthal.

Nachdem es schon Manche versucht hatten, die Tiefe des See’s zu ergründen, fuhr auch Einer auf einem Kahn in die Mitte desselben und warf an einer fast endlosen Schnur das Senkblei aus. Schon waren achtzehn Spulen Faden [102] im Wasser und noch genug zu weiterm Abwickeln vorhanden, da rief aus den Wellen eine fürchterliche Stimme:

Missest du mich,
So verschling ich dich!

Voll Schrecken ließ der Mann von seinem Unternehmen ab, und seitdem hat es Niemand mehr gewagt, nach der Tiefe des See’s zu forschen.

(B. B.)