Der Tod des Brunelleschi

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Textdaten
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Autor: A.
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Titel: Der Tod des Brunelleschi
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 633, 647
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[633]

Der Tod des Brunelleschi.
Nach dem Gemälde von F. Leighton.

[647] Der Tod des Brunelleschi. (Zu dem Bilde S. 633.) Der kürzlich verstorbene englische Maler F. Leighton, dem die Bewunderung seiner Königin den Lordstitel verlieh, führt in dem Bilde, das unsere heutige Nummer schmückt, ein geschichtliches Ereignis von ergreifender Wirkung vor. Es ist das Verscheiden des großen Baumeisters Filippo Brunelleschi, der am Tag vor Ostern, inmitten der Festvorbereitungen seine verlöschenden Blicke noch auf dem Werk seines Lebens, der florentinischen Domkuppel, ruhen läßt. Ghiberti, der Schöpfer der berühmten Erzthüren, umgeben von trauernden Freunden, hält seine Hand – der Tod beendet die lange Nebenbuhlerschaft der beiden, von welchen doch Brunelleschi der weitaus gewaltigere und größere war. Denn ihm gelang, das zu finden, um was seine ganze Zeit sich vergebens mühte: die Gesetze der Kuppelwölbung, und hiermit ein völlig Neues in die Baukunst zu stellen, das allen Späteren, selbst Michelangelo, als Grundlage diente.

Der Dombau zu Florenz, begonnen 1310 von Arnolfo di Cambio, fortgesetzt von Giotto 1334, stand lange unvollendet. Erst 1426 wurde eine Konkurrenz für den Kuppelabschluß ausgeschrieben, an welcher sich alle ersten Namen der an Künstlern so reichen Stadt beteiligten. Man hatte schlechte Erfahrungen mit Einstürzen der unrichtig gestützten Gewölbe gemacht, und in der allgemeinen Ratlosigkeit waren die sonderbarsten Projekte aufgetaucht, z. B. die Kuppel über einen Berg von Erde emporzuwölben und diese Erde, in welche Gold vergraben werden sollte, später freiwillig durch das Volk herausholen zu lassen! Da kam Brunelleschi, welcher früher in Rom, wo er Goldschmiedsarbeit zum Lebensunterhalt verrichten mußte, die antiken Bauten, besonders das Pantheon, den einzig erhaltenen Kuppelbau der Alten, studiert hatte, und siegte durch die Genialität seines Entwurfes über Ghiberti und alle anderen. Zur Ueberspannung eines Oktogons waren ganz neue, am Rundbau des Pantheons nicht angewandte Prinzipien zu finden, es war also ein Sieg der übermächtigen Geisteskraft, welcher jetzt Brunelleschi als ersten Baumeister die Vollendung des Domes in die Hand gab. Er führte sie, der stolze, ernste, in sich verschlossene Mann, lange Jahre durch einen Dornenweg von Hindernissen und Intriguen und sah die Wölbung der Kuppel in tadelloser Reinheit emporsteigen und sich runden. Die völlige Fertigstellung sollte er nicht mehr erleben: die „Laterne“ wurde erst nach seinem 1446 erfolgten Tode nach den von ihm gezeichneten Plänen ausgeführt. – Um seinen Ruhm zu sichern, brauchte es nicht des Standbildes, welches ihm die Florentiner errichteten und das ihn nahe dem Dom, zu seiner Kuppel aufschauend, darstellt. Diese selbst ist das schönste, am gewaltigsten redende Monument für ihren großen Erbauer.

Das Original des Bildes, das Leighton 1852 als Schüler Steinles in Frankfurt a. M. malte, wurde von ihm seinem Lehrer als Tribut der Dankbarkeit gestiftet und ist erst neuerdings aus Steinles Nachlaß an die Oeffentlichkeit gelangt. Der Güte des jetzigen Besitzers, Herrn Dr. v. Steinle, und Leightons Erben verdanken wir unsere Abbildung. A.