Der Todesgang des armenischen Volkes/Erster Teil/Erstes Kapitel/Zweiter Teil/Zweiter Abschnitt

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2. Wilajet Erzerum.


Das Wilajet Erzerum zählte unter 645 700 Einwohnern 227 000 Christen, nämlich 215 000 Armenier und 12 000 Griechen und andere Christen. Von der muhammedanischen Bevölkerung sind 240 700 Türken resp. Turkmenen, 120 000 Kurden (45 000 Seßhafte, 30 000 Sasakurden und 45 000 Nomadenkurden); 25 000 Kisilbasch (Schi’iten), 7000 Tscherkessen und 3000 Jesidis (sogenannte Teufelsanbeter). In den Städten Erzerum, Erzingjan, Baiburt, Chinis, Terdjan machten die Armenier ein Drittel bis zur Hälfte der Bevölkerung, in einzelnen Landdistrikten mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus.

Seit Ausbruch des Krieges wurden bei den Armeniern Requisitionen vorgenommen, die das Vielfache von dem betrugen, was die Türken hergeben mußten. Man führte Lasttiere vor die Magazine und lud wahllos alle Waren auf, von denen der größte Teil für Militärzwecke unbrauchbar war. Bei den Türken wurden die Requisitionen vorher angesagt, so daß sie Zeit hatten, die Waren aus ihren Magazinen in ihre Häuser zu holen und dort zu verstecken. Alle Lagervorräte an Manufakturwaren, die im Herbst aus dem Auslande eintrafen, wurden den Kaufleuten weggenommen. Die Beamten benützten die Requisitionen zu Erpressungen. Der Garnisonssekretär von Erzingjan, Hadji Bey, kam in das Magazin von Sarkis Stepanian, ließ einige armenische Kaufleute dort hinkommen und sich von ihnen 300 türk. Pfund auszahlen. Um den Schein zu wahren nahm er auch von türkischen Kaufleuten eine geringfügige Summe. Nach der Plünderung des Bazars kamen die Häuser an die Reihe. Unter dem Vorwande, Waffen zu suchen, durchwühlten die Gendarmen alle Kisten und Kasten und nahmen mit, was ihnen behagte. Niemand durfte gegen derartige Requisitionen ein Wort sagen. Auf den geringsten Verdacht oder irgend eine Denunziation hin wurden harmlose Leute ins Gefängnis geworfen, gefoltert und vor das Kriegsgericht gestellt.

Wie im Wilajet Trapezunt, so waren auch im Wilajet Erzerum von junktürkischen politischen Klubs Banden, sog. Tschettehs, aus den schlechtesten Elementen der Bevölkerung gebildet und bewaffnet worden. Diese Banden sahen ihre Hauptaufgabe darin, armenische Dörfer zu überfallen und zu plündern. Fanden sie keine Männer, so wurden die Frauen vergewaltigt und unter Mißhandlungen gezwungen, alles, was sie noch an Geld oder Geldeswert hatten, herauszugeben. Die Daschnakzagan beklagten sich bei Tahsin Bey, dem Wali von Erzerum, als in den Dörfern Dwig, Badischin und Targuni derartiges vorgekommen war. Er versprach, die Missetäter zu bestrafen, aber nach 10 Tagen geschah genau dasselbe in den Dörfern Hinzk und Zitoth. So sah es schon Anfang Januar auf dem Lande aus.

Dem Wali Tahsin Bey, der den besten Willen hatte, gelang es vorübergehend, die Ausschreitungen der Tschettehs und der Gendarmen zu unterdrücken, so daß es Anfang Februar erheblich besser in der Provinz aussah. Zwar fielen die Requisitionen immer noch mit ihrer ganzen Schwere auf die Armenier, aber im Interesse der nationa­len Verteidigung fand man sich auch in das ungleiche Maß, mit dem Muselmanen und Nichtmuselmanen gemessen wurden. Auch dagegen wurde nichts eingewendet, daß 15 armenische Dörfer in der Umgegend von Erzerum von ihren Einwohnern geräumt werden mußten, um kranke Soldaten aufzunehmen. Im März fing das Banden­unwesen, das von jungtürkischen Kreisen gegen den Willen des Walis unterstützt wurde, von neuem an; ebenso wurden gegen wohlhabende Armenier in den Städten unter Androhung des Todes die schlimmsten Erpressungen aus­geübt. In Terdjan ließ der Polizeimüdir von Erzerum einen angesehenen Armenier mit seiner 10jährigen Tochter zu sich kommen und beide auf der Stelle erschießen.

Im März des Jahres wurden die Armenier von be­freundeten Türken in Erzerum gewarnt und davon benachrichtigt[WS 1], daß die Mitglieder des „Komitees für Einheit und Fortschritt“ ein Massaker planten. Der später an Typhus verstorbene Dr. Taschdjan, ein bei Türken und Armeniern gleich angesehener Mann, teilte dies zwei deutschen Rote-Kreuzschwestern mit, die im Militärlazarett von Erzerum türkische Soldaten pfleg­ten und bat sie, den damaligen Festungskommandanten von Erzerum, den deutschen General Posselt–Pascha, davon zu benachrichtigen, damit er seinen Einfluß geltend mache und dem Unheil vorgebeugt werde. Man erzählte, daß es General Posselt gelungen sei, die Gefahr abzuwenden. Er wurde aber bald darauf genötigt, seinen Abschied zu nehmen und durch einen türkischen Offizier ersetzt. Auch der deutsche Konsul in Er­zerum, Herr von Scheubener-Richter, tat sein Möglichstes, um den bedrängten Armeniern beizustehen und eine Verschlimmerung der Lage zu verhindern. Von armenischer Seite wurde ihm das beste Zeugnis aus­gestellt. Während der Wali Tahsin Bey sich lange Zeit gegen die von Konstantinopel geforderten Maßregeln sträubte, arbeiteten die Häupter der jungtürkischen Partei um so energischer daran, die Muhammedaner gegen die Armenier aufzureizen. Sie erklärten, es sei ein Fehler Abdul Hamids gewesen, daß er die Massakers vor zwanzig Jahren nicht gründ­licher veranstaltet und alle Armenier ausgerottet habe.

Das Verhältnis der armenischen zur türkischen Be­völkerung in Erzerum war ein ausgezeichnetes gewesen. Erst durch jungtürkische Agitatoren wurden die Muham­medaner aufgestachelt und die Regierung verhindert, gegen Gewalttaten einzuschreiten. Die Jungtürken bestanden darauf, den Rest der männlichen Bevölkerung an die Front zu schicken, um dann freie Hand zu haben. Von ihren türkischen Freunden wurden die Armenier gewarnt, ihre Häu­ser zu verlassen.

Zur Zeit der Konstitution waren von den Jungtürken Waffen auch an die armenischen Dörfer verteilt worden, auf deren Hilfe sie im Falle einer Reaktion rechneten. Diese Waffen wurden ihnen jetzt unter sinnlosen Torturen wieder abgenommen.

In dem Hause eines Armeniers namens Humajak in Erzingjan befand sich ein Tonnür, ein in den Boden ge­grabener Backofen. Unter dem Backofen entdeckten die Gendarmen einen Brunnen, der längst außer Gebrauch und verschlossen war. Die Gendarmen vermuteten Waffen in dem Brunnen, fanden aber keine und schlugen deshalb den Humajak so fürchterlich, daß er krank wurde. Der arme Mann hatte das Haus erst seit einem Monat gemietet und hatte keine Ahnung, daß sich unter dem Tonnür eine Zisterne befand. Als der Mann wieder laufen konnte, wurde er verhaftet und im Gefängnis gefoltert. Die Nägel und Bündel von Haaren wurden ihm mit Zangen herausgerissen. Wenn er das Bewußtsein verlor, wurde er mit einem kalten Wasserguß wieder zur Besinnung gebracht und die Folterung fortgesetzt. Man wollte von ihm wissen, was er in der Zisterne verborgen habe. Der Unglückliche konnte nichts angeben, da er von der Zisterne nicht einmal etwas gewußt hatte. Darauf wurde ihm ein Dokument vorgelegt, in dem er zu bezeugen hatte, daß er unter dem Tonnür Bomben und Waffen verborgen habe. Unter Foltern wurde er gezwungen, das Schriftstück zu unterschreiben. Alsdann wurde er nach Erzerum deportiert. Derartige Dokumente hatten den Zweck, einen Vorwand für die Deportation herzugeben. Die Armenier, die von dieser Sache hörten, wußten jetzt, was ihnen drohe. Als die Requisitionen und Haussuchungen in der Stadt be­endet waren und nichts gefunden worden war, wurden die Gendarmen auf die Dörfer geschickt.

Am 14. März kam ein Leutnant der Gendarmerie, Suleiman Efendi, mit 30 Gendarmen in das Dorf Minn im Sandschak Erzingjan. Zuerst ließ er sich 100 türkische Pfund (ca. 1900 M.) auszahlen, ohne zu sagen, wer ihn beauftragt habe und wofür die Summe zu zahlen sei. Dann vergnügten sich die Gendarmen die Nacht hindurch in dem Dorfe. Am Morgen begannen die Haussuchungen. Es gab einige Waffen im Dorf, die zur Zeit der Reaktion von Jungtürken verteilt worden waren. Ein gewisser Oteldji Hafis war damals der Überbringer dieser Waffen, die die Leute gegen einen guten Preis hatten kaufen müssen. Der Priester des Dorfes nannte die Namen derer, die Waffen hatten. Die Leute wurden verhaftet und ihnen die Waffen abgenommen. Der Gendarmerie-Leutnant wollte aber noch Bomben haben und fing an, Männer, Frauen und Kinder zu schlagen. Als sie keine Bomben fanden, ließ er dem Priester fünfmal hintereinander die Bastonnade verabreichen. Als er mit dem Schlagen genug hatte, schloß er den Priester in ein Zimmer ein und notzüchtigte seine Frau. Dann fingen die Gendarmen an, zum Spaß auf die Dorfbewohner zu schießen. Als sie auch damit genug hatten, bewaffneten sie den Priester und einige Bauern bis an die Zähne, so daß sie wie Banditen aussahen, und führten diese künstlich bewaffnete Bande in die muhammedanischen Quartiere der Kreishauptstadt Kemach, um diese gegen die Armenier aufzureizen. Dann wurden sie ins Gefängnis geworfen und endlich nach Erzerum abgeführt.

Die Bewohner des Dorfes Minn, das jetzt in Asche liegt, hatten nicht weniger als 7000 türk. Pfund Steuern gezahlt. Die Bauern wandten sich an den armenischen Aradschnort (Metropoliten), ließen ihn eine Eingabe aufsetzen und gingen mit ihm zum Kaimakam (Landrat).

Der Kaimakam schnauzt sie an: „Wer gibt euch das Recht, solche Rapporte zu machen?“ Die Bauern: „Haben wir nicht durch die Gnade der Regierung das Recht, in Gemeindeangelegenheiten Eingaben zu machen?“ Der Kaimakam: „Das war die alte Regierung. Die neue Regierung hat euch keinerlei derartige Rechte gegeben. Alle solche Rechte sind hinfällig. Ihr habt keine Eingaben zu machen und Beschwerde zu führen. Die Regierung tut von selbst, was nötig ist. Wenn ihr wollt, werde ich euch mit diesem Dokument zum Staatsanwalt schicken, und er wird euch ins Gefängnis werfen.“ Die Bauern: „Wir wollen uns nicht in die Angelegenheit der Regierung mischen; wir wollen nur wissen, mit welchem Recht ein Gendarm fünfmal einen Priester bastonnieren und Frauen und Kinder foltern darf, unter dem Vorwande, Bomben zu finden. Diese Bauern wissen nicht einmal, was eine Bombe ist. Warum hat man diese Leute bewaffnet und unter die Moslems geschickt, da man sie nicht mit den Waffen attrapiert hat?“ Der Kaimakam: „Wir sind völlig frei, jedes Mittel zu gebrauchen, das uns paßt.“ Die Bauern: „Warum läßt man die Gendarmen Erpressungen machen?“ Der Kaimakam: „Das geht euch gar nichts an. Bis jetzt war der Handel in eurer Hand. Von jetzt ab werdet ihr nichts mehr mit dem Handel zu tun haben. Und was hast du hier zu tun?“ Der Aradschnort (Metropolit): „Ich bin der Aradschnort und habe das Recht, für diese Leute zu sprechen.“ Der Kaimakam: „Ich kenne weder Aradschnort noch seine Rechte. In anderen Angelegenheiten als religiösen kenne ich dich nicht.“

In den andern Dörfern verfuhren die Gendarmen ebenso. Zuerst verlangten sie Geld, dann kamen die Haussuchungen an die Reihe. Im Dorfe Merwatsik arbeitete der Polizeileutnant Suleiman mit dem Müdir des Dorfes Adil Efendi zusammen. Als sie keine Waffen fanden, wurden die Bauern gefoltert und gezwungen, von ihren türkischen Nachbarn Waffen zu kaufen. Alsdann wurden sie nach Erzerum ins Gefängnis gebracht. Von da gingen sie in das Dorf Arkan, erpreßten 60 türk. Pfd., plünderten das Dorf, nahmen den Frauen die Ohrringe und Armbänder weg und schlugen alle, die sich weigerten. Ein Gendarm setzte sich auf die Füße, ein anderer auf den Kopf des Opfers, dann ging die Peitscherei los, mit nicht unter 200 Schlägen. Die Frauen wurden unter den Torturen bewußtlos. Als sich keine Waffen fanden, schrie der Unterleutnant Suleiman die Leute an: „Bis jetzt hattet ihr das Recht, Waffen zu haben. Das hört jetzt auf. Ich habe eine Iradé in der Hand und kann mit allen Mitteln, die mir belieben, von euch Waffen fordern.“ Darauf ließen die Gendarmen die Bauern aus dem Nachbardorfe Mollah herführen, schlugen sie, schmierten ihnen Exkremente ins Gesicht und warfen sie in den Fluß. Eine Frau starb unter den Mißhandlungen des Müdir Adil. Dann gingen sie in das Dorf Mollah, unterbrachen die Messe – es war Osterfest – und folterten den Priester in der Kirche. Die Frauen und Mädchen flüchteten sich vor den Gendarmen in die Berge. Im Dorf Mez Akrak erpreßten sie 92 türk. Pfd. und folterten die Bewohner. Im Dorf Machmud Bekri verlangten die Gendarmen erst Geld und, nachdem sie das Verlangte erhalten hatten, verhafteten sie 3 Bauern, und führten sie in ein Haus, wo sich der genannte Suleiman, Oteldji Hafis, Djelal Oglu und Schakir befanden. Diese vier bastonnierten die Bauern bis zur Bewußtlosigkeit. Durch kalte Wassergüsse wurden sie wieder aufgeweckt und weiter geschlagen. Darauf sperrte man sie in die Aborte. Dann werden sie aufs neue vorgeführt und gefoltert. Dem einen reißt man zwei Finger aus. Er soll den Ort angeben, wo Waffen verborgen sind, und die Liste der Daschnakzagan ausliefern. Als sie nichts erreichen, fangen die Gendarmen an, die Frauen zu schänden.

Dem Kaimakam wurde Anzeige erstattet. Als aber der Aradschnort aufs neue Schritte tat wegen einer Frau, die man zu Tode geprügelt hatte, und verlangte, der Kaimakam sollte sich selbst von den Tatsachen überzeugen, schrie er ihn an und wollte nichts mehr hören. Der Aradschnort verlangte, er solle höheren Orts Anzeige erstatten. Der Kaimakam: „Hier bin ich die Regierung.“ Der Aradschnort: „Ihr macht Unterschiede zwischen Christen und Muhammedanern“. Der Kaimakam: „Jetzt sende ich dich gefesselt nach Erzerum“. Der Kaimakam läßt ihn schließlich gehen und verspricht, die Gendarmen zu bestrafen.

In seiner Verzweiflung entschließt sich der Aradschnort, mit einigen Priestern zu den Ulemas und muhammedanischen Begs zu gehen, um sie um ihre Hilfe zu bitten. Diese hatten Mitleid mit den Armeniern, aber sie fürchteten sich vor dem Kaimakam. Ein geistlicher Scheich riet, man möge nur Geduld haben, bis die Dinge anders würden.

Der Kaimakam forderte die Gendarmen vor, die gestanden, daß sie 300 türkische Pfd. erpreßt und nur 180 davon abgeliefert hatten. Sie mußten das Geld herausgeben. Trotzdem blieben sie im Amt und fuhren mit ihren Schändlichkeiten fort. Alle Versprechungen des Kaimakams die Gendarmen zu bestrafen, blieben leere Worte.

Das war im März des Jahres.

Es ist notwendig, solche Dinge mit allen Einzelheiten zu schildern, damit man sich eine Vorstellung davon machen kann, wie es auf den Dörfern herging.

Seit der Erklärung der Konstitution und bis in die jüngste Zeit hinein waren die jungtürkischen Führer mit den Führern der Daschnakzagan ein Herz und eine Seele gewesen. Die Daschnakzagan hatten die Jungtürken bei allen Wahlen durch ihre Organisation unterstützt, und zwischen den beiderseitigen Klubs bestand der freundschaftlichste Verkehr. Seit das Zentralkomitee in Konstantinopel das allgemeine Vorgehen gegen die Armenier beschlossen hatte, benützten die jungtürkischen Führer ihre Kenntnis der ihnen verbündeten armenischen Parteiorganisation dazu, um alle Daschnakzagan verhaften zu lassen. Schon am 12. April saßen die meisten Daschnakzagan hinter Schloß und Riegel. Bald darauf drangen die ersten Gerüchte von den Ereignissen in Wan nach Erzerum. Die armenischen Führer wurden nach unbekannten Gegenden deportiert. Ende April wurden 25 gefesselte Armenier von Erzingjan nach Erzerum gebracht. Bald darauf wurde von der Polizei in Erzerum ein gefälschter Brief publiziert, in dem gesagt war, daß die Partei der Daschnakzagan beschlossen habe, den Wali Tahsin Bey zu ermorden. Der Betrug wurde aufgedeckt, so daß die Polizei in beschämender Weise bloßgestellt wurde.

Als im Mai der türkischen Bevölkerung von Erzerum bekannt wurde, daß von Konstantinopel die allgemeine Deportation der armenischen Bevölkerung angeordnet sei, machte sie eine Eingabe an die Regierung, in der aufs dringendste verlangt wurde, daß im Wilajet Erzerum von der Maßregel abgesehen werden solle, weil sie im Falle der Eroberung des Gebietes durch die Russen für die an den Armeniern begangenen Untaten bestraft werden würden.

Mitte Mai begannen die Deportationen aus den Dörfern in der Ebene von Erzerum und aus der Gegend von Terdjan und Mamachatun. In den ausgeleerten Dörfern wurden muhammedanische Bauern, die aus den von den Russen besetzten Gebieten geflüchtet waren, angesiedelt. Um jeden Widerstand bei der Deportation im voraus unmöglich zu machen, hatte man im Erzerumgebiet noch 15 000 Männer zur Armee ausgehoben. In den Hauptplätzen Baiburt, Erzingjan, Chinis, Keri usw. wurden, ehe die Deportation begann, die Notabeln verhaftet und nach Erzerum transportiert. Die Jungtürken waren in Erzerum zusammengekommen, um die Sache zu organisieren.

Bis zum 15. Mai waren bereits alle Dörfer aus Passin, der Ebene von Erzerum, ausgeleert und mit muhammedanischen Einwohnern besetzt worden. In Erzerum selbst wurden zuerst 600 Notable verhaftet und verschickt. Alle Ittihadisten (Mitglieder des Komitees „für Einheit und Fortschritt“) waren in Erzerum zusammengekommen und leiteten von dort aus die Maßregeln in der Provinz. Der Wali Tahsin Bey, der die Maßregeln nur widerwillig ausführte, sagte zu seiner Rechtfertigung: „Was kann ich tun? Die hohe Pforte hat es befohlen.“

Als Ende Mai Beha-Eddin Schakir, Mitglied des Komitees für Einheit und Fortschritt, nach Erzerum kam, trat die Verfolgung der Armenier in das akute Stadium. Die Tschettehs und Gendarmen schlugen am hellen lichten Tage Frauen und Kinder tot, um die Armenier zu provozieren und den Anlaß zu einem allgemeinen Massaker zu finden. Von den dreihundert Personen, die von Chinis nach Erzerum eskortiert wurden, wurde die Hälfte unterwegs erschlagen. Die letzten armenischen Soldaten und Ärzte wurden von der Front geholt, ein Teil getötet, der Rest deportiert. Jetzt wurde vom Kommandanten der Armee der Befehl zur allgemeinen Deportation gegeben.

Von Mitte Juni an begann die Deportation der gesamten Stadtbevölkerung von Erzerum und zog sich durch den Juli hin. Am 31. Juli telegraphierte der armenische Erzbischof von Erzerum, Kütscherian, an das Patriarchat in Konstantinopel, daß er sowie alle in Erzerum lebenden Armenier ausgewiesen seien. Wohin sie gebracht würden, wüßten sie nicht. Der Bruder des Erzbischofs wurde auf der Reise, die er in Begleitung eines Deutschen unternahm, durch die Behörden von diesem gewaltsam getrennt und ermordet.

Es wird erzählt, daß Tahsin Bey, der Wali von Erzerum, als er gehört hatte, daß der erste Transport der Armenier von Erzerum unterwegs abgeschlachtet worden sei, sich geweigert hätte, weitere Transporte von Erzerum wegzuschicken. Er habe verlangt, daß die Deportierten mit militärischer Bedeckung unter Aufsicht höherer Offiziere an ihr Verschickungsziel gebracht würden, damit ihnen wenigstens das nackte Leben gesichert würde.

Sein Verlangen hatte keinen Erfolg.

In

Erzingjan

wurden über 2000 Armenier, ohne daß irgend eine Beschuldigung gegen sie erhoben worden wäre, arretiert. Bei Nacht wurden sie verhaftet, bei Nacht aus dem Gefängnis geführt und in der Nachbarschaft der Stadt getötet. Sodann wurde den Armeniern der Stadt, etwa 1500 Häusern, angekündigt, daß sie in einigen Tagen die Stadt zu verlassen hätten. Sie könnten ihre Sachen verkaufen, müßten aber vor dem Abzug die Schlüssel ihrer Häuser den Behörden abliefern. Am 7. Juni ging der erste Transport ab. Er bestand hauptsächlich aus Wohlhabenderen, die sich einen Wagen mieten konnten. Später wurde ein Telegramm vorgezeigt, daß sie ihr nächstes Reiseziel Kharput erreicht hätten. Am 8., 9. und 10. Juni verließen neue Scharen die Stadt, im ganzen 20 bis 25 000 Personen. Viele Kinder wurden von muhammedanischen Familien aufgenommen, später hieß es, auch diese müßten fort. Auch die Familien der im Lazarett diensttuenden Armenier mußten fort, sogar, trotz des Protestes des deutschen Arztes Dr. Neukirch, eine typhuskranke Frau. Ein im Lazarett diensttuender Armenier sagte zu der deutschen Krankenschwester, „Nun bin ich 46 Jahre alt, und bin doch, trotzdem jedes Jahr Freilassungsgeld für mich gezahlt worden ist, eingezogen worden. Ich habe nie etwas gegen die Regierung getan, und jetzt nimmt man mir meine ganze Familie, meine 70-jährige kummergebeugte Mutter, meine Frau und 5 Kinder; ich weiß nicht, wohin sie gehen.“ Er jammerte besonders um sein 1½ jähriges Töchterchen. „So ein schönes Kind hast du nie gesehen, es hatte Augen wie Teller so groß. Wenn ich nur könnte, wie eine Schlange wollte ich ihr auf dem Bauche nachkriechen.“ Dabei weinte er wie ein Kind. Am anderen Tage kam derselbe Mann ganz ruhig und sagte: „Jetzt weiß ich es, sie sind alle tot.“ Es war nur zu wahr.

Die Karawanen, die am 8., 9. und 10. Juni Erzingjan in scheinbarer Ordnung verließen (die Kinder vielfach auf Ochsenwagen untergebracht), wurden von Militär begleitet. Trotzdem sollte nur ein Bruchteil das nächste Reiseziel erreichen. Die Straße nach Kharput verläßt die Ebene von Erzingjan östlich der Stadt, um in das Defilé des Euphrat, der hier die Tauruskette durchbricht, einzutreten. In vielen Windungen folgt die Straße, zwischen steilen Bergwänden am Strom entlang laufend, dem Euphrat. Die Strecke bis Kemach, die in der Luftlinie nur 16 Kilometer beträgt, verlängert sich durch die Windungen auf 55 Kilometer. In den Engpässen der Straße wurden die zwischen Militär und herbeigerufenen Kurden eingekeilten wehrlosen Scharen, fast nur Frauen und Kinder, überfallen. Zuerst wurden sie völlig ausgeplündert, dann in der scheußlichsten Weise abgeschlachtet und die Leichen in den Fluß geworfen. Zu Tausenden zählten die Opfer bei diesem Massaker im Kemachtal, nur zwölf Stunden von der Garnisonstadt Erzingjan, dem Sitz eines Mutessarifs (Regierungspräsidenten) und des Kommandos des vierten Armeekorps entfernt. Was hier vom 10. bis 14. Juni geschah, ist mit Wissen und Willen der Behörden geschehen. Die deutschen Krankenschwestern erzählen:

„Die Wahrheit der Gerüchte wurde uns zuerst von unserer türkischen Köchin bestätigt. Die Frau erzählte unter Tränen, daß die Kurden die Frauen mißhandelt und getötet und die Kinder in den Euphrat geworfen hätten. Zwei junge, auf dem amerikanischen Kollege in Kharput ausgebildete Lehrerinnen zogen mit einem Zug von Deportierten durch die Kemachschlucht (Kemach-Boghasi), als sie am 10. Juni unter Kreuzfeuer genommen wurden. Vorn sperrten Kurden den Weg, hinten waren die Miliztruppen eines gewissen Talaat. In ihrem Schrecken warfen sie sich auf den Boden. Als das Schießen aufgehört hatte, gelang es ihnen und dem Bräutigam der einen, der sich als Frau verkleidet hatte, auf Umwegen nach Erzingjan zurückzukommen. Ein türkischer Klassengefährte des jungen Mannes war ihnen behilflich. Kurden, die ihnen begegneten, gaben sie Geld. Als sie die Stadt erreicht hatten, wollte ein Gendarm die eine von ihnen, die Braut war, mit in sein Haus nehmen. Als der Bräutigam dagegen Einspruch erhob, wurde er von den Gendarmen erschossen. Die beiden jungen Mädchen wurden nun durch den türkischen Freund des Bräutigams in vornehme muhammedanische Häuser gebracht, wo man sie freundlich aufnahm, aber auch sofort aufforderte, den Islam anzunehmen. Sie ließen durch den Arzt Kasassian die deutschen Krankenschwestern flehentlich bitten, sie mit nach Kharput zu nehmen. Die eine schrieb, wenn sie nur Gift hätten, würden sie es nehmen.“

Am folgenden Tage, dem 11. Juni, wurden reguläre Truppen von der 86. Kavalleriebrigade unter Führung ihrer Offiziere in die Kemachschlucht geschickt, um, wie es hieß, die Kurden zu bestrafen. Diese türkischen Truppen haben, wie es die deutschen Krankenschwestern aus dem Munde türkischer Soldaten, die selbst dabei waren, gehört haben, alles, was sie noch von den Karawanen am Leben fanden, fast nur Frauen und Kinder, niedergemacht. Die türkischen Soldaten erzählten, wie sich die Frauen auf die Knie gestürzt und um Erbarmen gefleht hätten, und dann, als keine Hilfe mehr war, ihre Kinder selbst in den Fluß geworfen hätten. Ein junger türkischer Soldat sagte: „es war ein Jammer. Ich konnte nicht schießen. Ich tat nur so“. Andere rühmten sich gegenüber dem deutschen Apotheker, Herrn Gehlsen, ihrer Schandtaten. Vier Stunden dauerte die Schlächterei. Man hatte Ochsenwagen mitgebracht, um die Leichen in den Fluß zu schaffen und die Spuren des Geschehenen zu verwischen. Am Abend des 11. Juni kamen die Soldaten mit Raub beladen zurück. Nach der Metzelei wurde mehrere Tage in den Kornfeldern um Erzingjan Menschenjagd gehalten, um die vielen Flüchtlinge abzuschießen die sich darin versteckt hatten.

In den nächsten Tagen kamen die ersten Züge von Deportierten aus Baiburt durch Erzingjan.

Baiburt.

In der Stadt Baiburt und den umliegenden Dörfern lebten 17 000 Armenier. In verschiedenen aufeinanderfolgenden Transporten wurde die Bevölkerung in den ersten beiden Juniwochen aus den Dörfern und der Stadt ausgetrieben. Zuerst kamen die Dörfer an die Reihe, in denen viele Einwohner schon den Gendarmen und den plündernden Bauern zum Opfer gefallen waren. Drei Tage vor dem Aufbruch der Armenier von Baiburt wurde der armenische Bischof Wartabed Hazarabedjan nach achttägiger Gefangenschaft mit noch sieben angesehenen Armeniern gehenkt. Sieben oder acht andere vornehme Armenier, die sich weigerten, die Stadt zu verlassen, wurden in ihren Häusern getötet, 70 oder 80 andere im Gefängnis geschlagen, in die Wälder geschleppt und dort getötet.

Die Stadtbevölkerung wurde in drei großen Haufen verschickt. Den zweiten Haufen fand man als Leichen an der Straße liegen. Sie waren von türkischen Banden überfallen worden, die die Frauen und Mädchen mitnahmen, die größeren Kinder und die älteren Frauen töteten und die kleinen Kinder an die türkischen Dorfbewohner verteilten. Die Witwe eines angesehenen Armeniers, die bei einem letzten Schub von 400 bis 500 Deportierten war, erzählte von ihren Erlebnissen folgendes:

„Mein Mann starb vor acht Jahren und hinterließ mir, meiner achtjährigen Tochter und meiner Mutter einen ausgedehnten Besitz, von dem wir behaglich leben konnten. Seit Beginn der Mobilisation hat der Kommandant mietfrei in meinem Hause gewohnt. Er sagte mir, ich würde nicht zu gehen brauchen, aber ich fand, daß ich verpflichtet sei, das Schicksal meines Volkes zu teilen. Ich nahm drei Pferde mit mir, die ich mit Vorräten belud. Meine Tochter hatte einige Goldmünzen als Schmuck am Halse, und ich hatte etwa zwanzig Pfund und vier Diamanten bei mir. Alles übrige mußten wir zurücklassen. Unser Trupp brach am 14. Juni auf. Er zählte 400 bis 500 Personen, 15 Gendarmen begleiteten uns. Der Mutessarif (Regierungspräsident) wünschte uns eine „glückliche Reise“. Wir waren kaum zwei Stunden von der Stadt entfernt, als Banden von Dorfbewohnern und Banditen in großer Zahl mit Büchsen, Gewehren, Äxten usw. uns auf der Straße umzingelten und alles dessen beraubten, was wir mit uns hatten. Die Gendarmen selbst nahmen meine drei Pferde und verkauften sie an türkische Muhadjirs. Das Geld dafür steckten sie ein. Sie nahmen weiter mein Geld und das, was meine Tochter am Halse trug, dazu alle unsere Nahrungsmittel. Darauf trennten sie die Männer von uns. Im Verlauf von sieben bis acht Tagen töteten sie einen nach dem andern. Keine männliche Person über 15 Jahre blieb übrig. Zwei Kolbenschläge genügten, um einen abzutun. Neben mir wurden zwei Priester getötet, der aus Terdjan stammende Ter-Wahan und der über 90 Jahre alte Ter-Michael. Die Banditen ergriffen alle gutaussehenden Frauen und Mädchen und entführten sie auf ihren Pferden. Sehr viele Frauen und Mädchen wurden so in die Berge geschleppt, unter ihnen meine Schwester, deren ein Jahr altes Kindchen sie fortwarfen. Ein Türke hob es auf und nahm es mit, wohin, weiß ich nicht. Meine Mutter lief, bis sie nicht mehr laufen konnte. Am Wegrand auf einer Höhe brach sie zusammen. Wir fanden auf der Straße viele von denen, die in den früheren Trupps von Baiburt fortgeführt worden waren. Unter den Getöteten lagen einige Frauen bei ihren Männern und Söhnen. Auch alten Leuten und kleinen Kindern begegneten wir, die noch am Leben waren, aber in jammervollem Zustande. Von vielem Weinen hatten sie die Stimme verloren.

Wir durften nachts nicht in den Dörfern schlafen, sondern mußten uns außerhalb derselben auf der bloßen Erde niederlegen. Um ihren Hunger zu stillen, sah ich die Leute Gras essen. Im Schutze der Nacht wurde von den Gendarmen, Banditen und Dorfbewohnern Unsagbares verübt. Viele unserer Genossen starben vor Hunger und durch Schlaganfälle. Andere blieben am Wegrande liegen, zu schwach, um weiter gehen zu können.

Eines Morgens sahen wir 50 bis 60 Wagen mit 30 türkischen Witwen, deren Männer im Kriege gefallen waren, die von Erzerum kamen und nach Konstantinopel fuhren. Eine dieser Frauen gab einem Gendarmen einen Wink und zeigte auf einen Armenier, den er töten solle. Der Gendarm fragte, ob sie ihn nicht selbst töten wolle, worauf sie antwortete: Warum nicht? Sie zog einen Revolver aus der Tasche und erschoß ihn. Jede dieser türkischen Frauen hatte 5 oder 6 armenische Mädchen von 10 Jahren oder darunter bei sich. Knaben wollten die Türken niemals nehmen; sie töteten alle, und zwar jeden Alters. Diese Frauen wollten mir auch meine Tochter nehmen, aber sie wollte sich nicht von mir trennen. Schließlich wurden wir beide in ihren Wagen genommen, als wir versprachen, Muhammedaner zu werden. Sobald wir in die Araba (Wagen) gestiegen waren, fing sie an, uns zu lehren, was man als Moslem zu tun hat, und änderte unsere christlichen Namen in muhammedanische.

Die schlimmsten und unsagbarsten Greuel blieben uns aufgespart, als wir in die Ebene von Erzingjan und an das Ufer des Euphrat kamen. Die verstümmelten Leichen von Frauen, Mädchen und kleinen Kindern machten jedermann schaudern. Auch den Frauen und Mädchen, die mit uns waren, fügten die Banditen Entsetzliches zu. Ihr Schreien stieg zum Himmel empor. Am Euphrat warfen die Gendarmen alle noch übrigen Kinder unter 15 Jahren in den Fluß. Die schwimmen konnten, wurden erschossen, als sie mit den Wellen kämpften. Als wir Enderes auf der Straße nach Siwas erreichten, waren die Abhänge und Felder besät mit angeschwollenen und schwarz gewordenen Leichen, die die Luft mit ihrem Geruch erfüllten und verpesteten.

Nach 7 Tagen erreichten wir Siwas. Dort war nicht ein Armenier mehr am Leben. Die türkischen Frauen nahmen mich und meine Tochter mit ins Bad und zeigten uns viele andere Frauen und Mädchen, die den Islam hatten annehmen müssen. Auf dem Wege nach Josgad trafen wir 6 Frauen, die den Feredjé (Schleier) trugen, mit ihren Kindern auf dem Arm. Als die Gendarmen die Schleier lüfteten, fanden sie, daß es als Frauen verkleidete Männer waren und erschossen sie auf der Stelle. Nach einer Reise von 32 Tagen erreichten wir Konstantinopel.“

Über den Zustand und das Schicksal der Karawanen von Deportierten, die aus der Gegend von Baiburt und Erzerum durch Erzingjan durchkamen, liegt noch ein weiteres Zeugnis der beiden deutschen Krankenschwestern aus Erzingjan vor:

„Am Abend des 18. Juni gingen wir mit unserem Freunde, Herrn Apotheker Gehlsen, vor unserem Hause auf und ab. Da begegnete uns ein Gendarm, der uns erzählte, daß kaum zehn Minuten oberhalb des Hospitals eine Schar Frauen und Kinder aus der Baiburtgegend übernachtete. Er hatte sie selber treiben helfen und erzählte in erschütternder Weise, wie es den Deportierten auf dem ganzen Wege ergangen sei. Kessé, Kessé sürüjorlar! (Schlachtend, schlachtend treibt man sie!) Jeden Tag, erzählte er, habe er zehn bis zwölf Männer getötet und in die Schluchten geworfen. Wenn die Kinder schrien und nicht mitkommen konnten, habe man ihnen die Schädel eingeschlagen. Den Frauen hätte man alles abgenommen und sie bei jedem neuen Dorf aufs neue geschändet. „Ich selber habe drei nackte Frauenleichen begraben lassen“, schloß er seinen Bericht, „Gott möge es mir zurechnen.“ Am folgenden Morgen in aller Frühe hörten wir, wie die Totgeweihten vorüberzogen. Wir und Herr Gehlsen schlossen uns ihnen an und begleiteten sie eine Stunde weit bis zur Stadt. Der Jammer war unbeschreiblich. Es war eine große Schar. Nur zwei bis drei Männer, sonst alles Frauen und Kinder. Von den Frauen waren einige wahnsinnig geworden. Viele schrien: „Rettet uns, wir wollen Moslems werden, oder Deutsche, oder was ihr wollt, nur rettet uns. Jetzt bringen sie uns nach Kemach und schneiden uns die Hälse ab.“ Dabei machten sie eine bezeichnende Geberde. Andere trabten stumpf und teilnahmslos daher, mit ihren paar Habseligkeiten auf dem Rücken und ihren Kindern an der Hand. Andre wieder flehten uns an, ihre Kinder zu retten. Als wir uns der Stadt näherten, kamen viele Türken geritten und holten sich Kinder oder junge Mädchen. Am Eingang der Stadt, wo auch die deutschen Ärzte ihr Haus haben, machte die Schar einen Augenblick halt, ehe sie den Weg nach Kemach einschlug. Hier war es der reine Sklavenmarkt, nur daß nichts gezahlt wurde. Die Mütter schienen die Kinder gutwillig herzugeben, und Widerstand hätte nichts genützt.“

Als die beiden deutschen Rote-Kreuz-Schwestern am 21. Juni Erzingjan verließen, sahen sie unterwegs noch mehr von dem Schicksal der Deportierten.

„Auf dem Wege begegnete uns ein großer Zug von Ausgewiesenen, die erst kürzlich ihre Dörfer verlassen hatten und noch in guter Verfassung waren. Wir mußten lange halten, um sie vorüber zu lassen, und nie werden wir den Anblick vergessen. Einige wenige Männer, sonst nur Frauen und eine Menge Kinder. Viele davon mit hellem Haar und großen blauen Augen, die uns so toternst und mit solch unbewußter Hoheit anblickten, als wären sie schon Engel des Gerichts. In lautloser Stille zogen sie dahin, die Kleinen und die Großen, bis auf die uralte Frau, die man nur mit Mühe auf dem Esel halten konnte, alle, alle, um zusammengebunden vom hohen Felsen in die Fluten des Euphrat gestürzt zu werden, in jenem Tal des Fluches Kemach-Boghasi. Ein griechischer Kutscher erzählte uns, wie man das gemacht habe. Das Herz wurde einem zu Eis. Unser Gendarm berichtete, er habe gerade erst einen solchen Zug von 3000 Frauen und Kindern von Mamachatun (aus dem Terdjan-Gebiet zwischen Erzerum und Erzingjan) nach Kemach gebracht: „Hep gitdi bitdi!“ „Alle weg und hin!“, sagte er. Wir: „Wenn ihr sie töten wollt, warum tut ihr es nicht in ihren Dörfern? Warum sie erst so namenlos elend machen?“ – „Und wo sollten wir mit den Leichen hin, die würden ja stinken!“, war die Antwort.

Die Nacht verbrachten wir in Enderes in einem armenischen Haus. Die Männer waren schon abgeführt, während die Frauen noch unten hausten. Sie sollten am folgenden Tage abgeführt werden, wurde uns gesagt. Sie selbst aber wußten es nicht und konnten sich deshalb noch freuen, als wir den Kindern Süßigkeiten schenkten. An der Wand unseres Zimmers stand auf Türkisch geschrieben:

„Unsere Wohnung ist die Bergeshöhe,
Ein Zimmer brauchen wir nicht mehr.
Wir haben den bitteren Todestrunk getrunken.
Den Richter brauchen wir nicht mehr.“

Es war ein heller Mondscheinabend. Kurz nach dem Zubettgehen hörte ich Gewehrschüsse mit vorangehendem Kommando. Ich verstand, was es bedeutete, und schlief förmlich beruhigt ein, froh, daß diese Opfer wenigstens einen schnellen Tod gefunden hatten und jetzt vor Gott standen. Am Morgen wurde die Zivilbevölkerung aufgerufen, um auf Flüchtlinge Jagd zu machen. In allen Richtungen ritten Bewaffnete. Unter einem schattigen Baum saßen zwei Männer und teilten die Beute, der eine hielt gerade eine blaue Tuchhose in die Höhe. Die Leichen waren alle nackt ausgezogen, eine sahen wir ohne Kopf.

In dem nächsten griechischen Dorfe trafen wir einen wildaussehenden bewaffneten Mann, der uns erzählte, daß er dort postiert sei, um die Reisenden zu überwachen (d. h. die Armenier zu töten). Er haben deren schon viele getötet. Im Spaß fügte er hinzu, „einen von ihnen habe er zu ihrem Könige gemacht“. Unser Kutscher erklärte uns, es seien die 250 armenischen Wegearbeiter (Inscha’at-Taburi, Armierungssoldaten) gewesen, deren Richtplatz wir unterwegs gesehen hatten. Es lag noch viel geronnenes Blut da, aber die Leichen waren entfernt.

Am Nachmittag kamen wir in ein Tal, wo drei Haufen Wegearbeiter saßen, Moslem, Griechen und Armenier. Vor den Letzteren standen einige Offiziere. Wir fahren weiter einen Hügel hinan. Da zeigt der Kutscher in das Tal hinunter, wo etwa hundert Männer von der Landstraße abmarschierten und neben einer Senkung in einer Reihe aufgestellt wurden. Wir wußten nun, was geschehen würde. An einem anderen Ort wiederholte sich dasselbe Schauspiel. Im Missionshospital in Siwas sahen wir einen Mann, der einem solchen Massaker entronnen war. Er war mit 95 anderen armenischen Wegearbeitern (die zum Militärdienst ausgehoben waren) in eine Reihe gestellt worden. Daraufhin hätten die zehn beigegebenen Gendarmen, soviel sie konnten, erschossen. Die übrigen wurden von andern Moslems mit Messern und Steinen getötet. Zehn waren geflohen. Der Mann selber hatte eine furchtbare Wunde im Nacken. Er war ohnmächtig geworden. Nach dem Erwachen gelang es ihm, den zwei Tage weiten Weg nach Siwas zu machen. Möge er ein Bild seines Volkes sein, daß es die ihm jetzt geschlagene tödliche Wunde verwinden könne!

Eine Nacht verbrachten wir im Regierungsgebäude zu Zara. Dort saß ein Gendarm vor der Tür und sang unausgesetzt: „Ermenileri hep kesdiler“ (Die Armenier sind alle abgeschlachtet). Am Telephon im Nebenraum unterhielt man sich über die noch Einzufangenden. Einmal übernachteten wir in einem Hause, wo die Frauen gerade die Nachricht vom Tode ihrer Männer erhalten hatten und die Nacht hindurch wehklagten. Der Gendarm sagte: „Dies Geschrei belästigt euch! Ich will hingehen und es ihnen verbieten.“ Glücklicherweise konnten wir ihn daran verhindern. Wir versuchten es, mit den Ärmsten zu reden, aber sie waren ganz außer sich: „Was ist das für ein König, der so etwas zuläßt? Euer Kaiser muß doch helfen können. Warum tut er es nicht?“ usw. Andere waren von Todesangst gequält. „Alles, alles mögen sie uns nehmen bis aufs Hemd, nur das nackte Leben lassen.“ Das mußten wir immer wieder mit anhören und konnten nichts tun, als auf den hinweisen, der den Tod überwunden hat.“


4. Nachträge.


1) Die letzte Phase der Verfolgungsgeschichte spielte sich im Kaukasus ab, als nach dem Frieden von Brest-Litowsk die russische Armee sich zurückzog und den Kaukasus der Invasion der türkischen Truppen preisgab. Über die Vorgänge im Kaukasus vgl. „Deutschland und Armenien 1914–1918“. Sammlung diplomatischer Aktenstücke, hersg. und eingel. von Dr. Johannes Lepsius. Der Tempelverlag in Potsdam 1919. Einl. S. XLV und die Aktenstücke d. Js. 1918, S. 365 ff.

2) Über Nazareth Tschauch und die Entstehung der Unruhen in Zeitun vgl. Lepsius, Dtschl. und Arm. S. IX ff. und die Berichte von Konsul Roeßler, Aleppo, Aktenstücke Nr. 11 und 25.

3) Die Gesamtzahl der Deserteure, die, aus Christen und Muhammedanern bestehend, schon vor dem Kriege seit 1913 sich in die Berge geflüchtet hatten, betrug zu der Zeit nach Mitteilung von Herrn Konsul Roeßler etwa 150. Der Verlust der Toten und Verwundeten bei dem Angriff auf das Kloster wird von ihm auf „eine Anzahl Toter und Verwundeter“ angegeben.

4) Die Zahl von 20 000 Seelen umfaßt auch die Dörfer in der Umgegend von Zeitun.

5) Über die Vorgänge in Dörtjol sind nähere Berichte in dem deutschen Konsularbericht aus Adana vom 13. März 1915 gegeben. Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 19.

6) Über die Vorgänge in Urfa siehe die Berichte des deutschen Konsuls Herrn Roeßler von Aleppo, Lepsius, Dtschl. und. Arm. Nr. 193, 202 und 226 Anl. 1. Am 19. und 20. August fanden Massakers statt, bei denen etwa 200 Armenier getötet wurden. Am 29. September setzten sich die Armenier, um der drohenden Deportation zu entgehen, in Verteidigungszustand in ihrem Stadtviertel. Vom 4. bis zum 15. Oktober währte die Belagerung des Viertels durch türkische Truppen, wobei diese 50 Tote und 120 bis 130 Verwundete hatten. Die männliche armenische Bevölkerung der Stadt wurde, nachdem der Widerstand gebrochen war, zum größten Teil getötet, die Frauen und Kinder deportiert. Die Stadt zählte vor der Deportation etwa 20 000 Armenier.

7) Dazu schrieb Prediger J. Spörri, Leiter der Station Wan des deutschen Hilfsbundes für Christliches Liebeswerk im Orient, am 7. 10. 1916 aus Zürich an den Verfassen

„Als am 20. 4. 15 die Feindseligkeiten vor meinen Augen ausgebrochen waren und in schauerlicher Weise auf uns geschossen wurde, war ich gedrungen, an den Wali zu schreiben. Ich erzählte den Anfang der Feindseligkeiten, teilte mit, daß wir dem Kugelregen ausgesetzt seien, ersuchte, da ich annehmen mußte, daß solches unmöglich nach dem Wollen des Walis sein könne, um weitere Vermeidung solcher Handlungen und bat, die Streitigkeiten friedlich zu ordnen. Mit meinem Schreiben ging ich zu Dr. Usher (es war das ein gefährlicher Weg, da unaufhörlich geschossen wurde), las ihm den Inhalt vor und veranlaßte ihn, von seiner Seite ein Gleiches zu tun. Der Brief vom 23. 4. von Djevdet Bey war die Antwort auf unser Schreiben. Übrigens hatte ich die Verteidiger gebeten, sie möchten sich von der Front unserer Station zurückziehen, da sie das Feuer auf uns zögen. Ich hatte die Genugtuung, daß mein Wunsch erfüllt wurde. Freilich war auch so von einem Aufhören des Feuers gegen uns nicht die Rede.“

8) Auch der Wali Rachmi Bei wurde schließlich, wenn auch erst ein Jahr nach der allgemeinen Deportation, durch den Befehl der Regierung von Konstantinopel gezwungen, den Befehl zur Deportation zu geben. Lediglich dem Einschreiten des Oberbefehlshabers General Liman von Sanders, der mit militärischem Widerstand drohte, ist es zu danken, daß die Deportation der Armenier von Smyrna nicht zur Ausführung kam. Vgl. Lepsius, Dtschl. und Arm. S. LIX und die Aktenstücke Nr. 306, 307, 308.


9) Vgl. den fesselnden Bericht über die Flucht der Armenier von Suedije von Pastor Digran Andreasjan, der im Anhang von Lepsius, Dtschl. und Arm. abgedruckt, auch im Tempelverlag in Potsdam separat erschienen ist, „Suedije, eine Episode aus den Armenierverfolgungen des Jahres 1915.“ M. 0,50.

10) Durch Gesetz vom 1. August 1916 wurde ein Jahr darauf die alte Kirchenverfassung der gregorianischen Kirche zerstört und das Patriarchat von Konstantinopel in das Kloster Mar Jakub in Jerusalem verlegt. Erst nach dem Sturz der jungtürkischen Regierung und dem Zusammenbruch der Türkei wurde das Gesetz wieder aufgehoben.

11) Nach dem Zusammenbruch der Türkei ist das ursprüngliche Programm der Daschnagzagan natürlich gegenstandslos geworden. Auf den Glücksfall, daß die beiden Feinde der Armenier, die Türkei und Russland, gleichzeitig zusammenbrechen würden, so daß für ein völlig unabhängiges Groß-Armenien Raum wurde, konnte kein politisches Programm im voraus rechnen.

12) Wartkes wurde zusammen mit Sohrab auf dem Wege von Urfa nach Diarbekir durch die begleitenden Gendarmen auf Befehl der Regierung ermordet. Lepsius, Dtschl. und Arm. S. 109.

13) Die Polizei in Konstantinopel hat nachträglich zwei Bilderbücher mit Haufen von Gewehren, Bomben, Fahnen und dergl. veröffentlicht, die nur Unkundige über den Wert solcher Machwerke täuschen können. Eine Charakteristik dieser Publikation hat die Deutsch-Armenische Gesellschaft veröffentlicht.

14) Vgl. den Bericht des deutschen Botschafters Freiherrn von Wangenheim in Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 38. „Die Behauptung, es lägen Beweise vor, daß für den Tag des Thronbesteigungsfestes ein Putsch beabsichtigt gewesen sei, erklärte Talaat Bey für unzutreffend.“ Die Pforte selbst erklärte offiziell die Verschickung der Konstantinopler Intellektuellen nur für eine Vorbeugungsmaßregel.

15) Die letzte türkische Lesung lautete, daß alle 180 000 Muselmanen von den Armeniern massakriert worden seien. Vgl. Lepsius, Dtschl. und Arm. S. LXXIII f.

16) Vgl. dazu die Berichte des deutschen Konsuls Herrn Anders in Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 5, 6 und 10.

17) Das später erschienene Communiqué der türkischen Regierung über die Vorgänge in Urfa wird von dem deutschen Konsul Herrn Roeßler in Aleppo in seinem Bericht vom 16. November 1915 einer Kritik unterzogen. Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 202.

18) Vgl. Lepsius, Dtschl. und Arm. Einl Kap. V, 5: Die offizielle Motivierung. S. LXVI ff.

19) Vgl. die Urteile der deutschen Botschafter und Konsuln ebenda S. LXXVI ff.

20) Vgl. das Urteil des deutschen Botschafters Graf Wolff-Metternich in Lepsius, Dtschl. und. Arm. Nr. 287.

21) Vgl. die Urteile deutscher Konsuln in Lepsius, Dtschl. und Arm. S. LXXVI ff.

22) Wäre die Türkei siegreich aus dem Krieg hervorgegangen, so wäre allerdings nicht daran zu denken gewesen, daß der Raub des gesamten Nationalgutes des armenischen Volkes wieder rückgängig gemacht worden wäre. Auch jetzt wird es schwer sein, auch nur einen beträchtlichen Teil der beweglichen Habe den Dieben und Räubern, die daß Gut schon längst verschleudert haben werden, zu entreißen.

23) Vgl. den Bericht über die Verhandlungen im türkischen Senat vom Oktober und November 1915 in Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 223.

24) Vgl. zu diesem Kapitel den Abschnitt: Zwangsbekehrungen zum Islam, in der Einleitung von Lepsius, Dtschl. und Arm. und ebenda die Konsularberichte laut Sachregister unter Zwangsbekehrungen.

25) Vgl. den Bericht des deutschen Vizekonsuls Herrn Kuckhoff vom 4. Juli 1915 aus Samsun, Lepsius, Dtschl. und Arm. Nr. 116 Anlage.

26) Nur unter den syrischen Nestorianern gab es eine kleine hochkirchliche Mission, die am Sitz des nestorianischen Patriarchen in Kodschannes bei Djulamerg im oberen Zabtal und in Urmia auf persischem Gebiet eine Vertretung hatte und eine Art Nuntiatur des Erzbischofs von Canterbury bei dem nestorianischen Patriarchat bildete. Diese hochkirchlichen Herren haben niemals mit Armenien oder der armenischen Frage zu tun gehabt und sich ausschließlich auf die syrischen Nestorianer beschränkt.

27) Dies war Anfang 1916 geschrieben. Nach der Vernichtung ihres Volkstums in der Türkei würden es jetzt natürlich alle noch Überlebenden Armenier ablehnen, unter türkische Herrschaft zurückzukehren.

28) Vielleicht wird Herr Bratter nach der Veröffentlichung der diplomatischen Aktenstücke über den Vernichtungskampf der Türken gegen die christlichen Armenier durch die Urteile der deutschen Botschafter und Konsuln jetzt eines Besseren belehrt werden.

29) Den genannten Städten ist noch Aleppo hinzuzufügen, wo dank der rastlosen Bemühungen des deutschen Konsuls wenigstens die ortsansässige Bevölkerung von der Deportation verschont blieb. Die Armenier von Bagdad waren zunächst nach Mossul deportiert worden und sollten von dort weitergeschafft werden. Der Einspruch des Feldmarschalls Freiherrn von der Goltz, der den Weitertransport untersagte, wurde von der Regierung in Konstantinopel erst respektiert, als der Feldmarschall wegen dieser Sache telegraphisch um seine sofortige Abberufung bat. S. Lepsius, Dtschl. und Arm. Einl. S. LIX und Aktenstück Nr. 224.


30) Über den Gesamtverlust an Ermordeten und Verhungerten, der auf eine Million geschätzt wird, vgl. Lepsius Dtschl. und Arm. Einleitung V, 4, S. LXIII, das Kapitel: Opfer.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: benachrichtig