Zum Inhalt springen

Der Wächter am See

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Wächter am See
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 236, 240
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[236]

Die Festung Peschiera am Gardasee. 0 Nach einer Originalzeichnung.

[240] Der Wächter am See. Wohl allen unsern Lesern wird noch erinnerlich sein, welches Schlagwort das sogenannte Festungsviereck in dem letzten italienischen Freiheitskampfe gewesen ist und was für eine Bedeutung dasselbe in der That in Anspruch zu nehmen hat, wenn es sich für Oesterreich um den Besitz Venetiens handelt, – wie es also vielleicht in nicht allzuferner Zeit von Neuem die Blicke Europas auf sich gerichtet sehen wird.

Ein Glied dieses vielgenannten Festungsvierecks, das außerdem aus den Werken von Verona, Mantua und Legnano besteht und das Terrain zwischen den Flüssen Etsch und Mincio beherrscht, ist das am Südende des wunderbar schönen Gardasees sich erhebende Peschiera, das unsere heutige nach einer geistreichen Originalskizze ausgeführte Illustration vor Augen bringt. Das Bild, welches – unsers Wissens – überhaupt das einzige ist, das bis jetzt von der interessanten Localität in die Oeffentlichkeit gekommen ist, vermag indeß nur eine schwache Vorstellung zu verleihen von den paradiesischen Umgebungen, mit denen der herrliche See am mittäglichen Fuße der Alpen begnadet ist. Bewundernd schweift der Blick von Ufer zu Ufer und ruht entzückt auf dem wasserumspülten Riva mit seinen Citronenterrassen, auf den himmelhohen Felsen, die sich gen Westen steil in die Fluth senken, auf dem Vorgebirge von San Vigilio, über dessen vom mächtigen Monte Baldo geschützte Hügel sich der üppigste Fruchtsegen ausgießt, auf allen den weißblinkenden Häusern, die mit dem Azur des Wasserbeckens einen so malerischen Contrast bilden.

Nehmen wir jetzt die Karte zu Hand; sie zeigt uns die strategische Wichtigkeit, welche die natürliche Lage dem Platze verleiht: trotzdem waren bis zum Jahre 1859 die eigentlichen Fortificationen Peschieras von mannigfach fehlerhafter Construction. Seitdem es aber zur Grenzfestung gegen das Königreich Italien geworden ist, hat sich die österreichische Regierung veranlaßt gesehen, die früher kleine Festung so umzubauen, zu erweitern und zu verstärken, daß sie jetzt ein Platz ersten Ranges genannt werden darf. Aus mehreren mit bastionirten Wällen von starkem Profil umgebenen Forts bestehend, an welche sich ein gleichfalls mit Citadellen, Redouten, Wall und Graben verschanztes Lager anschließt, das vierzigtausend Mann Soldaten fassen kann, dient sie zugleich zum Arsenal für die kleine Flotte, welche das Seegelände beschützen soll.

Wer nicht Militair ist von unsern Lesern, für den wird jedoch die kriegerische Bedeutung des Platzes kaum eine Anziehungskraft besitzen neben der unerschöpflichen Fülle von Naturschönheit, welche auf Schritt und Tritt mit neuem Zauber fesselt.