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Der Wassermann (Erk)

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Autor:
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Titel: Der Wassermann
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 50–52
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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[50]
17. Der Wassermann.


Mäßig. Mündlich, aus Wittstock (und der Gegend von Wilsnak).
Noten
Noten


1.
Es freit einmal ein Wassermann,

der wollte Königs Tochter han. :|:

2.
Er freit wol länger als sieben Jahr,

bis daß die junge Braut seine war.

3.
Sie gieng wol in den Garten

und wollt der Blümlein warten.

4.
Da sah sie in den Wolken stehn,

daß sie im Rhein sollt untergehn.

5.
Sie gieng wol in die Kammer,

beweint sich ihren Jammer.

6.
„Ach Tochter, schweig nur stille,

und thu nach unserm Willen!

7.
„Und so du thust, wies uns gefällt,

so kommst du ja nicht aus der Welt.“

8.
Der Bräutgam kam geritten

mit vierundvierzig Reitern.

9.
‚‚‚Guten Tag, guten Tag, liebste Eltern mein,

wo ist denn nun das junge Bräutelein?‘‘‘

10.
„Da drinnen in der Kammer

schlägt sie die Händ zusammen.“

11.
Der Bräutgam war ein geschwindiger Mann,

er schaut, daß er in die Kammer kam.

[51]
12.
‚‚‚Ei Bräutlein, liebstes Bräutlein mein,

wie geht dirs denn im Kämmerlein?‘‘‘

13.
„„Mir gehts nicht gut, mir gehts nicht wohl,

und daß ich heut noch sterben soll.

14.
„„Ei Mutter, herzliebste Mutter mein,

laß mich dies Jahr noch Jungfer sein!““

15.
„Keine Jungfer darfst du nicht mehr sein,

du mußt ja jetzt schon seine sein.“

16.
„„Ei Mutter, bleibt in Gottes Namn!

jetzt seht ihr mich zum letzten Mal.““

17.
Und als sie auf den Wagen stieg,

ihrem Vater und Mutter gute Nacht sie giebt.

18.
„Gute Nacht, gute Nacht, mein Töchterlein!

wir hoffen, es wird dein Glück noch sein.“

19.
„„Wie soll denn das mein Glück noch sein?

seine Mutter ist ein wildes Wasserweib,
das wird mir kosten mein jungen Leib.““

20.
Und als sie auf Grunheid naus kamn,

zwei weiße Schwanen ihr entgegen kamn.

21.
„„Fliegt ihr nur hin, wo Freude ist!

ich fahre hin, wo Elend ist.

22.
„„Das kann ich an der Sonne sehn,

daß ich heut muß zu Grunde gehn.““

23.
Und als sie an die Brücke kamn,

ihrn Tod sie schon vor Augen sah.

24.
„„Nun zieht mir aus mein Ehrenkleid,

ich mach mich gleich zum Tod bereit!““

25.
Er ließ die Brücke befahren

mit vierundvierzig Wagen.

26.
Sie fuhren hinüber, fuhren wieder herüber,

und die junge junge Braut wollte nicht hinüber.

[52]
27.
Er ließ die Brücke bereiten

mit vierundvierzig Reitern.

28.
Sie ritten hinüber, ritten wieder herüber,

und die junge junge Braut wollte nicht hinüber.

29.
Und als sie auf die Brücke kam,

ein Stein mit ihr zu Grunde gang.

30.
‚‚‚Geschwind, geschwind, eine Kette,

damit ich sie errette!‘‘‘

31.
Sie schwimmt wol hin, sie schwimmt wol her,

die Braut die sah man nimmermehr. –

32.
‚‚‚Soll dies die siebente Seele sein,

die ich gefahren hab an diesen Rhein,
so soll meine Mutter die achte sein!‘‘‘